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In Seite Weihnachten:

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Das heutige japanische Weihnachten (Kurisumasu) ist ein Abend, den Paare gemeinsam verbringen, entsprechend werden Liebe und Romantik in der Werbung thematisiert.[1]

Wie bereits oben angeführt, wurde das weihnachtliche Brauchtum erst nach der US-amerikanischen Besatzungszeit populär, wobei sozioökonomische Entwicklungen zur gegenwärtigen Ausprägung beitrugen. In diesem Kontext sind 1. der Wirtschaftsboom der Nachkriegsära und 2. die damit einhergehende Auflösung von traditionellen Familienformen zu nennen. Im Zuge des Wirtschaftsbooms entstand ein Pull-Faktor aus ländlichen Räumen in die urbanen Metropolen, wo sich Personen, die vom traditionellen Erbrecht (erstgeborener Sohn übernimmt das Haus und den Besitz der Eltern) ausgeschlossen waren, soziale Aufstiegschancen erhofften. Durch den starken Zustrom prägte sich eine neue Familienform aus, die der sog. Kernfamilie (jpn. Kakukazoku), in welche wiederum mangels Vorbildern die modernen, US-amerikanischen Bräuche Eingang fanden.[2] Gewisserweise analog zur Bildung des Bürgertums in Europa, fanden ebenfalls bourgeoise Bräuche, wie das Aufstellen von Weihnachtsbäumen in Familienräumlichkeiten Eingang. Im Gegensatz dazu fanden weihnachtliche Events vor dem Krieg im öffentlichen Raum (z. B. Einkaufsstraßen oder Bierhallen) statt. Die ökonomischen Bedingungen solcher Kernfamilien erlaubten ein konsumorientiertes Feiern, was, wie etwa bei Jahresendverkäufen (Schmuck und Festtagsspeisen für die Neujahrstage) oder dem Begehen von „Ersttagsevents“ (jpn. Hatsumōde, Hatsuhinode, Hatsuuri etc.) bereits fest im japanischen, traditionellen Brauchtum zum Jahreswechsel verankert war. Im Zuge dessen begannen zahlreiche Firmen ihr Marketing auf Weihnachten auszurichten, wie z. B. Harland D. Sanders (Gründer eines Systemgastronomieunternehmens für Fried Chicken) als Weihnachtsmann, Konditoreien, globale Limonadenhersteller. Dass in jüngsten Jahren auch sog. Konbini Fried Chicken in Kleinstportionen zu Weihnachten anbieten,[3] kann so gewisserweise auch als Fortsetzung der Dislokation der Individuen, in anderen Worten die Zunahme sozialer Anomie in der japanischen Gesellschaft betrachtet werden. Hinzu kommt eine zunehmende Ablehnung von herkömmlichen Lifestyles (die individuelle Freiheit steht über der Familie) und die Ausprägung von einer Gesellschaft auf der Grundlage von Familien hin zu einer auf der Grundlage von individuellen Konsumenten, interpretiert werden, woraus wiederum gewisse Unternehmen Kapital schlagen. Es gibt heute aber auch junge Familien, die befreundete Jungfamilien zu einem weihnachtlichen Abendessen nach Hause einladen, was in Japan, wo die Privatsphäre sehr beachtet wird, unüblich ist. In jedem Falle sind den meisten Japanern die weihnachtlichen Bräuche (Advent, St. Nikolaus, Christmette, Krippenspiel etc.) der christlich oder westlich orientierten Welt eher unbekannt, so dass Weihnachten in Japan für einen „Westler“ zwar aus dem ursprünglichen Kontext gerissen scheint, aber ein gutes Beispiel für den Wandlungscharakter von kulturellen Phänomenen ist.