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In Seite Herero:

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Ende des 19. Jahrhunderts kamen die ersten eine dauerhafte Besiedlung anstrebenden Europäer ins Land. Im Damaraland sowie auch im zentralen Hochland um die Stadt Windhoek herum erwarben deutsche Siedler von den Herero Land für den Aufbau von Farmen. Im Jahre 1883 schloss der Kaufmann Franz Adolf Eduard Lüderitz einen Vertrag mit einheimischen Stammesältesten, der Grundlage späterer deutscher Kolonialherrschaft wurde. Südwest-Afrika wurde 1884 – nach Anerkennung durch die britische Krone – deutsche Kolonie (formalrechtlich Deutsches Schutzgebiet) unter der Bezeichnung Deutsch-Südwestafrika.

Zunächst herrschte ein gutes Einvernehmens zwischen der deutschen Kolonialverwaltung und den Herero. Bald kam es aber zu Konflikten zwischen den deutschen Kolonisten und den Herero-Hirten. Strittig waren oft Land- und Wasserrechte. Ein Konflikt entzündete sich am Bau der Otavi-Bahn. Ein anderer Landkonflikt nahm seinen Ausgang in einem Kaufvertrag über mehrere „Meilen“ Land. Lüderitz hatte verschwiegen, dass es sich im Vertrag um deutsche Landmeilen zu ca. 7,5 km handelte. An sozialen Konflikten sind zu nennen die (rechtliche) Diskriminierung, ungeahndete sexuelle Übergriffe auf Hererofrauen, Missionierung, Unterdrückung und Ausbeutung der Einheimischen durch die Weißen.

Im Jahr 1897 trafen die von Südafrika her kommende Rinderpest und eine große Heuschreckenplage zusammen. Fast 70 % des Viehbestandes der Herero gingen verloren. Dies und die von den Händlern forcierten Kreditverkäufe führten zu einer nachhaltigen Verarmung der Herero und zwangen diese zu weiteren Landverkäufen sowie zur Lohnarbeit bei deutschen Farmern.

Diese Konflikte mündeten im Januar 1904, ausgelöst durch die Ungeschicklichkeit des deutschen Distriktchefs in Okahandja, Oberleutnant Ralf Zürn, in den Hereroaufstand, der unter Führung des Häuptlings Samuel Maharero mit der Plünderung der Stadt Okahandja seinen Anfang nahm. Die Vorplanung erfolgte durch brieflichen Austausch zwischen den Stammesführern, einige der Dokumente sind heute noch erhalten.

Zu den anfänglichen Militärschlägen der Herero gegen die Kolonisten gehörte das Niederbrennen aller Farmen und Siedlungen in ihrer Umgebung, wobei rund 150 deutsche Siedler, zumeist Männer, ermordet wurden. Da die Herero den Befehl ausgegeben hatten, Missionare zu schonen, wurden diese später fälschlicherweise der Kollaboration beschuldigt.

Die Armee der aufständischen Herero war gut organisiert und mit Schusswaffen ausgerüstet. Die Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika unter Gouverneur Theodor Leutwein war zahlenmäßig weit unterlegen und war bereits durch einen „kleineren Aufstand der Bondelswarte“ im Süden des Landes gebunden. Nach den anfänglichen Erfolgen der Herero entsandte das Deutsche Kaiserreich ein Expeditionskorps unter Lothar von Trotha mit etwa 15.000 Mann. Diese Truppe drängte die Herero rasch zurück. Die Deutschen suchten am Waterberg die Entscheidung. Die Herero verloren die Schlacht am Waterberg am 11. August 1904, jedoch konnten viele Hereros in die wasserlose Omaheke-Steppe flüchten. Die deutsche Schutztruppe und die mit ihnen verbündeten Orlam-Witbooi riegelten die Wüste ab und vertrieben die Hereros von den Wasserstellen. Ausdrücklich wurde auch Frauen und Kindern die Möglichkeit verwehrt, sich den deutschen Soldaten zu ergeben.

Von Trotha hatte bereits früh die Überzeugung erkennen lassen, dass die Nation der Herero vernichtet werden müsse. Sein Kommando resultierte im ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts, der bis zu 80 Prozent des Hererovolkes das Leben kostete.[1] Im Krieg und danach kamen zwischen 25.000 und 100.000 Herero und 1749 Deutsche um. Nur etwa 1000 Herero gelang mit ihrem Häuptling Samuel Maharero die Flucht ins Betschuanaland. Eine unbekannte Anzahl kam nach Norden durch und wurde von den Ovambo aufgenommen. Einige Herero kehrten erschöpft und mutlos zurück und ergaben sich. Gefangene Herero internierten die Deutschen in Konzentrationslager – eine Bezeichnung, die Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow erstmals am 11. Dezember 1904 offiziell verwendete.[2] Die auf deutscher Seite kämpfenden Witbooi waren über das Ausmaß der Vernichtung entsetzt. Einige flüchteten, da sie ein ähnliches Schicksal befürchteten. Nach dem Ausbruch des Nama-Aufstandes wurden die restlichen Witbooi-Söldner entwaffnet und als Arbeitssklaven in die deutschen Kolonien Kamerun und Togo deportiert. Hier ging die Mehrzahl von ihnen zugrunde. In den Folgejahren kämpften einzelne Hereroabteilungen an der Seite der aufständischen Nama. Im Betschuanaland führten die überlebenden Herero unter Samuel Maharero ein Minderheitendasein. Maharero starb 1923 im Exil, wurde am 23. August 1923 nach Okahandja überführt und dort unter Leitung des neuen Hererohäuptlings Hosea Kutako mit großem Zeremoniell beigesetzt.