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In Seite Immanuel Kant:

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In den kurzen Abhandlungen Von den verschiedenen Rassen der Menschen (im Original knapp 20 Seiten[1]) und Bestimmung des Begriffs einer Menschenrasse (knapp 30 Seiten) werden grundsätzlich vergleichbare Gedanken dargelegt, nämlich, dass „alle Menschen auf der weiten Welt zu einer und derselben Naturgattung“ und „vermutlich zu einem Stamme“ gehören, es aber verschiedene Rassen gebe, was wesentlich mit der unterschiedlichen Hautfarbe begründet wird. Immanuel Kant: AA 000002II, 149–430[2]

In beiden Schriften ist von deren vier die Rede, die sich „in Verbindung mit den Naturursachen ihrer Entstehung“ – gemeint sind die zuvor dargelegten klimatischen Bedingungen – „unter folgenden Abriß bringen lassen“, woraufhin, als sogenannte „Stammgattung“, zunächst „Weiße von brünetter Farbe“, dann, als erste, zweite, dritte und vierte Rasse, „Hochblonde“, „Kupferrote“, „Schwarze“ und „Olivgelbe“ genannt werden.Immanuel Kant: AA 000004IV, 441[3] Auch in der zweiten Schrift heißt es: „Man kann in Ansehung der Hautfarbe vier Klassenunterschiede der Menschen annehmen“,Immanuel Kant: AA 000008VIII, 93[4] und es wird erneut bekräftigt: „Die Klasse der Weißen ist nicht als besondere Art in der Menschengattung von der der schwarzen unterschieden; und es giebt gar keine verschiedene Arten von Menschen. Dadurch würde die Einheit des Stammes, woraus sie hätten entspringen können, abgeleugnet; wozu man, wie aus der unausbleiblichen Anerbung ihrer klassischen Charaktere bewiesen worden, keinen Grund, vielmehr einen sehr wichtigen zum Gegentheil hat.“ Immanuel Kant: AA 000008VIII, 99–100[5].

Die Zuordnung aller Menschen zu nur einer Gattung, einer Art und einem Stamm ist der Deutung eines (pseudo)biologistischen Rassismus, der vereinzelt erhoben wurde,[6] entgegenzuhalten, wobei die Notwendigkeit der Exegese des davon abzugrenzenden Begriffes der Klasse von Menschen hervortritt. Schon in seiner Replik auf die Einwände von Georg Forster im Herbst 1786 weist Kant auf die spezielle Bedeutung hin, in der er den Begriff verstanden wissen will: „Was ist eine Rasse? Das Wort steht gar nicht in einem System der Naturbeschreibung, vermutlich ist also auch das Ding selber überall nicht in der Natur. […] Der Charakter der Rasse kann also hinreichen, um Geschöpfe darnach zu klassifizieren, aber nicht, um eine besondere Species daraus zu machen, weil diese auch eine absonderliche Abstammung bedeuten könnte, welche wir unter dem Namen einer Rasse nicht verstanden wissen wollen.“ Kant legt dar, er wolle die Rasse als progenies classifica, und diese Klasse „nicht in der ausgedehnten Bedeutung“, sondern „zur Einteilung in ganz anderer Absicht“ nehmen.Immanuel Kant: AA 000008VIII, 163[7]

Zu einer angemessenen Erschließung der oben genannten Frage sind auch die im ethischen Werk paragraphierten Grundsätze heranzuziehen, etwa jener, dass für alle Menschen dasselbe Weltbürgerrecht (ius cosmopoliticum) gilt, da auch zum Schluss der Anthropologie darauf hingewiesen wird. Allerdings sind viele der empirischen Aussagen Kants zur Völkerkunde aus heutiger Sicht unhaltbar und von der nur mittelbaren Kenntnis der Sujets gekennzeichnet, die allzu oft eurozentrische Darstellungen der Kulturen der Welt übernimmt, sie simplifiziert und bereitwillig den jeweiligen Völkern als Charakteristika zuschreibt. So wird die im vierten Abschnitt der Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen und in der Schrift Über den Gebrauch teleologischer Prinzipien in der Philosophie (1788) enthaltene Bewertung wesentlich durch das Merkmal kultureller Zeugnisse begründet, zum Nachteil afrikanischer und amerikanischer Völker, und gerade auf diesem Gebiet kann Kant nicht nur im Vergleich mit dem heutigen Wissensstand der Afrikanologie und Amerikanologie mangelnde Kenntnis kaum abgesprochen werden. In der Tradition der aus der Antike stammenden und im 18. Jahrhundert stark verbreiteten „Klimatheorie“ sah Kant die geographischen und klimatischen Bedingungen als Ursache an, da schwer ein „anderer Grund angegeben werden kann, warum diese Race, zu schwach für schwere Arbeit, zu gleichgültig für emsige und unfähig zu aller Cultur, wozu sich doch in der Naheit Beispiel und Aufmunterung genug findet, noch tief unter dem Neger selbst steht, welcher doch die niedrigste unter allen übrigen Stufen einnimmt, die wir als Racenverschiedenheiten genannt haben.“Immanuel Kant: AA 000008VIII, 176[8]