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In Seite Schnurkeramische Kultur:

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Bereits im 20. Jahrhundert gelangte Marija Gimbutas aufgrund von archäologischen Befunden zu der Überzeugung, dass die Schnurkeramiker zu den frühesten Vertretern der Indogermanen in Mitteleuropa gehörten und dass deren Urheimat im nördlichen Schwarzmeerraum im Bereich der Kurgankultur liegen müsse.[1] Angetrieben durch Fortschritte in biochemischen Verfahren (v. a. Strontiumisotopenanalysen) und der Analyse alter DNA (aDNA) sind diese alten Erklärungsmuster in den Diskurs gelangt.[2] Mit der sogenannten Jamnaja-Kultur war ein guter Kandidat für den Ursprung der Schnurkeramik gefunden. In Kontexten der Jamnaja-Kultur findet sich ebenfalls ein geschlechtsspezifisches Bestattungsritual und männliche Individuen wurden gelegentlich mit kriegerischen Attributen ausgestattet. Streitaxt und schnurverzierter Becher sind hier ebenfalls belegt. Tatsächlich belegen neuere aDNA-Studien, dass neue genoide Haplotypen im dritten Jahrtausend v. Chr. in Mitteleuropa anzutreffen sind, die aus früheren Kontexten Mitteleuropas bisher unbekannt waren, hingegen für Osteuropa nachgewiesen sind.[3] Die frühere These, die Schnurkeramik aus der Jamnaja-Kultur herzuleiten, wurde in der aktuellen Forschung wieder verstärkt aufgegriffen und archäologische Befunde damit in Verbindung gebracht.[4][5][6]

Allerdings bleiben Zweifel an einer zu vereinfachten Darstellungsweise. So ist der spätneolithische Bestattungsbefund lückenhaft. In den Kollektivgräbern des nördlichen Mitteleuropa sind nur sehr wenige Knochen erhalten. Im südlichen Mitteleuropa, beispielsweise in Kontexten der Chamer Kultur, sind so gut wie keine Bestattungen bekannt. Somit ist nicht gänzlich geklärt, ob die neuen Genvarianten nicht bereits vorher eindrangen (wobei anzumerken ist, dass die aktuelle Quellenlage eine Absenz impliziert).[7][8]

Wichtig ist die Beobachtung, dass die spezifischen Genotypen in Bestattungen, die mit der materiellen Kultur Schnurkeramik assoziiert (R1a-Variante der Y-Chromosomen) werden, nicht den Genotypen entsprechen, die in Gräbern der Jamnaja-Kultur zu finden sind (R1b-Variante der Y-Chromosomen). Weiterhin ist anzumerken, dass in Bestattungen der frühen Schnurkeramik sowohl in Polen (Złota-Gruppe) als auch in Böhmen die schnurkeramische Bestattungspraktik nicht mit den spezifischen Genotypen korreliert.[8][9] Das zeigt, dass der Prozess des Eindringens neuer Gensignale und der Adaption der neuen Bestattungsweise und materiellen Kultur womöglich zwei getrennte Prozesse darstellen. Diese stehen mit Sicherheit in Verbindung, doch sind sie nicht so fest verschmolzen, wie die unkritischen Studien suggerieren. Die Variante R1a ist aus Fundkontexten der Narva-Kultur im Ostbaltikum belegt sowie aus mesolithischen Kontexten im Eisernen Tor.[8]

Es wurden verschiedene Szenarien vorgeschlagen, wie ein migrierendes Volk in so kurzer Zeit zum dominanten Volk werden konnte. Eine Idee war, dass aus dem Osten Krankheiten eingeschleppt wurden, gegen welche die einheimische Bevölkerung keine Resistenzen aufwies – ähnlich wie es für die Ankunft der Europäer auf dem amerikanischen Kontinent angenommen wird. Vor allem der Pesterreger (Yersinia pestis)[10] der auch die mittelalterliche Katastrophe bedingte, wurde in Teilen Osteuropas, aber auch Südskandinaviens für das ausgehende vierte Jahrtausend nachgewiesen.[11] Diese Annahme muss jedoch wegen neuen Forschungsergebnissen hinterfragt werden. So waren die frühen Pestausbrüche nicht epi- oder gar pandemisch und sie gingen nicht mit einer extremen Mortalität einher.[7]

Der aktuelle Konsens ist, dass Migrationen durchaus einen wichtigen Faktor für urgeschichtliche Prozesse darstellten. Jedoch mehren sich die Anzeichen einer hohen Mobilität im 4. und 3. Jahrtausend, angetrieben durch ein stark aufgelockertes Siedlungs- und Wirtschaftssystem (Wanderweidewirtschaft). In diesem System haben sich sowohl neue Ideen (hiervon zeugen z. B. die schnelle Verbreitung von Rad und Wagen) als auch genetische Merkmale schnell verbreiten können.[2]