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In Seite Die Nibelungen (1924):

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Die Nibelungen, gedreht von 1922 bis 1924, war nach dem 1922 erschienenen Dr. Mabuse, der Spieler der zweite große Publikumserfolg des Regisseurs Fritz Lang – zugleich war es zu diesem Zeitpunkt der teuerste deutsche Film überhaupt. Finanziert wurde der Film durch den Produzenten Erich Pommer, der trotz der während der Produktionszeit stattfindenden Hyperinflation von 1923 auf den Erfolg des Filmprojektes vertraute. Die Nibelungen überzeugte durch seine perfekte, malerische Bildkomposition, einen großen Aufwand an Ausstattung und Masken, innovative Tricks und visuelle Effekte sowie durch hervorragende schauspielerische Leistung.

Konzipiert wurde das aufwendige Filmprojekt von Lang und der Drehbuchautorin Thea von Harbou, die er im August 1922 heiratete, von Anfang an als Zweiteiler. Thea von Harbou ließ das Drehbuch auf der ursprünglichen mittelalterlichen Sage fußen, weniger auf Richard Wagners Bearbeitung Das Rheingold. Um sich weiter von Wagner abzuheben, wurde auch der Komponist Gottfried Huppertz mit der Anfertigung einer Filmmusik beauftragt.[1] Harbou achtete im Drehbuch, das streng in Akte und Gesänge eingeteilt ist, vor allem auf eine klare Form. Auch Lang versuchte filmisch die vier unterschiedlichen Schauplätze unterschiedlich umzusetzen und diese gegeneinander fast feindlich wirken zu lassen: der magisch wirkende Wald mit Siegfried, der überfeinerte und erstarrte Hof in Worms, die nordische Welt Islands sowie der Hof der Hunnen.[2] Für Lang hatten Die Nibelungen auch eine politische Dimension:

Für Paul Richter war die Heldenrolle des Siegfried wie maßgeschneidert. Theodor Loos spielt den schwachen, wankelmütigen König Gunther, Hans Adalbert Schlettow verkörpert einen grimmigen, finsteren Hagen Tronje, Rudolf Klein-Rogge den König Etzel, der trotz seiner wilden, exotischen Aufmachung von Lang als eine der wenigen sympathischen Figuren im Film präsentiert wird.[3] Margarete Schön verkörperte als Kriemhild eine ihrer wenigen Hauptrollen im Kino, während Hanna Ralph die Brünhild verkörperte.

Neben der Qualität der Inszenierung und der schauspielerischen Leistung der Hauptdarsteller wurden von der zeitgenössischen Kritik insbesondere die Masken, Kostüme und Bauten von Otto Hunte, Karl Vollbrecht und Erich Kettelhut sowie die Spezialeffekte von Eugen Schüfftan gelobt. Die prächtigen mittelalterlichen Kostüme nach Entwürfen von Paul Gerd Guderian tragen, typisch für die 1920er Jahre, einen Hauch von Art déco. Guderian war bei den Dreharbeiten schon schwer erkrankt[4] und starb 1923 mit nur 27 Jahren, weshalb hinter seinem Namen im Filmvorspann auch ein Kreuz steht. Als wesentliche Inspirationsquelle für die formale Gestaltung des Filmes und auch für die Kostüme gelten die Illustrationen des Wiener Jugendstil-Künstlers Carl Otto Czeschka, die dieser für eine Nacherzählung des Nibelungenliedes von Franz Keim geschaffen hatte.[5] Das Kinderbuch war 1908/1909 im Wiener Verlag Gerlach & Wiedling erschienen – mit weiteren Auflagen 1920 und 1924. Der Kunsthistoriker Ulrich Schulte-Wülwer gibt in seiner Dissertation „Das Nibelungenlied in der deutschen Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts“ (Gießen 1980) Hinweise auf die Rezeption dieses kleinen Czeschka-Bandes durch den österreichischen Film-Regisseur Fritz Lang in dessen Nibelungen-Film von 1920/1924.[6]

Die Stadt Worms samt Burg und Dom sowie der Palast des Hunnenkönigs Etzel wurden auf dem Freigelände der Filmstudios Babelsberg mit monumentalen Kulissen in Szene gesetzt. Mit der Animation eines kämpfenden, feuerspeienden und blutenden Drachen gelang den Filmemachern ein bis dahin im Kino noch nie gesehener visueller Effekt. Spektakulär auch die Umsetzung von Brunhilds Burg inmitten eines Flammenmeeres sowie die von Walter Ruttmann tricktechnisch gestaltete Falkentraum-Sequenz und die Verwandlungsszenen.

Selbst der Wechsel der Jahreszeiten wurde in die Inszenierung einbezogen. In den im Winter spielenden Außenszenen ist echter Schnee zu sehen, und auch die Blumen und Büsche sind allesamt echt und wurden Monate vor den Dreharbeiten eigens gepflanzt. Mit Massen- und Kampfszenen unter Mitwirkung hunderter Statisten wurde insbesondere im zweiten Teil nicht gespart. Die Kameraarbeit von Carl Hoffmann und Günther Rittau galt als vorbildlich.

Das Filmplakat von 1924 stammt von Martin Lehmann-Steglitz.