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In Seite Robert Häusser:

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Robert Häussers Archiv umfasst 64.000 Negative. Sein künstlerisches Gesamtwerk besteht ausschließlich aus Schwarz-Weiß-Bildern und lässt sich in mehrere Phasen gliedern.

Bereits seine im Alter von 14 Jahren mit der Retinette aufgenommenen Bilder von Personen, die durch eine tiefstehende Sonne dramatisch lange Schatten erhalten, werden seinem Œuvre zugeordnet. Schon als etwa 18-Jähriger schuf Robert Häusser Bilder, die als Höhepunkte der damals „neueren Fotografie“ gelten konnten.

Neben seinen Auftragsarbeiten, die zu seinem Broterwerb dienten, hat er sich in seinem späteren Leben durchgängig der freien künstlerischen Fotografie gewidmet. In dieser entwickelte er eine eigene Bildauffassung, die sich an gegenständlichen Motiven orientiert. Seine Motive beschäftigten sich mit der Vergänglichkeit, mit der Transformation der Natur durch den Menschen, mit Spuren in der Landschaft. Er arbeitete mit starken Kontrasten, woraus sich zwangsläufig seine Entscheidung für die Schwarzweiß-Fotografie ergab. Seine Arbeiten entstanden losgelöst von künstlerischen und fotografischen Strömungen der jeweiligen Zeit, auch wenn in Teilen seines Werkes oft Parallelen zur Neuen Sachlichkeit, der Subjektiven Fotografie oder zum Magischen Realismus gesehen werden können. So wurde Häusser stilbildend für die deutsche Fotografie der Nachkriegszeit.

Seine Bilder von Dingen und Zeichen in einer oft mystischen, industriell oder agrarisch geprägten Landschaft sind, nach Susan Sontag, „Ergebnis einer intensiven gedanklichen und gestalterischen Auseinandersetzung mit den vorgefundenen Objekten der sichtbaren Realität“. Häusser selbst formuliert: „Die kleinen stillen Dinge zogen mich an.“ Häussers optische Handschrift besteht in einer Klarheit der Formen, starken Hell-Dunkel-Kontrasten und einem oft symmetrischen, immer aber klar gegliederten Bildaufbau. Seine Art zu fotografieren besteht nicht darin, etwas zu arrangieren oder eine vorgefasste Bildvorstellung zu inszenieren, sondern die Quintessenz der vorgefundenen unveränderten Realität durch den Stil der Abbildung herauszuschälen, seien es Gegenstände, Landschaften oder – relativ selten auch – Menschen. Diesem Zweck ordnet er alle fotografischen Parameter wie Blickwinkel, Lichtführung, Komposition, Bildaufteilung, Bildausschnitt, aber auch Ausbelichtung, Kontrast etc. so unübersehbar klar unter, dass hinter den fotografierten Gegenständen ein bisher unbemerktes Wesen hervorzutreten scheint. Häusser fertigt seine Abzüge immer selbst an, um auf diese Art auch während der Entwicklung und Ausbelichtung Einfluss auf seine Bilder zu haben.

Die frühen Bilder wirken in ihrem Ausdruck schwer, düster und menschenleer. Sie sind geprägt von Häussers familiärem Leid während der Nazi-Diktatur und seiner Erfahrung der Kriegsjahre. Auch seine Flucht nach Westdeutschland fand in seinen Bildern Ausdruck. So waren seine Fotografien für eine kurze Schaffensphase sehr hell und standen Zeichnungen fast näher als Fotografien; diese Zeit von 1952 bis 1954 gilt als Häussers „helle Periode“.

Eine Konstante in seinem Werk ist, die Melancholie der Dinge zu zeigen sowie die Auseinandersetzung mit dem Tod und der Vergänglichkeit der dinglichen, menschlichen und der eigenen Existenz. In einem Selbstporträt steht Häusser, unter einem Fensterkreuz in hellem Licht über seinem Haupt, das im Halbdunkel zurücktretende Gesicht im Bildzentrum, mit der Brust im grellen Licht eines ebenfalls kreuzförmigen Fensterschattens, der sich wie das Fadenkreuz eines Scharfschützen auf ihm abzeichnet. Todgeweiht, wie ein Gekreuzigter, steht er unbeirrt und nimmt Leid und Tod bewusst an.

Berühmt ist auch das beim Großen Preis von Deutschland 1970 aufgenommene „Portrait“ eines in Planen eingepackten Formel-I-Rennwagens mit dem Titel „J.R.5-9-70“: Was zunächst wie eine etwas stilisierte Sachfotografie aussieht, macht auf den zweiten Blick eine unheimliche Nähe zum Tod spürbar, denn der dafür vorgesehene Fahrer Jochen Rindt erlag 4 Wochen nach der Aufnahme einem tragischen Rennunfall. So gewinnt dieser für alle Zeit ungenutzte, verpackte Rennwagen die Bedeutung eines Sarges, in dem der Rennfahrer noch zu sitzen scheint, und das lapidare Bild mahnt eindringlicher als jeder Grabstein als „memento mori“. Robert Häusser widmete mit diesem Titel das Bild dem verstorbenen Rennfahrer; die eigentlich beauftragte Reportage über Hockenheim kam nie zustande, da sich Häusser von diesem Objekt fotografisch über Gebühr hatte faszinieren lassen.

In späteren Jahren entstanden aber auch Porträts, vor allem von Künstlern; auch einige von Menschen bevölkerte Straßenszenen sind von Häusser bekannt, aber thematisch eher als Ausnahme zu sehen. Öfter geht es ihm um die Beziehung zwischen Mensch und Landschaft oder Umwelt; wirklich heitere Bilder sind bei ihm sehr selten.

Im Schnittfeld zwischen künstlerischer und kommerzieller Fotografie entstanden auch Architekturfotografien von hohem künstlerischen Wert. Herausragend sind seine Bilder moderner Kirchenbauten, die auch schon im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt zu sehen waren.

Häusser erhielt 1989 für seine Verdienste um die Fotografie und ihre Anerkennung als Kunst sowie für sein kulturpolitisches Engagement und sein künstlerisches Gesamtwerk vom Land Baden-Württemberg den Professorentitel verliehen. 1995 erhielt er als erster deutscher Fotograf den „Internationalen Preis für Fotografie“ (Hasselblad Award) der Erna und Victor Hasselblad Foundation, den höchstdotierten Preis für Fotografie, der oft auch als „Nobelpreis der Fotografie“ bezeichnet wird.

Robert Häusser gehört zu den wenigen international anerkannten deutschen Fotografen der Nachkriegszeit. Seine Bilder wurden bereits in den 1950er und 1960er Jahren ausgestellt, zu einer Zeit, als Fotografie noch nicht den autonomen künstlerischen Stellenwert besaß wie in späteren Jahren. Seine Werke befinden sich in vielen privaten und öffentlichen Sammlungen. So nahm z. B. bereits 1963 das New Yorker MoMA drei Werke von ihm in seine Sammlung auf.

Robert Häussers Werk wurde in den letzten Jahren durch zahlreiche Publikationen und retrospektive Ausstellungen der Öffentlichkeit vorgestellt. Zu seinem 80. Geburtstag wurde sein Lebenswerk in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen mit seiner 100. Einzelausstellung gewürdigt.

Seit 1952 in Mannheim ansässig und tief mit der Stadt verwurzelt, hat Häusser dem Forum Internationale Photographie der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim zu Lebzeiten seinen gesamten Nachlass von insgesamt 64.000 Arbeiten (Negative, Abzüge, Bücher, Dokumente etc.) aus über 60 Schaffensjahren vermacht. Aspekte aus dem Gesamtwerk von Robert Häusser werden im jährlichen Wechsel durch eine Ausstellungspräsentation neu vorgestellt.