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In Seite Rudolf Szyszkowitz (Maler):

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Der Bund Neuland wurde im Jahre 1919 unter der geistlichen Führung der Priester Michael Pfliegler und Karl Rudolf ausgehend von der Deutschen Jugendbewegung gegründet.

Die Bestrebungen der Deutschen Jugendbewegung waren z. B.: das Recht auf Selbstbestimmung, Eigenverantwortung, Recht auf die eigene Gestaltung des Lebens, das Wehren gegen überkommene Traditionen und gegen Autoritäten im Allgemeinen, Auflehnung gegen die Bevormundung durch Erwachsene sowie die Infragestellung des selbstverständlichen Führungsanspruches des Staates. Man wollte gegen das „unterdrückende System der Gelehrsamkeit“ und den „überzüchteten Intellektualismus“ ankämpfen. Der Anschluss an die bodenständige bäuerliche Kultur wurde gesucht. Eine spätromantische Begeisterung für das deutsche Mittelalter trieb die Jugend aufs Land, in die Natur, um dort nach dem Sinn des Lebens zu suchen.

Der Bund Neuland hingegen stellte sich unter die Führung Gottes. Die Jugend sollte zu sich selbst geführt werden im Geiste einer Glaubenserneuerung. Über die reinen Selbstbefreiungsideen hinausgehend, strebte man Missionstätigkeit an. Die „Städter“ sollten zum „wahren Glauben“ zurückgeführt werden, von dem sie durch Krieg, Revolution und „Verproletarisierung“ abgekommen waren. Das hochgesteckte Ziel war „das Reich einer umfassenden christlichen Ordnung“. Jedoch stand man auch der damals noch „im byzantinischen Glanz verkrusteten“ Amtskirche kritisch gegenüber, die „reformbedürftig“ war. Die Kirche sollte echte Gemeinschaft werden; der Gottesdienst sollte die Zelebranten und die Gläubigen vereinen und nicht trennen. Es galt die „Kluft zwischen heilig und profan“ zu überbrücken. Auf die Quellen des Urchristentums zurückgreifend wollte man die Worte der Bergpredigt leben, die unreflektiert übernommene Religiosität vieler gewohnheitsmäßiger Kirchengänger dadurch erschüttern und so das „Erwachen der Kirche in den Seelen“ (Romano Guardini) erreichen.

Das Zielbild der Jugend wurde der „Neue Mensch“, der aus Einheit mit der Kirche einerseits und Einheit mit der Natur andererseits hervorgeht. Deshalb war die zweite tragende Idee die Naturverbundenheit. Man verurteilte die „Verstädterung des Lebens“, die „Asphaltkultur“, die für die „Bündischen“ – wie sie selbst sich nannten – einen deutlichen Beweis einer Kulturkrise darstellte.

Rudolf Szyszkowitz trat dem Bund Neuland 1920, im Alter von 15 Jahren bei, dessen Ideale ihn von da an entscheidend prägten. Er schreibt später selbst:

Aber nicht nur der Bund hatte für Szyszkowitz eine große Bedeutung, sondern auch umgekehrt er für den Bund. Szyszkowitz gelang mit seinen frühen Arbeiten und einer teilweise eigens für Neuland geschaffenen Symbolik eine direkte Umsetzung der Ideen in Bilder. Das, was heute als „Neulandkunst“ bezeichnet wird, ist von seinem Schaffen beeinflusst und aus seinem Geist entstanden. Von den frühen Anfängen an illustrierte er die Jugendzeitschrift „Jungvolk“ und das Liederbuch „Fahrend Volk“. So befremdend diese frühen Illustrationen heute auch erscheinen mögen, so muss man sie aus Zeit und Gesinnung heraus verstehen. Die derben, grobschlächtigen Gesichter, die oft klobig wirkenden, teilweise überproportionierten Gliedmaßen, überhaupt die gesamte sehr vereinfachte Darstellung lassen sich zum Teil auf den Einfluss seines Lehrers Wilhelm Gösser zurückführen.

Auch der Einfluss Karl Sterrers in Szyszkowitz’ Arbeiten lässt sich in dieser Frühzeit klar erkennen; sowohl formal als auch in der ernsthaften Geisteshaltung, im Vermeiden jeglicher Oberflächlichkeit.

Szyszkowitz veränderte mit seiner Kunst auch den Kunstgeschmack seiner Freunde, die als Erholung von der „rauhen“ Wirklichkeit – in der vieles als „untauglich“ und „trostlos“ empfunden wurde – eher zu spätnazarenischen oder neoklassizistischen Darstellungen Zugang hatten, in denen eine lieblichere, gefälligere Phantasiewelt zu finden war.

Er verlangte eine Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, wie sie ist und wie sie sein sollte. Der jenseitsorientierten Weltflucht (wie sie in den nazarenischen Darstellungen zu finden ist) wurde eine auf die Verwirklichung des Glaubens im Diesseits bezogene Kunst entgegengesetzt. Herber Ernst, Einfachheit und Reduktion in Form, Farbe und Komposition sind ebenso wie auch Monumentalität formale Zeichen dieser Gesinnung.

Die religiösen Bildthemen wurden erweitert, neu interpretiert und in die Gegenwart versetzt – projiziert. Dies wurde damals durchaus von manchem als Provokation aufgefasst. Besonders das Bild „Krippe“ von Szyszkowitz ruft in der Öffentlichkeit große Empörung hervor. „Skandal“, „Abscheulichkeit“, „Zerrbilder schrecklichster Art“ oder „Ärgernis für das gläubige Volk“ waren einige der – wörtlich aus Beschwerdebriefen zitierten – Qualifikationen. Die Heilige Familie wäre zu „proletarisch“ dargestellt; dieses „Proletarierweib“ könne niemals die Jungfrau Maria sein; es wäre eine „Aushöhlung und Verarmung des so lieben, schönen Krippegedankens“.[2]

Anton Böhm meinte damals in einem Artikel, dass sich hieraus deutlich zeige, dass die Vertreter der Mehrheit des Kirchenvolkes das historische Heilsgeschehen nicht auf der Ebene ihres realen Alltagslebens dargestellt sehen wollten, und dabei nicht bedenken würden, dass es ja nur Sinn gehabt habe, nur dann erlösend gewirkt haben konnte, wenn es sich eben auf dieser menschlichen Wirklichkeitsebene vollzog.[3]

Obwohl sich die Bildauffassung von Szyszkowitz im Laufe der Jahre stark verändert hat, ist er seinen Idealen auch in der Kunst stets treu geblieben. Zeit seines Lebens war Kunst für ihn gleich Religion. Künstlerisches Schaffen war für ihn mit einem Gebet gleichzusetzen. In einem Vortrag sagte er einmal, die Schuhe von Van Gogh seien als Altarbild geeigneter als ein schlechtes Bild mit religiöser Thematik, denn die Spur Gottes sei für den, der Augen hat zu sehen, auch im Alltäglichen zu erschauen. Man könne auch eine Birne beten, und er könne sich auch eine reine Landschaft als Altarbild vorstellen.[4]

Rudolf Szyszkowitz jedoch als Vertreter der Neulandkunst zu bezeichnen wäre insofern nicht richtig, als es keine Neulandkunst in dem Sinne gab. Vielmehr war es so, dass der junge Szyszkowitz, beeindruckt vom Reformwillen vieler Gleichgesinnter eine eigene Bildsprache für die wesentlichen Themen dieser neuen Bewegung entwickelte. Die Intention war, elementare Glaubensinhalte in einer ebenso elementaren, schnörkellosen Form, „unverkitscht“ und ungeschönt zu veranschaulichen und ins reale Leben zu übertragen, womit er dem Geist der Neulandbewegung eine bildliche Identität gab.

Einige dieser Ideen behielt er auch in seinem weiteren Schaffen für sakrale Themen bei. Er entwickelte sich jedoch rasch von dieser vielfach als Neulandkunst bezeichneten Phase weiter zu einer ganz eigenständigen Ausdrucksform, die seinen figuralen Kompositionen einen unverkennbaren Stil verleiht.

Auch wenn Szyszkowitz Zeit seines Lebens ein zutiefst gläubiger Mensch war, lässt er sich nicht als religiöser Maler einstufen. Sein Begriff der Spiritualität geht weit über religiöse Konventionen und Dogmen hinaus. Die Liebe zur Natur, zur Schöpfung und das damit verbundene Festhalten am Gegenstand in seiner Malerei zeugen davon, trotz des teilweise hohen Abstraktionsgrades, der in seinen Landschaften und Porträts zu finden ist.

Szyszkowitz sagte einmal „Ich bin von der Natur zum Christentum. Ich beobachte und male – das Evangelium schnappt nachträglich zu“.[5] Damit meinte er, seine Kunst komme nicht aus dem christlichen Glauben, sondern sein Glaube aus der Kunst, dem leidenschaftlichen Aufnehmen der Umwelt.