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In Seite Erziehungsgehalt:
"Wertschätzung, Anerkennung und Qualität familiärer Erziehungsarbeit:
- Allein durch das Erziehungsgehalt verändere sich nicht notwendig oder automatisch das Verhalten von Eltern gegenüber ihren Kindern. Anders gesagt: Zeit, die sie mehr zur Verfügung haben, kommt nicht automatisch den Kindern zugute. Das habe viel mit der Motivation der Einzelnen zu tun. Nicht selten würden sich voll Erwerbstätige sehr intensiv ihren Kindern widmen. Andere, die genügend Zeit zur Verfügung hätten, verbringen diese anderweitig. Bei der Erziehung gäbe es praktisch keine Qualitätskontrolle.
- Man befürchte auch eine Art „Verstaatlichung“ der Kindererziehung. So wurde die Frage aufgeworfen, ob ein Erziehungsgehalt überhaupt mit der elterlichen Erstverantwortung für die Kinder nach Artikel 6 des Grundgesetzes vereinbar sei (DFV, S. 4).[1] Wenn der Staat bzw. die Gesellschaft die Familien finanziell unterstütze, dann werde auch etwas als Gegenleistung erwartet. Das könne bedeuten, dass an die Familien überzogene Ansprüche hinsichtlich der Kindererziehung gestellt würden. Andererseits werden durch das staatliche Erziehungsgehalt unterhaltsverpflichtete Eltern von ihrer finanziellen Eigenverantwortung entbunden. Der Staat und damit die Gesamtheit der Steuerzahler hätten zusätzliche wirtschaftliche Lasten der Kindeserziehung zu tragen. Schichten- und integrationsspezifisch werde damit ein falsches Signal gesetzt, weil „das Leben von sozialen Transferleistungen für die sogenannten bildungsfernen Schichten komfortabler wird. Kinder werden noch mehr zu einem Einkommensfaktor“.[2]
Finanzieller Anreiz:
- Es wird kritisiert, ein einheitliches Erziehungsgehalt verleite finanziell schlecht gestellte Eltern dazu, ihre Kinder auch ohne genügende pädagogische Anregung zu Hause zu betreuen.[3] Es würde zudem vor allem auf schlecht ausgebildete Frauen ohne anderweitige Zukunftsperspektiven große Anziehung ausüben. Dort sei jedoch schon heute die Geburtenrate recht hoch, die Zukunftsaussichten der Kinder (und damit auch deren späterer Nutzen für die Gesellschaft) hingegen statistisch schlecht. Für besser ausgebildete Frauen würde hingegen eine Berufstätigkeit weiterhin finanziell interessanter sein als die Kindererziehung.
- Das Erziehungsgehalt komme in erster Linie erwerbslosen Frauen zugute. Besser ausgebildete Mütter würden ihre berufliche Karriere nicht unterbrechen und das Erziehungsgehalt voll für eine Betreuung außer Haus verwenden. Das Ziel, dass sich diese Mütter wieder mehr selbst um die Kinder kümmern können, werde damit nicht erreicht.
- Schon der derzeitige – bis zu drei Jahren dauernde – Elternzeit erschwere den Wiedereinstieg in das Erwerbsleben. Da es durch das Erziehungsgehalt zu einer Ausfallzeit von 7 oder mehr Jahren kommen kann, würde ein Wiedereinstieg vielen fast unmöglich werden. Solche Mütter würden damit dauerhaft dem Arbeitsmarkt fernbleiben, was ein gleichstellungs- und arbeitsmarktpolitischer Rückschritt wäre und die latente Armut vergrößern würde.[4] Eine Regelung zum Kündigungsschutz fehle bei diesem Modell. Ein Erziehungsgehalt – gleich welcher Ausprägung – wirke insofern der Geschlechtergleichstellung entgegen, als es längere Unterbrechungen oder gänzliche Beendigung der Erwerbstätigkeit und der damit verbundenen möglichen Einflussnahme auf die Gesellschaft favorisiere, aber, je nach Modell, nicht zur Existenzsicherung der Familie ausreiche und damit Vätern keine echten Anreize zur Familientätigkeit biete.
- Befürworter einer stärkeren Erwerbstätigkeit von Frauen bezweifeln, ob sich die zum Teil heute immer noch bestehende Ansicht, dass die Mutter für die Erziehungsarbeit zuständig sei, durch dieses Modell ändern werde und ob dadurch wirklich mehr Männer diese Arbeit übernehmen würden. So könnten Männer durch die Übernahme der Erziehungsarbeit einen gewissen Statusverlust befürchten, oder sie könnten sich der zumindest in Westdeutschland vorherrschenden Meinung der Gesellschaft anschließen, das Mutter-Kind-Verhältnis leide, wenn Frauen nach der Geburt der Kinder erwerbstätig bleiben.
- Laut Arbeiterwohlfahrt (AWO) dürfe Eltern nicht der Anreiz gegeben werden, zur Erlangung des Betreuungsgeldes die Angebote von Kindertageseinrichtungen nicht zu nutzen.[5]
- Der Deutsche Juristinnenbund kritisierte, der finanzielle Anreiz eines Betreuungsgeldes stünde der Entwicklung von sprachlichen und sozialen Kompetenzen durch eine ergänzende Betreuung, die bei einem Teil der Kinder notwendig sei, entgegen.[6]
Wahlfreiheit:
- Auch die Umstellung von der Objekt- auf die Subjektförderung würde für die Eltern, sofern die Förderung die bestehende Höhe der Unterstützung für Kinderkrippenplätze wesentlich unterschreite, zu einer hohen finanziellen Belastung insofern führen, als der Betreuungsplatz dann nicht mehr in bestehendem Maße staatlich unterstützt würde, sondern zu einem größeren Teil von der Familie selbst finanziert werden müsste. Ähnliches träfe zu, wenn der Erziehungsgutschein nur einen Teil dieser Kosten decke. Alleinerziehende wären unter Umständen gezwungen, aus finanziellen Gründen auf eine außerhäusliche Betreuung zu verzichten. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass der DFV für den Kindergarten aufgrund seines pädagogischen Auftrags eine Kostenfreiheit (Objektförderung) favorisierte (DFV, S. 15).[1]
Wirtschaftliche Situation Erziehender:
- Der Deutsche Familienverband (DFV) kritisierte 2004 am Modell Erziehungsgehalt 2000, dass es aufgrund der Anrechenbarkeit auf die Sozialtransfers zum Beispiel Alleinerziehende mit Kind effektiv kaum besser stelle als zuvor und favorisierte daher stattdessen eine Erhöhung des (damaligen) Erziehungsgeldes (DFV, S. 3).[1]
Volkswirtschaftliche Effekte und haushaltspolitische Aspekte:
- Auch die Annahme, dass dadurch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steige, sei fraglich. In ähnlichen Situationen (wie z. B. Gehaltserhöhungen, Steuerermäßigungen) hat sich gezeigt, dass die Bevölkerung vor einem Konsumverhalten zuerst das Sparverhalten aktiviert.
- Ein Erziehungsgehalt oder Betreuungsgeld stünde Kritikern zufolge in Konkurrenz zu anderen familienbezogenen Investitionen, etwa zu kostenfreien Infrastrukturangeboten und Sachleistungen.
Unnütze Investition
- Wird das Betreuungsgeld durchgesetzt, würde dies Deutschland im Jahr 1,2 Milliarden Euro kosten. Auch wenn man hierfür die Kosten für professionelle pädagogische Betreuung spart, bedarf es weiterhin an Verwaltungs- und Administrationspersonal. Dieses Geld kann ebenso in den Ausbau von Kindertagesstätten investiert werden.
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