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In Seite Farbfernsehen:
"Der Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik Deutschland erfolgte auf der 25. Großen Deutschen Funk-Ausstellung in West-Berlin am 25. August 1967 um 10:57 Uhr mit der Betätigung eines großen roten Tasters (der eine Attrappe war) durch Vizekanzler Willy Brandt. Dabei geschah ein kleines Missgeschick: Kurz bevor Brandt den Knopf drückte, schalteten die Techniker bereits das Farbsignal auf Sendung – man erklärte es anschließend mit einem sehr empfindlichen Taster. Allerdings war bereits im Vorfeld ausdrücklich ein symbolischer Tastendruck angekündigt worden,[1] und nur wenige Fernsehzuschauer konnten die Sendung tatsächlich schon in Farbe verfolgen, so dass die meisten Zuschauer den Patzer gar nicht bemerken konnten.
Um 9:30 Uhr übertrugen die Fernsehsender ARD und ZDF die Begrüßungsmoderation durch Edith Grobleben vom Sender Freies Berlin noch in Schwarz-Weiß, die Verabschiedung dann in Farbe. Ab 14:30 Uhr zeigten ARD und ZDF gemeinsam als Testsendung den französischen Spielfilm Cartouche, der Bandit mit den Hauptdarstellern Jean-Paul Belmondo und Claudia Cardinale. Am selben Abend zeigte das ZDF seine erste farbige Fernsehshow mit der 25. Ausgabe von Der goldene Schuß mit Vico Torriani; die ARD folgte einen Tag später um 16:30 Uhr mit einem Bericht von Gerd Ruge über die Expo 67 in Montréal und am Abend dem Galaabend der Schallplatte, präsentiert von Vivi Bach und Dietmar Schönherr.
In den Anfangsjahren wurden nur wenige Sendestunden pro Woche tatsächlich in Farbe gesendet, und noch über Jahre hinweg wurden weniger Farbfernseher als Schwarzweißgeräte verkauft.
Zum Start des Farbfernsehens 1967 brachte Körting bei Neckermann einen Farbfernseher Weltblick Color-Supermatic auf den Markt, ein Gerät mit der Lochmasken-Bildröhre A63-11X, 14 Elektronenröhren und 33 Transistoren mit Zwei-Trafo-Konzept. Der Einführungspreis von 1.840 DM lag unter dem seinerzeitigen allgemeinen Großhandelspreis der anderen Hersteller von etwa 2.000 DM inklusive Umsatzsteuer. Allgemein lag der Endverkaufspreis von Farbfernsehern in einer Zeit, als es noch Preisbindung gab, bei rund 2.400 DM.[2] Zum Vergleich sei angemerkt, dass ein 1967 als „Sparkäfer“ vermarkteter VW 1200 für 4.525 DM angeboten wurde.[3]
Der Körting Farbfernseher wurde vom Fernmeldetechnischen Zentralamt (FTZ) der Deutschen Bundespost, seinerzeit unter anderem das Aufsichtsorgan für Rundfunk- und Fernsehtechnik, als Referenzgerät für die Einhaltung der Vorschriften ausgewählt. Eine Pionierleistung war auch, dass Körting bereits ab der zweiten Generation 1968 Steckmodule hatte.
Einen starken Kaufanreiz für Farbgeräte brachten die Olympischen Sommerspiele 1972 in München sowie die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in der Bundesrepublik Deutschland. Gemessen an heutigen Angeboten waren die Geräte vergleichsweise teuer: um 1975 kostete ein Farbfernseh-Tischgerät mit 66-cm-Bildschirm und Fernbedienung rund 2.000 DM, was aktuell einer Kaufkraft von 3.170 € entspricht.[4]
In den ersten Jahren wurden den aufgrund der bedeutend höheren Kosten noch seltenen Farbproduktionen als Hinweis für die sogenannten Schwarz-Weiss-Seher und sicher auch als Kaufanreiz kurze Teaser vorangestellt.
Im ersten Programm der ARD öffnete sich 15 Sekunden lang auf schwarzem Hintergrund – von einer Orchesterfanfare aus Bläsern, Streichern und Harfe akustisch untermalt – eine mehrschichtig ovale Farbrosettengrafik in Blütenoptik mit zum Ende hin dem zentralen weißen Schriftzug „in farbe“ auf blaugrünem Grund.
Im ZDF wurde, von Klängen einer Celesta untermalt, ein auf der Spitze stehender Glaswürfel vor weißem Hintergrund gezeigt, der sich in 25 Sekunden links herum einmal um die eigene Achse drehte, bevor er schließlich zum Stillstand kam. Dabei brach sich das Licht in ihm – wie in einem Prisma – und über die gesamte Zeit war das damalige ZDF-Logo in weiß darüber geblendet.
- Die Tagesschau der ARD wurde erst ab 1970 in Farbe ausgestrahlt. Viele eingespielte Beiträge sowie Übertragungen aus dem Plenarsaal des Bundestages in Bonn erfolgten noch bis Ende der 1970er Jahre in Schwarz-Weiß.
- Adrian der Tulpendieb, gedreht 1966 mit Heinz Reincke in der Titelrolle, war die erste Fernsehserie, die in Deutschland – schon während des Versuchsprogramms – in Farbe ausgestrahlt wurde.
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