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In Seite Gregor der Große:
"Gregors erhaltenes Werk ist umfangreich und vielfältig; es umfasst exegetische, hagiographische, moraltheologische und andere Werke in verschiedenen Genres. Sein Stil ist literarisch anspruchsloser als der der anderen Kirchenväter, seine Sprache ist näher am gesprochenen Wort und vermeidet bewusst die Schmuckmittel und gebildeten Reminiszenzen einer griechisch und klassisch lateinisch gebildeten Elite, wie sie Augustinus und Hieronymus noch voraussetzen konnten. Die Einfachheit seines Stils ist nicht nur Ausdruck der gewandelten Bildungsverhältnisse seiner Zeit, sondern auch bewusste Entscheidung für einen „demütigen Stil“ (lateinisch stilus humilis), der die Wahrheit des Evangeliums in den Mittelpunkt stellt und der kunstvollen Form als Ausdruck der Weltweisheit misstraut, dabei jedoch Schlichtheit des Ausdrucks durchaus mit Stärke des Gefühls und dem Gestus leidenschaftlicher Überzeugung zu verbinden weiß. Den Erfolg und die Beliebtheit seiner Werke im Mittelalter und deren Einfluss auf die Volksfrömmigkeit hat dieser Stil wesentlich mitbegünstigt: Seine exegetischen Schriften gehören zu den am häufigsten exzerpierten, seine Dialogi zu den meistgelesenen Werken im Mittelalter.
- Registrum epistolarum: Von Gregor dem Großen sind 854 Briefe erhalten, die er an Bischöfe, Fürsten, Missionare und andere Personen in großen Teilen der lateinischen Christenheit schrieb, und damit mehr Briefe als aller seiner Vorgänger und der meisten seiner früh- und hochmittelalterlichen Nachfolger. Die Briefe behandeln Themen wie Theologie, Moral, Politik, Diplomatie, Mönchstum, bischöfliche und päpstliche Verwaltung und geben Aufschluss über Gregors Charakter und seine Amtsführung. Die handschriftliche Überlieferung ist sehr breit; aus ihr kann auch die Gestalt des im Original verlorengegangenen Registers rekonstruiert werden.
- Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum (I–IV). Es handelt sich um vier Bücher über das Leben und die Wundertaten von Heiligen Italiens, um den Nachweis anzutreten, dass nicht nur der Orient, sondern auch Italien wundertätige asketische Heilige besaß. Das zweite Buch ist ganz dem heiligen Benedikt von Nursia gewidmet, dem Gregor das Ideal des habitare secum zuschreibt.[1] Das vierte Buch will mit einer Sammlung von Jenseitsvisionen und Erscheinungen Verstorbener den Glauben an das Leben nach dem Tod bekräftigen. Das Werk hat die Visionsliteratur des Mittelalters überaus nachhaltig geprägt. So gilt Gregor den Reformatoren, die nur von Himmel und Hölle als Jenseitsorte ausgingen, als „Erfinder des Fegefeuers“, da er hier schreibt, dass an bestimmten Aufenthaltsorten Verstorbene durch Feuer oder Wasser von ihren lässlichen Sünden gereinigt werden können. Auch sollen Messopfer diese Bußzeit verkürzen können. Die frühmittelalterliche mittelgriechische Übersetzung durch Papst Zacharias wurde von Konstantin Dapontes 1780 neugriechisch überarbeitet.[2] Aufgrund der recht populären Übersetzung der Dialoge wird Gregor in der orthodoxen Kirche als Gregorios ho Dialogos verehrt.
- Liber regulae pastoris (I–IV). Das Werk enthält die Gründe für die Entscheidung zum Amt des Seelsorgers, die für dieses Amt erforderlichen Tugenden, die Aufgaben des Seelsorgers und die Notwendigkeit der täglichen Selbstbesinnung und Selbstprüfung.
- Moralia in Iob (I–XXXV). Ein ungewöhnlich breit angelegter Hiobkommentar in 35 Büchern, begonnen während des Aufenthalts in Konstantinopel und vollendet um 595, der das Buch Hiob nach dem Prinzip des dreifachen Schriftsinns interpretiert: Einerseits literal in der wörtlichen Bedeutung des Textes, andererseits tropologisch in Bezug auf die moralische Situation des einzelnen Menschen und allegorisch-typologisch mit Bezug auf die Heilstatsachen der Geschichte Christi und seiner Kirche.
- Homiliae in evangelia (I–II).[3] Vierzig exegetische Predigten zu Evangelienperikopen sind hier zu finden, die wahrscheinlich im Lauf des Kirchenjahres 590/591 vorgetragen und 592 schriftlich herausgegeben wurden. Die zwanzig Predigten des ersten Buches diktierte Gregor und ließ sie in seiner Gegenwart durch einen kirchlichen Notar vortragen, die zwanzig Predigten des zweiten Buches hielt er selbst. In einer Auslegung zu Lukas 7,36–50 , wo eine namenlose Sünderin Jesus die Füße wäscht, identifiziert Gregor diese mit Maria Magdalena, was die westliche Exegese auf Jahrhunderte prägte. Erst durch Papst Johannes Paul II. und später Franziskus wird die oben dargestellte Identifikation aufgelöst und die besondere Rolle Maria Magdalenas als Erstzeugin der Auferstehung Jesu und erste Botin zur Auferstehungsverkündung den Aposteln gegenüber wieder herausgestellt.[4]
- Homiliae in Ezechielem (I–II). 22 exegetische Predigten aus dem Jahr 593, mit fortlaufender Erklärung von Ez 1–3 und Ez 40.
- Homiliae in canticum canticorum. Zwei Predigten über eine Stelle des Hoheliedes (Ct 1,1–8), nicht zu verwechseln mit der unter den Werken Gregors überlieferten Expositio super cantica canticorum (PL 79,471–548), die heute meist Robert von Tumbalena zugeschrieben wird.
- In librum I Regum expositiones (I–VI). Kommentar zum 1. Buch Samuel.
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