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In Seite Geschichte der römisch-katholischen Kirche:

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Die frühesten bekannten Gemeinden waren in Jerusalem (Jerusalemer Urgemeinde) und Antiochia sowie diejenigen, an die die Briefe des Apostels Paulus gerichtet waren (z. B. Rom, Korinth, Thessaloniki). In diesen Gemeinden, die jedenfalls teilweise untereinander in brieflicher Verbindung standen, bildeten sich etwa ab dem Ende des 1. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts Ämter heraus, aus denen sich schließlich im Verlauf des zweiten Jahrhunderts eine Dreigliederung ergab: Bischof (Episkopos = Aufseher), Priester (Presbyter = Älterer) und Diakon (Diakonos = Diener oder Bote). Diese Herausbildung von Anfängen einer Hierarchie kann vor allem durch Spaltungen und Streit innerhalb der frühen Gemeinden erklärt werden, bei denen es sowohl um persönliche Auseinandersetzungen als auch um unterschiedliche Lehrmeinungen ging. Schon der 1. Korintherbrief des Apostels Paulus wusste von vier unterschiedlichen Parteien in der Gemeinde von Korinth.

Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lehrmeinungen führte zur Notwendigkeit, ein Leitungs- und Lehramt zu schaffen. Allmählich (noch im 2. Jahrhundert wurden Episkopos und Presbyter synonym verwendet) bildete sich eine ausdifferenzierte kirchliche Hierarchie heraus und der Kanon biblischer Schriften wurde festgelegt, dessen Grundbestand gegen Ende des 2. Jahrhunderts feststand. Vor allem in der Auseinandersetzung mit der religiös-philosophischen Gnosis entstanden gleichzeitig erste Ansätze zu einem Glaubensbekenntnis.

Waren die ersten Anhänger Jesu Christi noch Juden, genannt Judenchristen, so bildete sich mit der Mission vor allem des Apostels Paulus unter den Heiden einerseits und der Zerstörung Jerusalems und des Jerusalemer Tempels (70 n. Chr.) andererseits das Heidenchristentum als dominierende Richtung heraus. Ab dem Ende des Bar-Kochba-Aufstands 132/133 n. Chr. verschwand das Judenchristentum nach und nach bzw. ging in heterodoxen jüdischen Gemeinden auf.

Das in den ersten drei Jahrhunderten n. Chr. den Mittelmeerraum dominierende Römische Reich war grundsätzlich religiös tolerant. Die bereits ab dem ersten Kaiser Augustus auftauchenden Tendenzen zu einer Vergöttlichung des Kaisers mussten jedoch früher oder später zu einem Konflikt zwischen der staatlichen verordneten Göttlichkeit des Herrschers einerseits und dem strengen, aus dem Judentum übernommenen Monotheismus des Christentums führen. Die erste staatliche Christenverfolgung fand in Rom unter Kaiser Nero nach dem Stadtbrand des Jahres 64 statt. Bei dieser Verfolgung stand noch nicht der religiöse Aspekt im Vordergrund. Den Christen wurde vielmehr Brandstiftung vorgeworfen. Im Verlauf der neronianischen Verfolgung wurden Christen, vielleicht auch die Apostel Petrus und Paulus, hingerichtet. Zur unerlaubten Religion (religio illicita) wurde das Christentum erst unter Domitian (81–96).

Dies führte jedoch keineswegs zu flächendeckenden Christenverfolgungen im Römischen Reich. Das Christentum war zunächst eine Unterschichtreligion von Sklaven und kleinen Leuten. Gelegentliche Nachrichten von Christen aus der Oberschicht waren in den ersten 150 Jahren die Ausnahme, und die religiösen Anschauungen der Unterschicht rückten erst in das Blickfeld der Behörden, wenn sie die öffentliche Ordnung (oder die in der Person des Kaisers verkörperte Reichseinheit) zu bedrohen schienen. Dennoch kam es immer wieder zu zunehmend systematischen staatlichen Verfolgungen (z. B. unter Kaiser Decius um die Mitte des 3. Jahrhunderts und unter Kaiser Diokletian zu Beginn des 4. Jahrhunderts), die aber immer wieder durch längere Perioden relativen Friedens unterbrochen wurden.

Die Verfolgungen hatten Auswirkungen auf die Gemeinden: Zwar gab es einerseits Märtyrer, die freudig in der Erwartung des Paradieses in den Tod gingen, andererseits schworen Gläubige – auch Diakone, Priester und Bischöfe – ihrem Christentum ab, lieferten heilige Bücher oder Gerätschaften aus oder besorgten sich auch nur durch Bestechung eine Bescheinigung, dass sie ihrer Opferpflicht vor dem Altar des Kaisers genügt hätten. Nach dem Abklingen der Verfolgung stellte sich jeweils die Frage, wie mit diesen „Gefallenen“ (lapsi) zu verfahren sei. Mehrheitlich setzte sich schließlich die pragmatische Linie durch, dass die lapsi nach gehöriger und langjähriger Buße wieder in die Kirchengemeinschaft aufzunehmen seien. Allerdings führte dieser Donatistenstreit zu jahrzehntelanger Spaltung in der Kirche. Die nach einem ihrer Exponenten, dem Schriftsteller und zweiten Gegenpapst (der erste war zu Anfang des 3. Jahrhunderts Hippolyt gewesen) Novatian, „Novatianer“ genannte härtere Gruppe verweigerte den Gefallenen die volle Wiederaufnahme in die Kirche und ließ sie nur zu lebenslanger Buße zu. Aus dieser Richtung entwickelte sich im Osten des Reiches die Gruppe der Katharoi („die Reinen“), von deren Selbstbezeichnung der Begriff des Ketzers abgeleitet ist. Selbst im Westen verschwand die rigoristische Gruppe erst etwa im 5. Jahrhundert, im Osten hielt sie sich weit länger.

Nach dem Abklingen der Verfolgungen vor allem unter den Kaisern Decius (249–251) und Valerian (253–260) kehrte eine Periode der Duldung des Christentums ein, die erst durch die diokletianische Verfolgung (ab 303) endete. In dieser Zeit bildeten sich Strukturen heraus, die für die weitere Kirchengeschichte grundlegend wurden. So sind Konzilien überliefert, an denen in Afrika bis zu 70 Bischöfe teilnahmen. Liturgie und Taufritus begannen sich zu vereinheitlichen. Auch die ersten Auseinandersetzungen um die Bedeutung des Ehrenvorrangs des Bischofs von Rom fanden sich im späten 2. und im 3. Jahrhundert (Auseinandersetzungen um den Ostertermin zur Zeit Viktors I. (189–199); Unstimmigkeiten zwischen den Päpsten Kalixt I. (217–222) bzw. Stephan I. (254–257) und den afrikanischen Bischöfen, im sogenannten Ketzertaufstreit vertreten vor allem durch Cyprian von Karthago). Ab dem Ende des 2. Jahrhunderts drang das Christentum auch zunehmend in die römische Oberschicht ein: Wir wissen von Konsuln und Beamten des Kaiserhofs, die der Kirche angehörten.

Der Evolutionsbiologe David Sloan Wilson sieht die über Jahrhunderte stabilen hohen Wachstumsraten der ersten Gemeinden begründet in – jeweils im Vergleich zum Rest des Römischen Reiches – der besseren Stellung der Frau im frühen Christentum, der besseren Kooperation (z. B. bei der Pflege Kranker) innerhalb der Gemeinden, einer weniger reproduktionsfeindlichen Lebenseinstellung sowie der geschickt umgesetzten Strategie, sich als Gruppe von Außenseitern abzugrenzen, taufwillige Heiden jedoch (beispielsweise im Gegensatz zum Judentum) relativ einfach aufzunehmen.[1]

Einen Wendepunkt stellte das Jahr 313 dar, als der weströmische Kaiser Konstantin der Große nach seinem Sieg an der Milvischen Brücke mit der Mailänder Vereinbarung das Christentum zu einer erlaubten Religion erklärte. Vorausgegangen sein soll der Legende nach das „Wunder an der Milvischen Brücke“, wobei dem Kaiser ein am Himmel erschienenes Kreuzeszeichen den Sieg über seinen Rivalen Maxentius angekündigt haben soll. Die Toleranzpolitik Konstantins und seine zunehmende Annäherung an das Christentum bis hin zu seiner Taufe kurz vor seinem Tod leitete den Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion im Römischen Reich ein. Offiziell wurde das Christentum im Jahr 380 mit dem sogenannten Dreikaiseredikt zur Staatsreligion erklärt.