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In Seite Popliteratur:

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Die erste Phase der deutschen Popliteratur orientierte sich an der in den 1940er und 1950er Jahren in den USA entstehenden Beat Generation, in der sich Schriftsteller wie William S. Burroughs, Jack Kerouac und Allen Ginsberg zu einer mehr oder weniger lockeren Gruppe zusammenschlossen und das spezifische Gefühl Jugendlicher zum Ausdruck zu bringen versuchten.[1]

Die so genannten Beatniks brachen mit den herkömmlichen dominanten Moral- und Lebensvorstellungen, versuchten durch Drogenkonsum ihr Bewusstsein zu erweitern und ihren unkonventionellen Lebensstil in einer möglichst realistischen Sprache darzustellen. So fand die Alltags- und Vulgärsprache ihren Weg in die Literatur. Popliteratur stellte in dieser Phase den Versuch dar, Jugendlichen und ihrem subkulturellen Lebensstil eine authentische Sprache zu geben. Beispiele dafür sind das Langgedicht Howl von Allen Ginsberg (1956) und die Romane On The Road von Jack Kerouac (1957) und Naked Lunch von William S. Burroughs (1959).

Der Begriff Popliteratur (in der Schreibweise „Pop-literatur“) wurde 1964 vom österreichischen Lyriker H. C. Artmann zum ersten Mal verwendet.[2] In Deutschland wurde die Gattung Popliteratur durch den 1968 in der Zeitschrift Christ und Welt und im Magazin Playboy veröffentlichten Aufsatz Cross the Border – Close the Gap von Leslie Fiedler bekannt. Er forderte darin die Ablösung der elitären Hochkultur durch eine Literatur, die auch den Alltag mit einbezieht. Hier war es vor allem der junge, rebellische Schriftsteller Rolf Dieter Brinkmann, der 1969 zusammen mit Ralf-Rainer Rygulla im März-Verlag die Anthologie Acid. Neue amerikanische Szene herausbrachte und damit die amerikanischen Popliteraten in Deutschland vorstellte. Damit platzte Brinkmann in eine durch die restaurative Nachkriegszeit sowie durch die „politisch korrekte“ Literatur der Gruppe 47 dominierte Literaturszene. Sein Auftreten wirkte extrem provozierend.

Brinkmann schreibt:

„Enzensbergers ablehnende Haltung gegenüber dem Statement Kerouacs kann symptomatisch genommen werden für die bekannte Unsinnlichkeit des Denkens abendländischer Intellektueller […]. Es ist tatsächlich nicht einzusehen, warum nicht ein Gedanke die Attraktivität von Titten einer 19jährigen haben sollte, an die man gerne faßt […]“[3]

„Der Tot-Stell-Reflex, der die deutschsprachigen Literaturprodukte weithin kennzeichnet, äußert sich in der praktizierten hemmungslosen Tabuisierung bestimmter „Wörter“, anstatt auf Wörter oder Sätze so lange draufzuschlagen, bis das in ihnen eingekapselte Leben (Dasein, einfach nur: Dasein) neu daraus aufspringt in Bildern, Vorstellungen […]“[4]

Die historische Bedeutung der Popliteratur in Deutschland hängt mit den gesellschaftlichen Entwicklungen der 1960er Jahre, den Studentenunruhen und der 68er-Bewegung zusammen. In dieser Stimmung wurde Popliteratur als eine Möglichkeit begrüßt, sich auch kulturell deutlich von der scharf kritisierten Elterngeneration abzugrenzen. Zum ersten Mal wird „Jugend“ zu einem eigenständigen Lebensabschnitt mit nur ihr vorbehaltenen Subkulturen.

Die zweite, Anfang der 1980er Jahre hervortretende Generation deutschsprachiger Popliteratur distanzierte sich allerdings ihrerseits von den Spät-68ern, vom rituellen Protest und mehr noch vom Geschmack des Alternativmilieus. Mit punkaffinen Autoren wie Peter Glaser und Rainald Goetz wie auch dem Musikjournalismus des frühen Diedrich Diederichsen etablierte sich eine apodiktische Bewertung popkultureller Produkte, die in den 1990er Jahren nachwirkte.[5]