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In Seite Antiziganismus:

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Antiziganismus ist geprägt von Stereotypen, die „Zigeunern“ negativ bewertete Eigenschaften Leichtsinn, Treulosigkeit, Furchtsamkeit, Rachsucht, Unverschämtheit, Neigung zu Bettelei und Diebstahl zuschreiben. Ambivalent oder positiv bewertete Eigenschaften wie magische und wahrsagerische Fähigkeiten, große Freiheitsliebe, starke erotische Ausstrahlung, besondere rhythmische und musikalische Fähigkeiten sowie manuelles und körperliches Geschick bei kriminellen oder bestimmten handwerklichen und schaustellerischen Tätigkeiten werden ebenfalls zugeschrieben. Antiziganistische Stereotype beinhalten in Hinsicht auf die Körperlichkeit von „Zigeunern“ physiognomische Merkmalszuschreibungen wie schwarzes Haar, schwarze „blitzende“ Augen, dunkle Hautfarbe und unregelmäßige Gesichtszüge. In Meyers Konversations-Lexikon (Ausgabe 1888) heißt es: „Was den Charakter der Zigeuner anlangt, so sind dieselben leichtsinnig, treulos, furchtsam, der Gewalt gegenüber kriechend, dabei rachsüchtig, im höchsten Grad cynisch und da, wo sie glauben es wagen zu können, anmaßend und unverschämt. Alle sind dem Betteln ergeben, gestohlen wird besonders von Weibern und Kindern“.[1]

Die deutsche rassetheoretische und „kriminalbiologische“ Forschung des Nationalsozialismus (Robert Ritter und seine Mitarbeiter Eva Justin und Adolf Würth)[2] erweiterte Auffassungen von der nicht ortsfesten Lebensweise der als „fremdrassig“ bezeichneten „Zigeuner“, ihres Sozial- und Wirtschaftsverhaltens und ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten anhand erbbiologischer Denkmuster um die Vorstellung, dass die verschiedenen Untergruppen der „Zigeuner“ eine auf einer möglicherweise steinzeitlichen Entwicklungsstufe von Wildbeuterkulturen zurückgebliebene Ethnie bzw. „Mischrasse“ seien. „Zigeuner“ hätten ihre erblich bedingten gesellschaftsschädlichen Anlagen im Lauf der Geschichte durch endogame Fortpflanzung perpetuiert oder durch sexuelle Kontakte zu marginalisierten Angehörigen der Mehrheitsbevölkerung, deren „minderwertigem Abschaum“ u. ä., zusätzlich gefestigt und verstärkt.[3] Jenische wurden von der NS-Forschung demgegenüber zwar nicht als „Fremdrassige“, aber ebenfalls als erbbiologisch minderwertiger und besonders gefährlicher „Menschenschlag“ betrachtet, der seine niederen Anlagen durch eine ständige Fortpflanzung in asozialen und kriminellen Milieus erworben oder gefestigt und durch Mischung mit „Zigeunern“ (Roma) auch an diese weitergegeben habe.[4] Fortgeführt wurde diese Betrachtungsweise nach dem Ende des Nationalsozialismus bis hinein in die 1980er/90er Jahre von dem erbbiologisch und erbhygienisch orientierten Arzt und „Zigeunerberater“ deutscher Regierungen, Hermann Arnold. Als ein Außenseiter der „Bevölkerungswissenschaft“ führt in jüngerer Zeit Volkmar Weiss die antiziganistische Tradition fort, wenn er Sinti und Roma als eine „erbliche Unterschicht“ minderer „Bevölkerungsqualität“ zur Diskussion stellt, die durch eine im Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung überdurchschnittliche Kriminalitätsrate bei unterdurchschnittlicher Intelligenz charakterisiert sei und sich zur Begrenzung des damit verbundenen gesellschaftlichen Konfliktpotenzials weniger für strukturell angelegte Förder- und Bildungsprogramme als für die bevölkerungssanitäre Maßnahme der Geburtenkontrolle empfehle.[5]

Diese Stereotype werden in den Medien weiterhin fortgeschrieben und beeinflussen nicht nur das Bild der Mehrheitsgesellschaft von als „Zigeuner“ wahrgenommenen Menschen, sondern sehr direkt auch den Umgang der Mehrheitsgesellschaft mit diesen Menschen. Es fehlen positive Diskurse und Vorbilder, die nicht den Stereotypen entsprechen.[6]

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