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In Seite Liebelei:

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Schnitzler behandelt in Liebelei, seinem ersten großen Bühnenerfolg, ein gesellschaftliches Thema: Die Problematik der außerehelichen Liebe. Dabei kommt es im Laufe des Stücks zu einer Art Klasseneinteilung, als Theodor die zwei Frauentypen beschreibt. Die „interessanten Weiber“, nach Theodor verheiratete Frauen aus der Oberschicht, bringen „Gefahren“, „Tragik“ und „große Szenen“. In der „Liebelei“ mit einem armen Mädchen aus der Vorstadt findet man „Erholung“, „Zärtlichkeit“ und „sanfte Rührung“. Außerdem finden sich im Schauspiel Verbindungen zum bürgerlichen Trauerspiel, da es im zweiten Akt auch um die Erhaltung von Christines gutem Ruf geht.

Das Duell zwischen dem Herrn und Fritz entsteht nur aus gesellschaftlicher Norm heraus und nicht aus Liebe. Die Affäre muss unentdeckt bleiben, weil sie sonst in der Gesellschaft sanktioniert werden würde. Die Gründe für den Mann, dieses Duell indirekt einzufordern – er äußert dies nicht mit Worten –, sehen anders aus. Er wurde in seiner persönlichen Ehre verletzt, da seine Frau ihm fremdgegangen ist und Fritz obendrein die Herausgabe ihrer Liebesbriefe verweigert, deshalb muss er Genugtuung fordern. Er muss sein gesellschaftliches Ansehen retten. Der damals noch gültige Ehrencodex gebietet ein Duell in solchen Fällen, und Fritz und der Herr kennen diese Regel.

Ein weiteres Thema in diesem Schauspiel ist die Aufdeckung der Standesunterschiede. Die „Dame in Schwarz“ kommt aus Fritz’ Schicht, Christine gehört dem Kleinbürgertum an. Die Frauen dieser Schicht mussten hoffen, einen gut situierten Ehemann abzubekommen, der sie dann aushalten konnte. Als Fritz, kurz bevor er zum Duell geht, Christine zum ersten Mal bei ihr zu Haus besucht, überschreitet er die Standesgrenzen. Es scheint, als hätte er für Christine mehr Gefühle, da ihm die Oberflächlichkeit seines Standes – der Herr z. B. denkt nur an die Rettung seiner Ehre, als er zum Duell fordert – bewusst wird. Christines Ideal der Liebe, nämlich einer Liebe für die Ewigkeit, kann er aber nicht zustimmen, er lebt einzig für den Augenblick, und nur im Augenblick ist ein Ewigkeitsanspruch (freilich nur als Illusion) gültig. Es gebe „Augenblicke“, heißt es einmal, „die einen Duft von Ewigkeit um sich sprühen“. Doch in Wirklichkeit ist Fritz nur zu sehr den Ansichten seines Standes verhaftet, denn es ist deutlich spürbar, dass er in der Beziehung mit der „Dame“ die Offenheit vermisst, die er ganz deutlich in der Beziehung zu Christine spürt. Diese würde vor ihm ihr ganzes Leben und Denken ausbreiten, wenn er sie nur ließe. Tatsächlich verbietet er ihr, etwas über ihn erfahren zu wollen, und gibt auch von seinem Leben nichts preis. Eigentlich ist Fritz ein Mann in Nöten, der sehr wohl auf der Suche nach Liebe und Treue ist, durch die Umstände seines Standes und seiner Lebensweise aber zu einem anderen Verhalten gezwungen wird.

Theodor und Mizi gehen im Gegensatz zu ihm in diesem System auf, sie sind beide leichtfertig und leichtlebig und haben einander über den Augenblick hinaus nichts zu sagen. Theodor sieht Frauen nur als Zeitvertreib, und Mizi sagt, man solle sich nicht unnötig verlieben, dies würde nur Probleme hervorrufen. Theodor sucht nur Amüsement, will jede Art von Komplikation vermeiden. Er ist der von Schnitzler in seinen Aphorismen entworfene kernlose Mensch.

Christine, die immer davon ausging, einen Mann für das ganze Leben zu finden, hat sich bis über beide Ohren in Fritz verliebt und geht deswegen keine Beziehung mit Franz ein, der ihr allerdings finanzielle Absicherung bieten würde. Sie versucht eher ihrem Fritz Freiraum zu lassen und hofft, dass er sich dann doch für sie entscheidet. Dass sie am Ende, bevor sie davonläuft, ihren Selbstmord wenigstens andeutet („Ich will dort nicht beten … nein …“), hat mit der Einsicht zu tun, dass sie für Fritz nur ein Zeitvertreib, eben eine Liebelei, gewesen ist. Für sie selbst hingegen war Fritz ihr „Alles“. Sie kann sich mit dem Prinzip der „Wiederholbarkeit des Unwiederholbaren“ (Richard Alewyn), das schon Schnitzlers Anatol-Zyklus regiert, nicht abfinden. Ihr Leben ist auf dem romantisch-empfindsamen Liebesideal der einzigen, wahren und heiligen Liebe aufgebaut. Man kann Liebelei als „Drama vom Untergang des Wiener Mädels in der Genusswelt der Fin-de-siècle-Gesellschaft“[1] betrachten, aber auch als Tragödie des Selbstverständnisses liebender Menschen: Fritz’ Liebesbegriff führt in die Beliebigkeit, und Christines Liebesbegriff ist sozusagen eine Antiquität ohne Bedeutung für die Gegenwart.