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In Seite Bokensdorf:

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Bokensdorf wurde erstmals 1468 in einem Willebrief (landesherrliche Bestätigung) des Herzogs Otto II. des Siegreichen zu Braunschweig-Lüneburg erwähnt. Der Herzog bestätigt darin die Stiftung von zwei Memorien (Seelmessen) und gibt der Kirche dafür zu Nutzen des Pfarrers eine Wiese, die der Schulze zu Bokensdorf („Bokelstorpe“) gegen einen jährlichen Zins innehat. Später findet man Bokensdorf 1495 in einer Urkunde mit der Bezeichnung „Vakesdorf“ und 1535 unter „Backendorf“.

Die Landschaft um Bokensdorf war wie die Lüneburger Heide über 2000 Jahre vorwiegend durch Eichen- und Birkenwäldern geprägt. Die Wälder wurden gerodet, um Acker- und Weideland sowie Bau- und Brennholz zu gewinnen. Bokensdorf gehört zu den „-dorf“-Siedlungen, deren Entstehungszeit schwer festzustellen ist. Als Hauptentstehungszeit werden Rodeperioden ab dem 7. Jahrhundert angesehen.

Nachgewiesen sind in Bokensdorf Münzfunde aus der Zeit Heinrichs des Löwen (ca. 1130–1195). Diese Geldstücke waren wahrscheinlich Fährmünzen. Es handelt sich um Grabbeigaben für Nichtchristen, die auf einem Friedhof etwa 1,5 km südlich des Ortes gefunden wurden. Möglicherweise lebten zu dieser Zeit noch Wenden in Bokensdorf, denn „Fährgeld“ galt als unchristlich.

Die ursprüngliche Siedlungsform, ein wendischer Rundling, kann im heutigen Altdorf am „Bauernberg“ leicht rekonstruiert werden. Bokensdorf hatte ursprünglich wohl nur eine halbrunde Form von vier Ackerhöfen, die von Jembke und Stellfelde über eine alte Heerstraße erreichbar waren.

Vermutlich um 1300 entstanden neben den vier bisherigen Ackerhöfen fünf sogenannte Vollköthner-Höfe. Es ist nahezu einmalig in Niedersachsen, dass diese später angesiedelten Hofbesitzer den eingestammten Ackerbauern gleichgestellt waren. Die zwölf Hausnummern im Bauernberg bezeugen die nahezu 500 Jahre alte Struktur des Ortes mit neun großen und zwei kleineren Brincksitzer-Höfen, der Schule und der Gastwirtschaft.

In der Franzosenzeit gehörte Bokensdorf zum Kanton Wittingen im Königreich Westphalen. 1816 erlangte die Familie von der Schulenburg die Gerichtsbarkeit über Bokensdorf wieder. Mit der Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit wurde Bokensdorf 1848 in das Amt Fallersleben eingegliedert.[1]

Erst im Jahre 1859 vollzog sich ein Wandel in der Stellung der Bauern. Mit der sogenannten Ablöse konnten sich die Bauern in Niedersachsen von der Lehnsherrschaft der Fürsten frei kaufen. Für Bokensdorfer hieß dies die Befreiung von Diensten und Abgaben, zu denen sie den Grafen vom Schloss Wolfsburg und den Herzögen in Lüneburg verpflichtet waren.

Seit dieser „Bauernbefreiung“ konnten nun die Bauern ihre Arbeitszeit auf ihren eigenen Äckern verwerten. Vorteile ergaben sich auch aus der in dieser Zeit durchgeführten Flurbereinigung. Es entstanden attraktive, große Ackerflächen, die wirtschaftlich bearbeitet werden konnten.

Am 1. April 1885 ging das Amt Fallersleben im neugegründeten Landkreis Gifhorn auf.

Infolge der Bauernbefreiung und der Flurbereinigung waren die Bokensdorfer nun nicht mehr arm. Sie haben nach und nach ihre alten giebelständigen Häuser aufgegeben und ab 1900 traufständige Gebäude zum damaligen Dorfzentrum hin errichtet. Auch die nicht erbberechtigten Bauern profitierten vom neuen Reichtum. Als Anbauer erhielten sie Flächen an dem Weg zur Mühle nach Jembke, dem „Mühlenweg“. Sie betrieben dort Kleingewerbe, z. B. Schlachter im Winter, Maurer im Sommer.

Die Gebäude, die in dieser Zeit errichtet wurden, sind wie die Gebäude auf dem Bauernberg dem „Bauernstil“, einer Variante des Jugendstils, zuordnen. Man findet in einigen Häusern noch die für diese Zeit typischen Fliesenmosaikmuster.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verdoppelte sich die Bevölkerungszahl in Bokensdorf durch Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten. Der Lönsweg mit den einheitlich wie am Lineal ausgerichteten Häusern und den rückwärtigen großen Gärten ist typisch für den Baustil der 1950er-Jahre.

Infolge der politischen Situation in den 1960er-Jahren kauften viele Westberliner Grundstücke „im Westen“. So entstand der „Berliner Ring“. Wegen der Nähe zur Volkswagenstadt Wolfsburg zogen in den 1980er- und 1990er-Jahren viele VW-Mitarbeiter nach Bokensdorf und errichteten dort im Norden und Nordosten Eigenheime. Eine Straße erinnert an einen langjährigen Bürgermeister und wurde „Willy-Müller-Ring“ benannt.

Im Osten entstand an ehemaligen Kiesabbaustellen ein der Naherholung dienendes Wochenendhausgebiet.

Auf Grund des „Gesetzes zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Wolfsburg“ schlossen sich am 1. Juli 1972 die Gemeinden Barwedel, Bokensdorf, Jembke, Osloß, Tappenbeck und Weyhausen freiwillig zur Samtgemeinde Boldecker Land zusammen.

Die Anwohner haben sich in drei Vereinen organisiert. Das Leben in Bokensdorf wird durch die Freiwillige Feuerwehr, den Schützenverein, die Jägerschaft und den Sportverein mit den Sparten Fußball, Tennis, Gymnastik und neuerdings Karate geprägt. Der Landfrauenverein Jembke, Barwedel, Bokensdorf lädt zu vielen Veranstaltungen ein. Südlich des Ortes hat der Golfclub Wolfsburg seine Heimat gefunden.

Die Gemeinde Bokensdorf gehört zur Samtgemeinde Boldecker Land, die im Ort eine Kindertagesstätte betreibt. Die Grundschulkinder werden in Jembke unterrichtet, die Haupt- und Realschule ist in Weyhausen ansässig. Zu allen Schulen, auch zum Gymnasium Fallersleben, fahren Schulbusse.

Alte Bezeichnungen des Ortes sind 1468 Bokelstorpe, 1495 Vakestorf, 1535 Bakenstorp 1566 Bockensdorff und 1612 Bockemstorf. Im Grundwort steht niederdeutsch –dorp „Dorf, Siedlung“. Also die „Siedlung eines Bok“, wobei der Personenname zu der Sippe um Boko, Buk(k)o, der Koseform von Burghard, gehören könnte.[2]