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In Seite Karl Kraus:

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Johann Schober, dreimaliger österreichischer Kanzler und damals Polizeipräsident von Wien, hatte die blutige Niederschlagung der Julirevolte vom 15. Juli 1927 zu verantworten: Eine nach dem Schattendorfer Urteil aufgebrachte Menge hatte den Justizpalast angesteckt, die Polizei hatte auf die Leute geschossen, und etwa 100 Menschen waren dabei zu Tode gekommen. Dieses Ereignis wird bis heute kontrovers gesehen. Angesichts einer wütenden Menschenmenge, die ein Gerichtsgebäude angezündet hatte, wurde von Schober erwartet, eine Entscheidung zu treffen. Ob der Schießbefehl gerechtfertigt war, und warum es zu einer derart hohen Zahl von Opfern hatte kommen müssen, ist seitdem vielfach diskutiert worden. Der Skandal war nicht so sehr der Schießbefehl allein, sondern der Blutrausch, in dem Abteilungen der Wiener Polizei ein „Scheibenschießen“ auf ihre „Gegner“ veranstalteten. Nach den in der Fackel veröffentlichten Augenzeugenberichten wurde wahllos auf Passanten geschossen, darunter Kinder und nachweislich Unbeteiligte.

Die bürgerliche Regierung stellte sich hinter Schober, der sich damit rechtfertigte, seine Pflicht getan zu haben, und hinter dessen Polizei. Kraus war empört, zog in der Fackel Vergleiche mit dem Weltkrieg und plakatierte in Wien mit großen Buchstaben die an Schober gerichtete Botschaft: „Ich fordere Sie auf, abzutreten“. Kraus gedachte Schober ähnlich in die Ecke zu drängen, wie es ihm mit Békessy gelungen war, nicht nur mit publizistischen Mitteln, sondern unter Einsatz der Justiz. Abgesehen von den Ereignissen des 15. Juli stützte sich Kraus auf Zusagen Schobers im Kampf gegen Békessy, die dieser nicht eingehalten, und Maßnahmen, die dieser nicht ergriffen hatte. Schober, so Kraus, habe sein Wort gebrochen und habe somit abzutreten.

Hier verrechnete sich Kraus: Das Publikum, an das er sich mit seinem moralischen Appell wandte, wollte davon kaum etwas wissen. Weder wollten die Bürger den „Retter vor dem Umsturz“ preisgeben, noch konnten die Sozialdemokraten Kraus gegen den „Arbeitermörder“ Schober voll unterstützen, weil zwischen ihnen und ihrem Schutzbund einerseits und den Heimwehren andererseits im Wesentlichen nur Schober und seine Polizei standen. Daher richtete Kraus gegen Schober im Ergebnis nichts aus. Die angestrebte „Erledigung“ konnte er in diesem Falle nicht erreichen. Hinzu kam, dass ein Wiener Original, der sogenannte „Goldfüllfederkönig“, als Schabernack seinerseits Plakate affichieren ließ, in denen Schober im gleichen Wortlaut aufgefordert wurde, „nicht abzutreten“.

Kraus porträtierte Schober in dem Drama Die Unüberwindlichen als die Figur Wacker. Diesem Wacker wird durch Kraus das von ihm selbst gedichtete Schoberlied in den Mund gelegt, welches Kraus dadurch populär zu machen hoffte, dass er es als billig zu erstehende Flugschrift vertrieb – in der trügerischen Hoffnung, ein in allen Straßen gesungenes Spottlied könnte Schober zum Amtsverzicht bewegen:

Das Lied leiert in dieser Weise weiter (zu Motiven aus Üb immer Treu und Redlichkeit und dem Radetzky-Marsch), endet aber mit der Strophe:

Damit spielt Kraus darauf an, dass Schober ihn trotz wütender Angriffe nicht verklagte.