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In Seite Helvetier:

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Die Eroberung Galliens durch Caesar beendete auch die Unabhängigkeit der Helvetier, die Teil des Römischen Reichs wurden. Cicero erwähnt, dass sie – wohl als Folge der militärischen Niederlage gegen Caesar – ein foedus (Bündnis) mit Rom abgeschlossen hätten.

Über die Kämpfe Roms gegen die Helvetier zu Anfang der Gallischen Kriege berichtet Caesar ausführlich am Anfang seines «De Bello Gallico». Der helvetische Adlige Orgetorix soll eine Auswanderung ins Gebiet der Santonen (heutige Saintonge) geplant und vorbereitet haben. Als die Helvetier loszogen, war Orgetorix bereits unter mysteriösen Umständen gestorben, nachdem man ihn des Strebens zum Königtum angeklagt hatte, was in grossen Teilen Galliens damals als todeswürdiges Verbrechen galt. Danach hätten die Helvetier ihr Siedlungsgebiet komplett verlassen, ihre Siedlungen und Felder zerstört, und seien mit allen wehrfähigen Männern, Proviant und allen anderen Stammesangehörigen in westliche Richtung gewandert, um ein neues Siedlungsgebiet in Gallien zu suchen und andere gallische Stämme zu unterwerfen. Die Haeduer und Allobroger hätten Caesar und seine Legionen um Hilfe gebeten, da die Helvetier sie bedroht und ihr Land verwüstet hätten. Caesar sei es gemeinsam mit seinen gallischen Verbündeten gelungen, die Helvetier und deren Verbündete 58 v. Chr. zur Entscheidungsschlacht bei Bibracte zu stellen und ihr Heer vernichtend zu schlagen.

Caesar gibt an, man habe im Lager der Besiegten Tafeln in griechischer Schrift mit Ergebnissen einer Volkszählung gefunden.[1] Die Tafeln hätten eine namentliche Aufstellung und die Zahl derer enthalten, die aus der Heimat ausgezogen waren, und zwar getrennt nach Waffenfähigen und ebenso nach Kindern, Frauen und Alten. Daraus hätte sich eine Zahl von 263.000 Helvetiern ergeben, ausserdem 36'000 Tulingern, 14'000 Latobrigern, 23'000 Rauracern, 32.000 Boiern. Wehrfähig seien 92'000 Männer gewesen. Nach Annahme der Kapitulation seiner Feinde liess Caesar ihnen Leben und Freiheit und ordnete an, die Helvetier, Tulinger, Latobriger und Rauraker sollten in ihr altes Siedlungsgebiet[2] zurückkehren und ihre zerstörten Siedlungen wieder aufbauen, während die Allobroger sie am Anfang mit Getreide versorgen mussten. Nachdem auf Anordnung Caesars eine Volkszählung bei denen durchgeführt worden sei, die in die Heimat zurückkehrten, ergab sich eine Zahl von nur noch 110.000.[3] Demnach wären zwei Drittel der Stammesmitglieder dem Krieg zum Opfer gefallen.

Die neuere Forschung und die Archäologie konnten die Angaben Caesars jedoch nie bestätigen. Es fanden sich ausser in einem Oppidum auf dem Mont Vully keine Brandspuren im Siedlungsgebiet der Helvetier, die auf die von Caesar erwähnte Vernichtung der helvetischen Siedlungen hinweisen würden. Im Gegenteil zeigen Siedlungen und Kultstätten der Helvetier im entsprechenden Zeitraum eine ungebrochene Kontinuität und Vitalität. Neuere (2007) Ausgrabungen am Kultplatz von Mormont haben dies bestätigt. Militärhistoriker haben zudem berechnet, dass der Tross der Helvetier mit 360'000 Männern und Frauen sowie 8500 von Ochsen gezogenen Wagen inklusive der mitgeführten Viehhabe – wenn man mit Caesars Angaben rechnet – 130 Kilometer lang gewesen wäre und sich niemals in einer Kolonne auf einer damaligen Strasse hätte fortbewegen können.

Die «Auswanderung» der Helvetier ist wohl eher als Kriegszug kleinerer Stammesgruppen zu sehen, über dessen Gründe Unklarheit besteht. Ob tatsächlich jemals Pläne bestanden hatten, sich im Santonengebiet niederzulassen, wie Caesar behauptet (Bell.Gall. 1,10), wird wohl niemals geklärt werden. Neben der durchaus denkbaren Auswanderung bestimmter Bevölkerungsgruppen ist auch an einen blossen Beutezug durch Gallien oder – was in Anbetracht des gallischen Stammespartikularismus und der tatsächlich eingeschlagenen Route unwahrscheinlicher ist – an einen Feldzug gegen die Germanen des Ariovist zu denken. Caesar ist natürlich darauf bedacht, die Bewegungen der Helvetier mit möglichst offensichtlichen Parallelen zu den verheerenden Kriegszügen von 107 v. Chr. zu deuten, und weist daher auf die angebliche Schmach des L. Cassius bei Agen hin, die es zu sühnen galt (Bell.Gall. 1,12). In diesem Sinne wirkt auch die Person des Divico, welcher bei Caesar ein halbes Jahrhundert nach seinem Sieg über die Römer einen Auftritt als greiser Feldherr macht, wie ein weiteres Versatzstück caesarischer Propaganda, mit welcher er den Angriff auf die Helvetier als späte Rache zu rechtfertigen sucht; ob der Sieger von Agen im Jahre 58 v. Chr. noch am Leben war oder, falls ja, überhaupt noch körperlich imstande, an einem solchen Zug teilzunehmen, scheint dabei äusserst fraglich.

Das Fehlen keltischer Funde und Siedlungen in Südwestdeutschland im 1. Jahrhundert v. Chr. wird gelegentlich mit dem Auszug der Helvetier im Gallischen Krieg oder während der Kimbernzüge erklärt. Der daraus entstandene Begriff «Helvetier-Einöde» ist aber in der Forschung umstritten.

Als Folge der Niederlage gegen Caesar liessen sich die militärisch geschwächten Helvetier wahrscheinlich in ein für sie gar nicht so ungünstiges Bündnis (foedus) mit den Römern ein, die im Land der Bundesgenossen darauf zur Absicherung des Landes vor einem möglichen Einfall der Germanen zwei Militärkolonien in Augst und Nyon gründeten. Archäologische Funde zeigen, dass es nach der Zeit Caesars zu einer regelrechten Nachblüte der keltischen Kultur in der Schweiz kam. Beide Umstände, foedus und kulturelle Blüte, sind Hinweise darauf, dass weder das Stammesleben noch die Bevölkerungszahl so drastisch reduziert wurde, wie Caesars Bericht vermuten lässt.