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In Seite Utopia (Roman):

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Thomas Morus kreierte zwar eine „neue These“; dabei stützt er sich aber auf Platon (Politeia, Nomoi), Cicero und andere Gelehrte vor ihm. Neueren Forschungsarbeiten zufolge soll es sich bei Morus’ Werk um eine satirische Darstellung handeln, deren Ziel die Herabwürdigung des platonischen Gerechtigkeitsbegriffs war. Argumentiert wird damit, dass Morus z. B. bezüglich der Idee des Gemeineigentums mehrere Gegenargumente des Aristoteles benutzt, ohne adäquate Erwiderungen entgegenzusetzen.

Ohne Zweifel hat das Werk satirische Momente und enthält einige ironische Brechungen des Utopiegedankens. So beginnt Morus im Vorwort ein ironisches Spiel mit der Frage, ob Utopia wirklich existiert oder bloß eine Fiktion ist. Auch der Name „Utopia“ hat seinen Ursprung in dem dem Text vorangestellten Wortspiel mit den griechischen Bezeichnungen Outopia (Οὐτοπεία) und Eutopia (Εὐτοπεία) (übersetzt „Nichtort“ und „glücklicher Ort“), die im Englischen Homophone sind. Die ironische Brechung wird fortgesetzt, indem der Autor selbst namentlich in seinem Roman auftritt und hierbei den skeptischen Dialogpartner des Berichterstatters über Utopia spielt. Dieser Berichterstatter trägt zudem den seltsamen Namen Raphael Hythlodeus, was in deutscher Übersetzung so viel wie „Possenreißer“ heißt. Und während der Titel auf Lateinisch „den besten Staat“ ankündigt (De optimo statu rei publicae deque nova insula Utopia), gibt Morus als namentlicher Protagonist seines eigenen Werkes zu, dass einiges an Utopia zwar durchaus wünschbar sei, er hingegen an eine Verwirklichung der Utopie (in Europa) nicht glaube und eigentlich nur aus Höflichkeit bestimmten Punkten der lobenden Schilderung Hythlodeus nicht widersprochen habe. So hält Morus geschickt alle Argumentationsrichtungen dialogisch in der Schwebe und ermöglicht dem kritischen Leser, sich ein eigenes Urteil zu bilden.[1]