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In Seite Inzest:

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Dem französischen Ethnologen Claude Lévi-Strauss zufolge kann es sich bei der Ablehnung des Inzests nicht um eine rationale Regel zur Verhinderung von Erbschäden bei Kindern inzestuöser Paarungen handeln, da

Auch um eine Manifestation natürlicher Triebe könne es sich bei kulturellen Inzestverboten nicht handeln, da die Regel nicht so universell sei, wie ein universeller Trieb als Ursache sie machen würde: Inzest komme trotz Tabuisierung immer wieder vor. Lévi-Strauss vermutet außerdem eine hohe Dunkelziffer an Inzestfällen.[3]

Lévi-Strauss verortet angesichts der Erklärungsschwierigkeiten im Inzestverbot den Übergang von Natur zu Kultur. Jede Heirat sei „eine dramatische Begegnung zwischen der Natur und der Kultur, zwischen der Allianz und der Verwandtschaft“. Die Heirat sei die „Schlichtung zwischen zwei Lieben: der elterlichen Liebe und der ehelichen Liebe“.[4] Das Inzestverbot sei entstanden, weil „die biologische Familie nicht mehr allein ist und sich mit anderen Familien verschwägern muss, um zu überleben“.[5]

Hintergrund ist die Feststellung, dass nicht das Verbot der Endogamie am Inzesttabu primär ist, sondern das Gebot der Exogamie. Der Tausch von Frauen unter Familien wirke einerseits solidarisierend und trage andererseits zur Eröffnung eines „Heiratspools“ bei, der allen beteiligten Familien die Auswahl von Partnerinnen für ihre Söhne ermögliche.