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In Seite Wolfgang Flatz:

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1974 setzte sich Flatz während einer Modenschau im Grazer Hotel Steirer Hof mit verbundenen Augen in die erste Reihe. Sobald das Publikum applaudierte, klatschte der ‚begeisterte‘ Besucher Flatz mit. Am Ende der Schau verließ er, weiterhin mit verbundenen Augen, wortlos den Saal.

Diesem ersten Ergebnis der Flatzschen Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst, vor allem mit dem Happening und den Wiener Aktionisten, folgten 1975 weitere Durchkreuzungen herkömmlichen Wahrnehmens und Fühlens. Eine davon brachte ihm einen Aufenthalt im örtlichen Stadtgefängnis und eine anschließende Einweisung in die psychiatrische Abteilung des Landesnervenkrankenhauses Valduna ein, nachdem er im Palais Liechtenstein im österreichischen Feldkirch während einer Ausstellungseröffnung einen schwarzen Sack über den Kopf gestülpt getragen hatte.

In der Aktion Demontage IX, die in der Silvesternacht 1991/92 in Tiflis stattfand, ließ sich Wolfgang Flatz, kopfüber an einem Seil hängend, zwischen zwei Stahlplatten hin- und herschlagen.[1] 1992 hatte er in der Galerie der Stadt Stuttgart seine erste große Museumsausstellung. Im selben Jahr nahm er an der Kasseler documenta IX mit der Installation Physical Sculpture No.5 teil. Die Arbeit wurde 2017 im Museum der Zentralen Hochschule für Bildende Kunst in Peking für eine Ausstellung über die Geschichte der Dokumenta nachgebaut. Die Vorstudie des Kunstwerks ist seit 2020 als Dauerleihgabe im Kulturhaus Dornbirn zu sehen.[2]

2001 ließ Flatz in der Performance Fleisch eine tote Kuh in eine Baugrube am Prenzlauer Berg abwerfen. Er selbst hing während der Aktion nackt an einem Baukran.[3]

In der Folge entwarf er auch Bühnenbilder, etwa an den Münchner Kammerspielen. Er inszeniert selbst, so für die Opernfestspiele in München. Er gewann zusammen mit Florian Aicher und Uwe Drepper den Architekturwettbewerb zur Laimer Unterführung. Er realisierte die Videoskulptur Modell America, einen elektrischen Stuhl, bei dem ein Verurteilter im Todeskampf zu sehen ist, und konzipierte Ausstellungen.

Im Kistlerhof im Münchner Stadtteil Obersendling führt Wolfgang Flatz im sechsten Stock ein Atelier mit einem 3200 Quadratmeter großen Dachgarten namens Heaven 7, den Flatz als Kunstlandschaft mit 23 Skulpturen aus seinem Schaffen seit etwa 1980 ausbaute. Darunter sind ein farbintensiver Cadillac Eldorado (Baujahr 1958), eine fluoreszierende Skulptur der Freiheitsstatue und ein ehemaliger Kampfhubschrauber, dessen Heckrotor jetzt als Windkraftanlage Strom produziert. Gesponsert wird dieser Dachgarten von der Münchner Unternehmensgruppe Hirmer, zu der ein Herrenmodehaus und eine Immobilienfirma gehören. Geschäftsführer Christian Hirmer ist Sammler von Flatz-Werken. Wolfgang Flatz gestaltete, von Graffiti-Künstler Andreas von Chrzanowski unterstützt, die firmeneigenen Gewerbegebäude in der Nachbarschaft großflächig und farbintensiv mit Krawattenmustern.[4][5] Außerdem entwarf Flatz das Äußere und die Innenausstattung des Web- und Logistikzentrums von Hirmer in München-Trudering.

2024 kündigte der Aktionskünstler an, seine Haut, die mit zahlreichen Tätowierungen versehen ist, in Teilen im Auktionshaus Christies versteigern zu lassen.[6] Die Auktion wurde jedoch am Tag der Versteigerung abgesagt, da ein Schweizer Sammler angeblich die gesamte Haut gekauft hatte.[7] Gleichzeitig zeigt die Pinakothek der Moderne in München die Werkschau Flatz. Something Wrong with Physical Sculpture.[8] Am 6. April 2024 inszenierte Wolfgang Flatz Hitlers Perlenrede als Satire am Burgtheater in Wien.[9] Im Foyer des Burgtheaters zeigt Flatz die Ausstellung Hitler, ein Hundeleben.[10]