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In Seite Oi!:

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Spätestens nachdem es 1981 nach einem Oi!-Konzert in Southall, London, zu Ausschreitungen zwischen den Konzertbesuchern und den asiatischen Anwohnern gekommen ist, wird Oi! in der Öffentlichkeit und den Massenmedien oft mit Neonazismus assoziiert. Dies ist aber ebenso wenig zutreffend wie die pauschale Gleichsetzung von Skinheads (egal ob traditionell oder Oi!-Skin) mit Rechtsextremisten oder Neonazis.

Tatsächlich hat die Oi!-Szene (wie beispielsweise auch die Skinhead-Szene) ein ähnlich breites Spektrum an politischen Meinungen, wie es in jeder gesellschaftlichen Gruppierung zu finden ist, deren Hauptbetätigungsfeld nicht die Politik ist.

Von Beginn der Oi!-Bewegung an gab es stets sowohl gemäßigte Linke (Mensi von den Angelic Upstarts, zu Beginn der 80er ein glühender Anhänger der britischen Labour Party) als auch Rechte und militante Unpolitische.

Manche Oi!-Bands trafen in ihren Songs klare Aussagen zur Arbeitslosigkeit/Arbeitsmarktpolitik, in denen sie auf Probleme hinwiesen und sich somit natürlich politisch betätigten, ohne sich dabei jedoch in eine politische Ecke drängen zu lassen. In dem Lied National Employer’s Blacklist von The Business (1981) klagt die Praxis einiger Arbeitgeber an, Namen vehementer Vertreter von Arbeitnehmerrechten in einer Liste zu führen und somit deren Einstellung zu verhindern und in Jobs Not Jails von The Gonads (1980) heißt es: „What we want’s the right to work/Give us jobs not jails/Don’t throw us on the scrapheap because your system fails.“ (Was wir wollen ist das Recht auf Arbeit/ Gebt uns Arbeitsplätze und nicht Gefängnisse/ Werft uns nicht auf den Müllhaufen, weil euer System fehlschlägt.) Einige Bands vertraten auch anarchistische Standpunkte, unter anderem Oi Polloi oder Blaggers ITA.

Ein weiteres interessantes Beispiel stellt die Londoner Band Combat 84 dar. Wie in einer im britischen Fernsehen gezeigten Dokumentation über die Band klar wurde, waren Sänger (gemäßigt rechts) und Schlagzeuger (unpolitisch bis gemäßigt links) nur selten einer politischen Meinung. In ihren Liedern stellten sie demzufolge die politischen Standpunkte des Sängers Chubby Chris dar: In Rapist spricht er sich für Todesstrafe für Sexualstraftäter aus („Bring back capital punishment“) und in The Right to Choose für die Stationierung von Cruise-Missile-Raketen in Europa („The right to choose – we want the cruise!“) (beide 1983).

Die Politik-Diskussion und die damit verbundenen Spannungen führten dazu, dass die Oi!-Szene ab Mitte der 80er Jahre zwar sehr vital, aber auch limitiert blieb. Der Weg zur großen Massenbewegung war durch die Medienberichte endgültig verstellt, dafür blieb es im Kern der Szene umso intensiver. Zudem bildeten sich weitere Szenen – unter dem Banner „Rock Against Communism“ eine rechtsextreme/neonazistische, im Gefolge der Northern-Soul-Band The Redskins eine linksextreme und im Zuge des aufkommenden Ska-Revivals eine Skinhead-Reggae-Szene, die vielen Oi!-Anhängern Entwicklungsmöglichkeiten boten und diese wie auch neue Interessierte gern in ihren Reihen aufnahmen.

1988 sollte das seit den Vorfällen von Southhall erste große Oi!-Konzert in London stattfinden: „Oi! – The Main Event“. Der Veranstaltungsort „Victoria“ mitten in der Londoner Innenstadt fasste etwa 2000 Besucher (die jedoch beim Main Event wegen Behördenauflagen auf 1500 reduziert werden mussten), frühere Konzerte hatten meist in Pubs stattfinden müssen, die mit mehreren 100 Besuchern bereits überfüllt waren. Im Lineup standen u. a. Section 5, Vicious Rumours, The Business, Judge Dread, Angelic Upstarts und ein aus geheim gehaltenen Szene-Persönlichkeiten bestehende, für diesen Auftritt zusammenkommende Formation mit dem Namen Oi!-Allstars. Für damalige Verhältnisse äußerst penible Sicherheitsvorkehrungen konnten jedoch ein Debakel nicht verhindern: Obwohl der Abend fast ganz ohne Vorfälle über die Bühne ging, sollte es doch zu einem Auftritt der Allstars nie kommen. Offensichtlich hatte der Veranstalter nicht richtig einschätzen können, dass die Angelic Upstarts durch einen Linksruck in ihrer Einstellung (den sie auch auf ihrem damals aktuellen Album Blood on the Terraces von 1987 vermittelten) die Sympathien eines Teils der Szene verloren hatten – die Bühne wurde gestürmt, die Musiker verjagt und ein Teil des Equipments zerstört. Erst mit einem Konzertabbruch und Räumung der Konzerthalle konnte Schlimmeres verhindert werden. Für Großbritannien hatte dieser durch politische Spannungen in der Szene verursachte Konzertabbruch zur Folge, dass bis heute für Oi!-Bands keine großen Veranstaltungshallen zur Verfügung stehen und die Bewegung nicht mehr ansatzweise große Zuschauer- und Hörermengen erreicht.

Die meisten Oi!-Bands in Deutschland wie auch international haben ihre Meinung in der politischen Mitte orientiert, grenzen sich zum Teil auch explizit gegen den neonazistisch geprägten Teil der Skinhead-Szene ab. Die Grenzen sind jedoch bisweilen fließend, da bei rechtsextremistischen bzw. neonazistischen Bands häufig nur der offen propagierte Rassismus mehr oder weniger deutlich zum Themenspektrum hinzutritt.

Gelegentlich bezeichnen rechtsradikale und neonazistische „Skinhead“-Bands ihre eigene Musik ebenfalls als Oi!-Musik oder hören diese Musikrichtung. Daneben hat sich der Begriff RAC (=„Rock Against Communism“, eine Reaktion auf den „Rock Against Racism“) als Bezeichnung für neonazistischen „Skinhead“-Rock (auch White Noise genannt) in der Szene etabliert.