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In Seite Dieter Frowein-Lyasso:

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Das Anfang der 1980er Jahre in der Kölner Südstadt gegründete Fachgeschäft wurde nach wenigen Jahren von Frowein-Lyasso übernommen. Der nur etwa 40 Quadratmeter große Laden wurde von fast allen namentlich bekannt gewordenen malerisch wirkenden Kölnern der letzten drei Jahrzehnte frequentiert und war eine Stätte gegenseitig inspirierenden Austausches.[1]

Den Namen Tutti Paletti hat der Besitzer des denkmalgeschützten Hauses, der Kölner Restaurator Georg Maul an einem weinseligen Abend eher zufällig kreiert. Als nach langer Diskussion sich Die Palette als Namensfindung abzeichnete hat er gesagt: „Dann ist ja endlich alles tutti Paletti“, und der Name war augenblicklich gefunden.

Den Schriftzug auf dem Firmenschild kreierte der erste Besitzer des Ladens Konstantin Freiherr von Humboldt und Dachröten mit freiem, der Kalligraphie entlehnten Pinselstrich. Als Farbkombination wählte von Humboldt einen zinnoberrotenen Schriftzug auf hellem Lapislazuligrund. Die ersten Werbeplakate entwarf Jacky Beumling, der spätere so genannte „Künstler-Prinz“ Karneval von Köln Jacky I. (2007); er wählte zu diesem Zweck handschriftliche Signaturen bekannter Künstler aus, die er übereinanderstehend anordnete (u. a. Albrecht Dürer, Rembrandt und Picasso).

Als das Schild 1990 erste Abwitterungen aufwies, änderte ein Kirchenmaler in Absprache mit Frowein-Lyasso die Farbigkeit, der freie Schriftzug blieb aber unverändert erhalten. Fortan leuchtete auf dem metallenen Ladenschild ein karminroter Schriftzug auf ultramarinem Grund. Diese Farbkombination fungierte bis zur Schließung von Tutti Paletti am 1. Mai 2013 als Markenzeichen des Künstlerfachgeschäftes.

Als Dieter Frowein-Lyasso das Fachgeschäft übernahm, gestaltete er es durch anders gewählte Artikelauswahl um. Er erzielte vor allem durch die Generalvertretung für die Kremer Pigmenteartikelserie für den Kölner Raum einen großen wirtschaftlichen Erfolg.

Die Räumlichkeit wurde von einem im Zentrum stehenden ehemaligen Seziertisch dominiert, hierauf wurden die Leinwände zurechtgeschnitten, und Frowein-Lyasso nutzte diesen auch als Standfläche, wenn er Großformate bespannte.[1] Seinen eignen Angaben zufolge war ein sieben Meter langer Bildgrund für Lucy McKenzie sein größtes „Meisterwerk“.[2]

Frowein-Lyasso war fast täglich anwesend, und neben fachkundiger Beratung war seine Spezialität das Aufspannen von Keilrahmen – dies galt vor allem für besagte Großformate. Oft wurden auch bereits bemalte Leinwände, die sich auf minderwertigen Rahmen verzogen hatten, in den Laden gebracht und auf die qualitativ hochwertigen Keilrahmen gespannt, die von einem niederrheinischen Schreiner angefertigt wurden.

Auf Bestellung gab es auch Sondergrößen, Sonderdicken oder auch Rund- und Ovalformate. Die bemalten Bilder wurden auf einer Staffelei bis zur Abholung verwahrt, dadurch gab es im Tutti Paletti eine im Leistungsspektrum sehr breitgefächerte, dauerhafte Wechselausstellung. Zahlreiche seiner aufgespannten Leinwände zieren heute die Wände großer Privatsammlungen oder auch namhafter Museen.[2]

Er arbeitete auch selber künstlerisch, jedoch nur sehr selten auf Leinwand. Er verfremdete Alltagsgegenstände oder nutzte Teppiche als Malgrund, und des Öfteren verwendete er eigene Fotografien innerhalb seiner Objektkunst. Durch jahrelange Hartnäckigkeit gelang es ihm, der sehr zurückgezogen in Paris lebenden Marlene Dietrich ein Autogramm abzubetteln, und widmete diesem Kleinod gleich ein großformatiges Kunstwerk.

Von Beginn an förderte Frowein-Lyasso zahlreiche Künstler, deren Malkunst ihm gefiel.[3] Er erwarb von diesen Frühwerke oder erteilte auch mal Auftragsarbeiten (Porträt), beispielsweise von Oliver Jordan und dem seit Anfang der 1990er in New York wirkenden David D. Stern. Da Frowein-Lyasso regelmäßig zu Ausstellungseröffnungen oder Kunstmessen ging, wurde er mit einigen Sammlern und Galeristen bekannt. Es gelang ihm, diese auf Künstler aufmerksam zu machen, die in seinem Laden verkehrten. Eine Zeitlang handelte er auch mit den Bildern seiner Kunden, deren Ausstellungskataloge im Tutti Paletti eingesehen werden konnten.

Der Windfang des Ladens fungierte als Litfaßsäule der schönen Künste. Ausstellungen wurden hier angekündigt, Atelierplätze wurden gesucht oder gefunden, der UnterbezirksDada gab höchstpersönlich von seinen Plakaten seine Weisheiten kund, und unendlich viele Zeichenkurse sowie Malkurse, darunter auch solche, die für wenig Geld nackte Frauen enthielten, warben dort um Interessenten.

Frowein-Lyasso sponserte auch regelmäßig die Verpflegung bei den ersten Vernissagen seiner Kunden, die deren Studentenetat überforderten. Fehlten einem noch unbekannten Künstler die Worte für den Ausstellungskatalog, klopften diese ebenfalls gerne bei Tutti Paletti-Ditta an, und dann war ganz schnell alles paletti. Nicht selten wurden Frowein-Lyasso Kinder oder Hunde zur kurzzeitigen Verwahrung anvertraut, einen Malblock und Buntstifte gab es bei Kindern gratis dazu.

Eine Doppelglastür führte hinter der Verkaufstheke zu einem kleinen schattigen Innenhof, der gemeinsam von seinen Kunden und der Belegschaft einer angrenzenden Restaurierungswerkstätte genutzt wurde. Moderne Kunst traf hier auf historische Techniken, und die Materialauswahl für so manches Meisterwerk erfolgte hier, direkt neben einem kleinen, wenn auch nur gelegentlich tröpfelnden Brunnen.

Maler, Restauratoren, Grafiker, Künstler, Bildhauer, Kirchenmaler, Tischler, Galeristen, Kunstsammler, Mäzene, Designer, Geigen- sowie Orgelbauer, aber auch die Ahlvunnevvenan und Pigmentfetischisten saßen hier zusammen, tranken frisch gebrühten Kaffee, diesen natürlich für lau, hielten Schwätzchen oder beteiligten sich an den Carromturnieren, die einige Sommer lang fast täglich hier stattfanden.

Zu seinen Kunden zählten auch viele Vertreter der Neuen Wilden, darunter Adamski und Dokoupil. Mitte der 1980er zog Wolfgang Niedecken mit seiner Familie in ein gegenüberliegendes Haus und der Rockmusiker entdeckte durch die räumliche Nähe zu Tutti Paletti sein malerisches Talent wieder. Cornel Wachters Atelier befand sich direkt um die Ecke, in unmittelbarer Nähe zur Ulrepforte gelegen. Wachter fungierte 1984 Tutti Paletti zur Kommandozentrale seines UnterbezirksDada um.[1]

1986 bescherte Tutti Paletti die XLII. Biennale di Venezia einen ersten Großauftrag. Der Kölner Maler Sigmar Polke vertrat dort die Bundesrepublik Deutschland und bestellte 40 Leinwände, um darauf mit einem neuen Material (Lack) zu experimentieren. Aus Venedig zurück, überreichte Polke Frowein-Lyasso eines der auf seinen Leinwänden entstandenen Bilder für seine stetig wachsende Sammlung. Zwischen den beiden entwickelte sich nachfolgend eine intensive Freundschaft. Polke hinterließ im Tutti Paletti auch eine kleine Wandmalerei, in Anspielung auf eine Person zeichnete er mit Bleistift eine Kartoffel und schrieb darunter Kartoffeldenkmal.[1]

1991 gelang es den Kölner Künstlern Jo Oberhäuser und Cornel Wachter, mehrere Kölner Maler dazu zu bewegen, Tutti Paletti-Ditta zu Ehren seines zehnjährigen Wirkens im Tutti Paletti ein gemeinsames Bild zu malen. Die meisten der zuvor genannten Künstler beteiligten sich daran, Polke hinterließ eine Ameise, die mühselig einen Pfennig rollt und nannte sein Werk in Anspielung an Dieters Kleingeldkasse Der Pfennigfuchser. Folgende Künstler nahmen in dieser Reihenfolge an dem Projekt teil: Jo Oberhäuser, Robert Fährmann, Hans-Peter Adamski, Kurt Ebbers, Dieter Horky, Wolfgang Niedecken, Heribert C. Ottersbach, Jürgen Klauke, Oliver Jordan, Bernhard Patzack, Peter Valentiner, David D. Stern, Dieter Kraemer, Sigmar Polke und das Künstlerduo UnterbezirksDada (Cornel Wachter und Elmar Schmitt).

Als die Bankenkrise 2008 den Künstlern und Restauratoren das Wasser abgrub, war es Polke, der durch Großeinkäufe das Überleben seines Lieblingsladens sicherte. Als Polke 2010 starb, ehrte Dieter Frowein-Lyasso seinen Freund durch ein Objektkunstwerk mit einer integrierten Fotografie Polkes, dieses installierte er mittig auf der Ladenlangwand.

In der Walburgisnacht 2013 feierte Dieter Frowein-Lyasso in seinem Laden Abschied vom Tutti Paletti. Etwa 100 ehemalige Kunden und Freunde sagten Ade, manche kamen dafür von weit angereist.