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In Seite Friedrich List:

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In der Geschichte der Entwicklungstheorie nimmt er einen bedeutenden Platz ein. Er formulierte als Erster ein systematisches Strategiemodell einer „nachholenden“ Entwicklung, durch das vor allem die großen „nachstrebenden“ Nationen – Deutschland, Frankreich und die USA – den englischen Entwicklungsvorsprung aufholen sollten. In seinen Werken hatte er bereits alle großen Fragen aufgeworfen, mit denen sich die Entwicklungsökonomie auch noch in den 1990ern beschäftigte.[1] Er war z. B. der erste, der Überlegungen darüber angestellt hat, wie ein optimales Nationales Innovationssystem implementiert und ausgestaltet sein muss, um Technologieimport und heimische Technologieentwicklung bestmöglich zu befördern.[2] Seine Werke beeinflussten u. a. den südamerikanischen Strukturalismus.[3] Als Japan in der Meiji-Zeit die Industrialisierung anstrebte, orientierten sich die Ökonomen eher an den Ideen von Friedrich List als an der „Laissez-faire“-Theorie von Adam Smith.[4] Lists Ideen gehören zu den Wurzeln des postkommunistischen chinesischen Wirtschaftsmodells.[5] Seine Entwicklungstheorie, die über die Idee des Erziehungszolls weit hinausgeht, wurde auch in vielen anderen ostasiatischen Ländern studiert und wirtschaftspolitisch angewandt.[6]„Seine politökonomischen Lehren“, schreibt Günter Fabiunke, „die mit besonderem Nachdruck auf die beschleunigte Entwicklung des Industriekapitalismus in zurückgebliebenen Ländern orientierten, wurden auch nach seinem Tode noch weit über die Grenzen Deutschlands hinaus progressiv wirksam. Sie dienten der nationalen Bourgeoisie in vielen mit historischer Verspätung zum Kapitalismus drängenden Ländern Südosteuropas, Lateinamerikas und Asiens im Kampf um nationale Unabhängigkeit und industrielle Selbständigkeit. Das betont national-bürgerliche Werk Lists repräsentiert somit nicht nur eine im deutschen, sondern auch im internationalen Rahmen bemerkenswerte Richtung in der Geschichte der bürgerlichen Politischen Ökonomie.“[7]

Die Wirkung der Erziehungszollpolitik des Deutschen Zollvereins ist umstritten. Richard Tilly ist der Ansicht, dass Historiker gemeinhin den Nutzen der Erziehungszollpolitik des Deutschen Zollvereins ebenso wie den schädlichen Einfluss der englischen Konkurrenz überschätzten. Relativ zum Einfluss der staatlichen Handelspolitik sei der Einfluss der englischen Handelsbeziehungen viel positiver als von Historikern angenommen, da die deutsche Wirtschaft sehr stark von der Adaption englischer Produktions- und Marketingtechniken sowie von englischem Kapital profitiert habe.[8] Hans-Werner Hahn fordert, den in Deutschland erkennbaren Faktor des Wirtschaftsnationalismus trotz des Wirkens von Friedrich List nicht zu überschätzen.[9]

Die Erziehungszollidee Lists wird weiterhin unter Ökonomen diskutiert und wurde international von vielen Regierungen als wirtschaftspolitisches Argument herangezogen. Nach der Idee des Erziehungszolls haben in der industriellen Entwicklung zurückliegende Länder einen potentiellen komparativen Kostenvorteil. Um ihn nutzen zu können, müssten sie jedoch neue Branchen durch Erziehungszölle schützen, um gegen etablierte Branchen in entwickelten Ländern mithalten zu können. Sei die Entwicklung hinreichend fortgeschritten, soll dann eine Rückkehr zum Freihandel erfolgen.

Diese Idee ist unter Ökonomen umstritten; Freihändler lehnen sie grundsätzlich ab, andere mahnen zu Vorsicht in der Umsetzung. Kritiker bemängeln, ein Schutzzoll verursache immer Wohlfahrtsverluste; dies hinzunehmen sei nur sinnvoll, wenn der Erziehungszoll entsprechend größere Wohlfahrtsgewinne verspricht. Daher sei nicht sinnvoll, eine Branche aufzubauen, die erst in ferner Zukunft einen komparativen Vorteil hat (z. B. weil sie sehr kapitalintensiv ist). Auch nütze ein Erziehungszoll nur dann, wenn tatsächlich eine international wettbewerbsfähige Branche entstehe. Demnach sei jedenfalls unzulässig, den Gedanken des Erziehungszolls dahingehend zu verallgemeinern, dass junge Branchen immer Schutz bräuchten. Das Argument sei nur zulässig, wenn eine bestimmte Form des Marktversagens eine hinreichend schnelle Entwicklung der Branche durch private Märkte verhindere.

Anhänger des Erziehungszolls führen hier zwei Arten des Marktversagens an, „unvollkommene Kapitalmärkte“ und die „Verwertbarkeit“ (der gesamtgesellschaftliche Nutzen, den ein Pionierunternehmen schafft, indem es neue Branchen erschließt und dabei Wissen und Kompetenzen erweitert). In der wirtschaftspolitischen Praxis ist jedoch nicht einfach zu beurteilen, bei welchen Branchen eine besondere Förderung durch Erziehungszoll sinnvoll ist.[10]