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In Seite Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski:

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Lunatscharski, Sohn eines höheren Beamten in Poltawa, besuchte das Gymnasium in Kiew und kam dort erstmals mit revolutionärem Gedankengut in Kontakt. Wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ verweigerte man ihm infolgedessen die Aufnahme in die Moskauer Universität. Deshalb emigrierte er nach der Absolvierung des Gymnasiums in die Schweiz, wo er 1895 an der Universität Zürich Philosophie und Naturwissenschaften studierte.[1] In dieser Zeit wurde Lunatscharski mit dem philosophischen System des Machisten Richard Avenarius, Professor an der Universität Zürich, vertraut. Der Einfluss dieses bürgerlichen Philosophen und die Freundschaft zu dem machistischen Sozialdemokraten Alexander Bogdanow wirkten sich auf die Anschauungen von Lunatscharski lange Zeit aus.

Nach zwei Jahren Emigration kehrte Lunatscharski nach Russland zurück. Er nahm als Propagandist, Agitator und Organisator die illegale revolutionäre Arbeit wieder auf. Sein weiteres Wirken wurde durch Verhaftung, Einkerkerung und Verbannung oft unterbrochen.

Seit 1904, erneut in der Emigration, arbeitete er in Genf in der Redaktion der Zeitschriften Vorwärts (Вперед) und Proletarier (Пролетарий). 1905 kehrte er nach Sankt Petersburg zurück, wurde erneut verhaftet und floh nach Stockholm. 1908 erregte er Aufmerksamkeit mit seiner Schrift Religion und Sozialismus, die auf eine philosophische Synthese abzielte (Gottbauerntum). 1910/11 organisierte er in Italien eine Schule nach dem Montessori-Prinzip, später arbeitete er in Paris wieder als Journalist.

Lunatscharski war seit 1897 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands. Er war gegenüber den Künsten, der Literatur, dem Theater und der Musik sehr aufgeschlossen. Durch seine Aufenthalte in der Emigration von 1906 bis 1917, wo er während des Ersten Weltkriegs zum engeren Kreis Lenins gehört hatte, besaß er profunde Kenntnisse der westeuropäischen Kunstszene und vertrat in Kunstfragen eine eher liberale Haltung. Lenin dagegen war in Kunstfragen ausgesprochen konservativ. Lunatscharski war von November 1917 bis Juli 1929 Volkskommissar für das Bildungswesen. Er wurde seines Amtes enthoben, nachdem er im April 1929 gegen den Abriss der Kremlklöster protestiert hatte.[2] Lunatscharski sorgte dafür, dass auch mit der „Neuen Ökonomischen Politik“, die in Russland ab 1921 galt, der Avantgarde noch gewisse Freiräume offenstanden. Er war ein ausgesprochen geschickter Taktierer, der in Kauf nahm, dass sich seine Äußerungen widersprachen. Lunatscharski verstand sich letztlich als politischer Revolutionär, bei dem die Bedürfnisse der Massen von Arbeitern und Bauern Vorrang hatten. Den Niedergang der avantgardistischen Kunst, der in der Doktrin des Sozialistischen Realismus endete, konnte er nicht verhindern.

Ab 1922 war er mit der Schauspielerin Natalja Alexandrowna Rosenel verheiratet.

1930 wurde er zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR gewählt.[3] Von 1931 bis 1933 war er Direktor des Instituts für russische Literatur der Akademie der Wissenschaften der UdSSR.

Im September 1933 wurde Lunatscharski zum Bevollmächtigten Vertreter der UdSSR in Spanien ernannt. Auf dem Weg von Genf nach Spanien, er weilte als Stellvertretender Leiter der Sowjetdelegation auf der Abrüstungskonferenz des Völkerbundes, starb er an Herzversagen.