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In Seite Chinesische Sprachen:

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Aufgrund der jahrtausendelangen Koexistenz mit anderen, genetisch nicht verwandten Sprachen haben sich das Chinesische und verschiedene südost- und ostasiatische Sprachen gegenseitig stark beeinflusst. So finden sich in ihnen Hunderte von chinesischen Lehnwörtern, oft Bezeichnungen chinesischer Kulturgüter:  / ,  – „Buch“ > Koreanisch čhäk, Bai tshua˧˧. Diese Einflüsse haben sich in besonders hohem Maße auf Korea, Vietnam und Japan ausgewirkt, wo zudem auch die chinesische Schrift Anwendung findet und das klassische Chinesisch über Jahrhunderte als Schriftsprache benutzt wurde.

Auch das Chinesische selbst weist eine große Anzahl fremder Einflüsse auf. So sind einige wesentliche typologische Züge des modernen Chinesisch vermutlich auf Fremdeinfluss zurückzuführen, darunter die Ausbildung eines Tonsystems, die Aufgabe ererbter morphologischer Bildungsmittel und die obligatorische Anwendung von Zählwörtern. Fremdeinfluss zeigt sich auch in der Aufnahme nicht weniger Lehnwörter. Schon in sehr früher Zeit muss das Wort ,  – „Tiger“ (altchinesisch *xlaʔ[1]) aus den austroasiatischen Sprachen entlehnt worden sein, vgl. Mon klaʔ, Mundari kula. Das Wort , gǒu – „Hund“, das während der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) das ältere , quǎn – „Hund“ verdrängte, wurde wohl während der Zeit der Zhou-Dynastie (um 1100–249 v. Chr.) aus dem Miao-Yao entlehnt. Auch aus nördlichen Nachbarsprachen wurden in vorgeschichtlicher Zeit Wörter übernommen, so beispielsweise  / ,  – „Kalb“, das sich in altaischen Sprachen wiederfindet: Mongolisch tuɣul, Mandschurisch tukšan. Besonders groß wurde die Zahl von Lehnwörtern im Chinesischen während der Han-Dynastie, als auch aus westlichen und nordwestlichen Nachbarsprachen Wörter übernommen wurden, beispielsweise 葡萄, pútao – „Weintrauben“ aus einer iranischen Sprache, vgl. Persisch باده bāda. Schwer nachweisbar sind Entlehnungen aus der Sprache der Xiongnu; hier ist mutmaßlich 駱駝 / 骆驼, luòtuo – „Kamel“ einzuordnen. Durch den starken Einfluss des Buddhismus während des 1. nachchristlichen Jahrtausends drang eine Vielzahl indischer Lehnwörter ins Chinesische ein: 旃檀, zhāntán – „Sandelholz“ aus dem Sanskrit candana, 沙門 / 沙门, shāmén – „buddhistischer Mönch“ aus dem Sanskrit śramaṇa. Nur wenige Lehnwörter hinterließ die mongolische Herrschaft der Yuan-Dynastie (1279–1368), beispielsweise 蘑菇, mógū – „Pilz“ aus dem Mongolischen moku.

Im 16. Jahrhundert setzte ein starker europäischer Einfluss ein, der sich auch im chinesischen Wortschatz niederschlug. So wurden in dieser Zeit christliche Termini ins Chinesische entlehnt: 彌撒 / 弥撒, mísa – „Messe“ aus dem spätlateinischen missa. Seit dem 19. Jahrhundert wurden auch Bezeichnungen für Errungenschaften der europäischen Technik übernommen, wobei sich das Chinesische jedoch gegenüber Entlehnungen als wesentlich resistenter erwies als etwa das Japanische. Beispiele hierfür sind: 馬達 / 马达, mǎdá aus dem Englischen motor, 幽默, yōumò aus dem Englischen humour. In manchen Fällen fanden Lehnwörter über Dialekte den Weg ins Hochchinesische: z. B. 沙發 / 沙发, shāfā aus dem Shanghaiischen safa vom Englischen sofa.

Eine besondere Erscheinung bildet eine Gruppe von Lehnwörtern insbesondere aus Japan, bei denen nicht die Aussprache, sondern die Schreibung entlehnt wird. Dies wird dadurch ermöglicht, dass das entlehnte Wort in der Ursprungssprache selbst mit chinesischen Schriftzeichen geschrieben wird. Über diese Route gelangten auch westliche Fachtermini aus der Medizin, die in Japan mit chinesischen Zeichen eingebürgert waren, nach China:

  • japanisch 革命 kakumei > Hochchinesisch 革命, gémìng – „Revolution“
  • japanisch 場合 baai > Hochchinesisch 場合 / 场合, chǎnghé – „Sachlage, Umstände“
  • Niederländisch slagader > japanisch 動脈 dōmyaku > Hochchinesisch 動脈 / 动脉, dòngmài – „Schlagader“
  • Niederländisch zenuw > japanisch 神経 shinkei > Hochchinesisch 神經 / 神经, shénjīng – „Nerv“