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In Seite Boléro:

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Ravel wurde gefragt, ob seine Komposition Boléro ein Musikstück sei. Er antwortete, der Bolero sei ein „reines Orchesterstück ohne Musik“ und nichts als ein „langes, progressives Crescendo“. Im Bolero wird ein archaisch einfaches Thema 18 Mal wiederholt; es wird weder variiert noch entwickelt.

Die Popularität seines Werkes blieb Ravel zeitlebens fremd. Zu seinem Kollegen Arthur Honegger sagte Maurice Ravel: „Ich habe nur ein Meisterwerk gemacht, das ist der Bolero; leider enthält er keine Musik.“[1]

Überliefert ist, wie Ravel reagierte, als er eines Tages einer Aufführung des Bolero von Arturo Toscanini beiwohnte. Ravel schrie immer wieder laut in den Saal: „Ich bin der Komponist!“ und schimpfte: „Das Schwein hat zu schnell gespielt, das ist unverzeihlich! Das ist unglaublich! Das Stück ist ruiniert!“ Auch das anschließende Gespräch Ravels mit Toscanini ist überliefert. Ravel: „Das entspricht nicht meiner Tempobezeichnung!“ Toscanini: „Wenn ich Ihr Tempo spiele, hat es überhaupt keine Wirkung!“ Ravel: „Gut, dann spielen Sie den Bolero eben nicht!“ Toscanini: „Sie haben keine Ahnung von Ihrer Musik. Das ist die einzige Möglichkeit, damit Ihre Musik überhaupt ankommt!“

Der Boléro ist oft eingespielt worden. Ravel soll gesagt haben, der Bolero dauere 17 Minuten. Im Werkverzeichnis von Walter Labhart sind 16 Minuten angegeben. Einige Einspielungen dauern 14 Minuten, was der von Ravel überlieferten Metronomzahl (72 Schläge in der Minute) entspricht. Zum Beispiel ist die Interpretation aus dem Jahr 1992 von Lorin Maazel mit den Wiener Philharmonikern 14:42 Minuten lang.

Als herausragende Interpretationen gelten die von Herbert von Karajan, Pierre Boulez, Seiji Ozawa, Daniel Barenboim, Charles Dutoit und Stanisław Skrowaczewski. Sie dauern 16 bis 17 1/2 Minuten. Sergiu Celibidache brachte es 1993 zusammen mit den Münchner Philharmonikern auf 18:11 Minuten. Barenboim wurde im Alter deutlich schneller: bei den Salzburger Festspielen 2022 dauert seine Interpretation mit dem West-Eastern Divan Orchestra 14:20 Minuten.[2]

Neben der Spielgeschwindigkeit zählen auch weitere Kriterien, insbesondere das Herausarbeiten der Struktur des Bolero und das Halten der Spannung bis zum Schluss. Ravel hatte ein einheitliches Grundtempo im Sinn. Dem entgegen nehmen sich manche Interpreten die Freiheit heraus, den Kulminationspunkt durch einen Tempowechsel dramatisch zu unterstreichen (so zieht etwa Claudio Abbado zum Schluss das Tempo an, Lorin Maazel wird für einen dynamischen Schlusseffekt breiter).

An dem erotischen Element der Musik, der langsamen Steigerung der Intensität zu einem Höhepunkt, wurde die Fantasie von Dirigenten, Choreographen, Bearbeitern und Filmemachern immer wieder angefacht.

Einem Publikum außerhalb der Musiksäle wurde das Stück durch das britische Eistanzpaar Jayne Torvill und Christopher Dean nahegebracht. Ihre beeindruckende Kür zu den Klängen des (gekürzten) Boléro brachte ihnen bei den Olympischen Winterspielen 1984 in Sarajevo die Goldmedaille ein. In der künstlerischen Ausführung, der sog. B-Note, erreichten sie mit der Höchstnote (neunmal 6,0) ein einmaliges Ergebnis.

Zusätzliche Popularität, auch bei einem ansonsten nicht klassisch interessierten Publikum, gewann der Bolero durch den US-Spielfilm Zehn – Die Traumfrau (1979) mit Bo Derek, in dem das Stück eine Rolle in einer erotischen Szene spielt und dort auch namentlich erwähnt wird. Anne Fontaine erzählt in ihrem Spielfilm Bolero (2024) die Entstehungsgeschichte und Rezeption des Musikstücks. Ravel wird in diesem Film von Raphaël Personnaz dargestellt.

In Bruno Bozzettos Animationsfilm Allegro non troppo untermalt der Bolero in voller Länge eine Episode, die die Evolution karikiert. Der italienische Filmmusik-Komponist Ennio Morricone hat den Rhythmus des Bolero für das Titellied des Italowesterns Il Mercenario (Die gefürchteten Zwei) verwendet.