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In Seite Wolfgang Harich:

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Durch eine Amnestie wurde Wolfgang Harich Ende 1964 aus der Haft entlassen und dem Akademie-Verlag Berlin zugeordnet. Als freier Mitarbeiter bearbeitete er die große Ludwig-Feuerbach-Ausgabe des Verlages, auch arbeitete er an der Fertigstellung und Herausgabe seines Buches über Jean Paul. Ab den 1970er Jahren beschäftigte er sich verstärkt mit ökologischen Problemen, stieß mit den in seinem Buch Kommunismus ohne Wachstum geäußerten Auffassungen („Ökodiktatur“) aber in der Linken in Ost und auch in West auf massive Kritik. Er wurde als „Ökostalinist“ bezeichnet.[1][2]

Harich vertrat unangepasste Positionen, so mit seiner Kritik an Heiner Müllers Macbeth-Bearbeitung[3] oder seinen kritischen Beiträgen zur vorsichtigen Nietzsche-Rezeption in der DDR. Er lehnte dessen Aufnahme in den Literaturkanon der DDR ab. 1994 wurde der Inhalt eines Briefes von Harich an Ministerpräsident Willi Stoph bekannt, in dem er Nietzsche als die „reaktionärste, menschenfeindlichste Erscheinung, die es in der gesamten Entwicklung der Weltkultur von der Antike bis zur Gegenwart gegeben hat“, charakterisierte.[4] Harich stellte für die Bundesrepublik einen Ausreiseantrag, der von den Behörden abgelehnt wurde. Stattdessen erhielt er ein Dauervisum, mit dem er jederzeit die DDR ins Ausland verlassen konnte, ohne die Staatsbürgerschaft zu verlieren.[5] 1979 wurde Harich invalidisiert. Nach längeren Aufenthalten in Österreich und der Bundesrepublik, wo man ihm mit Interesse, aber auch mit Misstrauen begegnete,[6] kehrte er 1981 enttäuscht in die DDR zurück. 1987 bat Harich um die Wiederaufnahme in die SED, was jedoch abgelehnt wurde.

1990 wurde Wolfgang Harich vom Obersten Gericht der DDR rehabilitiert. Die politische Wende in der DDR begrüßte er als Chance für eine öko-sozialistische Entwicklung des vereinten Deutschlands, zeigte sich jedoch von der weiteren Entwicklung enttäuscht. Zusammen mit dem Publizisten Stephan Steins erarbeitete er 1992 ein Konzept zur Rekonstitution einer gesamtdeutschen Kommunistischen Partei,[7] er wurde Mitglied eines ZK („Zentrales Koordinationskomitee“) der KPD-Initiative.

Harich wurde Mitbegründer und Vorsitzender einer Alternativen Enquete-Kommission DDR-Geschichte. Als Erwiderung auf Jankas Buch Schwierigkeiten mit der Wahrheit und weitere Vorwürfe zu seinem Verhalten 1956/57 schrieb er 1993 Keine Schwierigkeiten mit der Wahrheit. 1994 wurde er Mitglied der SED-Nachfolgerin Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) und schloss sich deren linkem Flügel an.

Wolfgang Harich starb 1995 im Alter von 71 Jahren in Berlin. Beigesetzt wurde er, an der Seite seiner Eltern, im Familiengrab Harich-Hess auf dem Friedhof III der Jerusalems- und Neuen Kirche in Berlin-Kreuzberg. Dort ruhen auch seine Tante mütterlicherseits, Susanne Hess geb. Wyneken (1890–1972), und deren Gatte, der Sänger Ludwig Hess (1877–1944).[8]