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In Seite Römische Familie:
"Kinder, die nicht vom pater familias anerkannt wurden, konnten entweder getötet, verkauft oder ausgesetzt werden.[1] Dabei war das Aussetzen eines Kindes die häufigste Option für viele römische Familien. Dies geschah vor allem, wenn die Säuglinge schwach oder missgebildet waren. Familien aus der unteren Schicht setzten vermehrt Mädchen aus, denn die Familie musste eine Mitgift an den zukünftigen Ehemann der Tochter zahlen, an den sie verheiratet werden sollte. Die Zahlung der Mitgift konnten sich ärmere Familien oft nicht leisten, vor allem wenn bereits schon mehrere Mädchen geboren worden waren. Die abgelegenen Plätze in Rom, an denen Kinder ausgesetzt wurden, waren bekannt. Frauen, die ein Kind verloren hatten oder vergeblich versuchten, auf natürliche Art ein Kind zu bekommen, nahmen hin und wieder Findelkinder mit. Andere wiederum nahmen die ausgesetzten Kinder mit, um sie später als billige Arbeitskräfte zu benutzen.[2]
In der römischen Gesellschaft waren Adoptionen möglich und üblich.[3] Wenn sich eine römische Familie für eine Adoption entschieden hatte, konnte das mehrere Gründe haben. Ein Motiv konnte sein, dass das Bedürfnis bestand, ein Kind zu haben. Und somit auch unverheiratete Männer ihren Kinderwunsch erfüllen konnten.[4] Zudem war Adoption auch ein Mittel, um sich eine geeignete Erbin beziehungsweise geeigneten Erben auszusuchen und somit die Familie und dessen Hausgötter- und Ahnenkultes (sacra) aufrechtzuerhalten. Ärmere mittellose Familien gaben ihre Kinder oft in Adoption, um deren Versorgung zu gewährleisten.[5] Zudem konnten Personen sich adoptieren lassen, um bestimmte politische Positionen zu erreichen. Familien, die viele Söhne hatten, waren oft bereit, diese von anderen Familien adoptieren zu lassen. Der Vorteil war hierbei, dass dies wünschenswerte familiäre Bindungen schuf und die Chancen für ihre anderen Söhne verbesserte. Somit war die Freigabe der Söhne zur Adoption für beide Familien vorteilhaft. So konnte die eine Familie das Problem lösen, dass sie nicht genug Erbe für die vielen Söhne hatte und zum anderen die Adoptivfamilie einen Nachfolger hatte, der die Erbfolge antreten konnte.
Das römische Adoptionsgesetz erlaubte es nicht, dass eine nicht römische Person von einem römischen Bürger adoptiert werden konnte. Freigelassene jedoch zählten zu römischen Bürgern und konnten somit auch adoptiert werden.
Die Übergabe eines Sohnes bei einer Adoption von einer Familie zur anderen kann in zwei Kategorien unterteilt werden:
- Entweder der Junge oder Mann war noch unter der Vormundschaft eines pater familias (alieni iuris), oder er war bereits selbst der Vorstand, ein pater familias seiner Familie (iuris sui).[6]
- Hatte der Sohn den Status eines alieni iuris, brachte er in seine Adoptivfamilie keinen eigenen Besitz mit. Falls er bereits eine eigene Familie und Kinder hatte, blieben diese in der Ursprungsfamilie. Wurde jedoch ein iuris sui adoptiert, brachte dieser seinen ganzen Besitz, inklusive eigene Nachkommen, in die neue Familie mit. Diesen Prozess der Adoption nannte man Adrogation. Die Adoption war auch für römische Bürger eine Möglichkeit, nichteheliche Kinder zu legitimieren.[7]
Das Verfahren der adrogatio bestand ursprünglichen aus einer Kombination von sakralrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Verfahren. Zunächst wurde mit einer Anzeige bei dem Priesterkollegium (pontifices) begonnen. Dabei haben die Priester ein Gutachten (decretum pontificum) durchgeführt. Die pontifices prüften Kriterien, wie beispielsweise das Alter und die Zeugungsfähigkeit, oder die Beweggründe für eine adrogatio. Die zu arrogierende Person musste ihren sacra feierlich abzuschwören (detestatio sacrorum). War das Gutachten des Pontifikalkollegiums positiv, war der sakralrechtliche Abschnitt vorbei und es wurde mit dem öffentlichen Teil des Verfahrens fortgesetzt. Dabei war das Volk (populus) in Form der ältesten römischen Volksversammlung (comitia curiata) beteiligt, die von einem sakralen Beamten (pontifex maximus) geleitet wurde. Zuerst wurden nun die arrogierende und die arrogierte Person gefragt, ob sie der adrogatio zustimmten.[8] Nach einer Zustimmung seitens beider, folgte eine Frage an die Volksversammlung, ob sie der Adrogation zustimmen.[9] Wenn diese ebenfalls positiv ausfiel, war die Adrogation abgeschlossen.
Bei der adoptio wiederum, war kein Konsens von der zu adoptierenden Person nötig. Da ihr pater familias über sie herrschte, war die Zustimmung nur zwischen diesem und der annehmenden Person ausreichend.[10] Das Adoptionsverfahren war ein privatrechtliches Verfahren, das von einem Magistrat durchgeführt und von diesem bestätigt wurde. Das Verfahren selbst bestand aus zwei Phasen. In der ersten Phase wurde die zu adoptierende Person aus der patria potestas ihres ursprünglichen pater familias, befreit. In der zweiten Phase wurde die adoptierende Person mit dem Status eines Kindes an die annehmende Person überführt.[11]
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