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In Seite Ladinische Sprache:

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Die Abgrenzung des Ladinischen zu Dialekten des Italienischen ist umstritten und scheint in manchen Fällen eher politisch als linguistisch bedingt zu sein. Allerdings betrifft dies in geographischer Hinsicht vor allem die Übergangsgebiete, die sich außerhalb der Täler rund um den Sellastock befinden und damit nicht Teil der unumstritten ladinisch gewerteten Täler Gröden, Gadertal/Enneberg, Fodom und Fassa sind, in denen Varianten des atesinischen Ladinisch gesprochen werden. Das östlich davon gesprochene Ladinisch gehört dem cadorinischen Ladinisch an, zu dem auch das Ampezzanische zählt, wobei dieses aus historischen Gründen generell zusammen mit den atesinischen Varianten des Ladinischen oftmals als Dolomitenladinisch bezeichnet wird.

Ob es in der Vergangenheit ein Sprachkontinuum nach Westen zum Bündnerromanischen und nach Osten zum Furlanischen, also eine rätoromanische sprachliche Einheit, gegeben hat, ist umstritten und stellt die Substanz der Questione Ladina dar. Problematisch ist sprachhistorisch insbesondere der Verweis auf ein rätisches Substrat, der für das Furlanische nicht zutreffend ist. Die ladinischen Mundarten teilen mit dem Bünderromanischen und dem Friaulischen in der Tat einige Züge, die alle drei wiederum vom Italienischen und seinen Dialekten abgrenzen; der charakteristischste davon ist vermutlich die Palatalisierung eines anlautenden lateinischen ca-, so lat. casa > gadertalisch ćiasa ([ˈʨaza]), grödnisch cësa ([ˈʧəza]). Hierbei ist auch die – nicht in allen ladinischen Mundarten vertretene – phonetische Realisierung als ​[⁠ʨ⁠]​ zu bemerken, die im Furlanischen und Bünderromanischen ebenfalls auftritt (etwa in Rumantsch Grischun chasa und Furlanisch cjase).

In morphologischer Hinsicht ist ein weiteres Merkmal die Existenz eines gemischten Pluralsystems aus s- und i-Pluralen, wie grödnisch l di ‚der Tag‘, i dis ‚die Tage‘ (vgl. lateinisch ‚dies‘, Pluralform ‚dies‘, e-Deklination, also auf -s endend), hingegen l ciavël ‚das Haar‘, i ciavëi ‚die Haare‘ (vgl. lateinisch ‚capillus‘, Pluralform ‚capilli‘, o-Deklination, also auf -i endend).

Zur Abgrenzung gegen das Italienische können weitere Merkmale benannt werden:

  • (teilweise) Rhotazismus von -l-, etwa durch den charakteristischen ampezzanischen Femininartikel ra (in den übrigen Mundarten la); in einzelnen Wörtern vereinzelt auch in anderen Mundarten: gadertalisch sorëdl, grödnisch surëdl ‚Sonne‘ (< spätlat. soliculum < lateinisch sol)
  • (teilweise) Umformung der lateinischen Lautfolgen cl und gl (anlautend und zwischenvokalisch): clamare > gadertalisch tlamè, grödnisch tlamé ‚rufen‘; glacies > spätlat. glacia > gadertalisch/grödnisch dlacia ‚Eis‘
  • Nichthalbvokalisierung des l von lateinischem cl, pl: clamare > gadertalisch tlamè, grödnisch tlamé ‚rufen‘, hingegen italienisch chiamare (in norditalienischen Dialekten sogar palatalisiert zu venetisch ciamare, lombardisch ciamà), plus > gadertalisch plü, grödnisch plu, hingegen italienisch più.
  • (teilweise) Zusammenfallen von Singular und Plural der dritten Person beim Verb: grödnisch (ël) vën ‚er kommt‘, (ëi) vën ‚sie kommen‘;
  • (teilweise) gleichlautender Femininartikel für Singular und Plural (so im Grödnischen und Ampezzanischen): grödnisch la cësa, Pl. la cëses, ampezzanisch ra ciaśa, Pl. ra ciaśes.