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In Seite Glottochronologie:

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Diese Richtung geht von der Formel des radioaktiven Zerfalls aus. Immer wieder missverstanden, beinhaltet diese Formel, dass zu jedem Zeitpunkt alle verbliebenen radioaktiven Isotope dieselbe Zerfallswahrscheinlichkeit besitzen, und damit in gleichen Zeiträumen derselbe Prozentsatz der exponentiell abnehmenden Zahl dieser Isotope zerfällt. In den 1950er Jahren lernte man, diese Gesetze zur Altersbestimmung radioaktiven Materials heranzuziehen.

Dies regte den amerikanischen Sprachwissenschaftler Morris Swadesh an, die Methode auch zur Altersbestimmung von Sprachen anzuwenden. Er setzte die Eigenschaften von als ursprünglich vermuteten Wörtern seiner Testlisten denen radioaktiver Isotope gleich, weil beide ja mit der Zeit abnähmen. Auf Grund unscharfer Formulierung wird oft übersehen, dass unter diesem Gesetz die absolute Anzahl der in aufeinanderfolgenden Zeiträumen zerfallenden Originalelemente, und nur diese, damit exponentiell abnimmt. Um möglichst viele verschiedene Sprachen vergleichen zu können, entwarf Swadesh Wortlisten, die möglichst kulturunabhängig, also „universal“, sein sollten. Die Listen sollten darüber hinaus einen möglichst stabilen Wortschatz repräsentieren, um auch zwischen entfernter verwandten Sprachen noch ausreichende Gemeinsamkeiten zu erhalten. Er benannte diese Listen unterschiedlich, am treffendsten als universal test list, die Listen wurden jedoch bald Swadesh-Listen genannt. „Die“ Swadesh-Liste gibt es übrigens nicht, da Swadesh sie mehrfach umgearbeitet hat: beginnend mit 200, erweitert auf 215, letztlich reduziert auf 100 (wie 1972 post mortem veröffentlicht). Weiter gibt es über ein Dutzend Entwürfe von anderen Seiten.[1] Zunächst berechnete Lees (1953) die Zerfallsrate von 215 Testbegriffen in 13 Sprachen mit teilweise weit auseinander liegenden Textbelegen, z. B. alt-ägyptisch. 1955 überprüfte Swadesh sieben davon und verglich dabei gleichzeitig seine jetzt auf 100 Wörter verringerte Testliste.

Die Glottochronologie begegnete bald scharfer Kritik. Knut Bergsland und Hans Vogt wiesen 1962 nach, dass die Annahme konstanter Ersetzungsraten nicht haltbar ist.[2] Johann Tischler fand 1973, dass sich für die indogermanischen Sprachen irreale Trennungsdaten ergaben.[3]

Verfechter der Glottochronologie sehen den Hauptgrund dafür in nicht erkannten Entlehnungen, denen unterschiedlich begegnet wurde:

  • Die Linguistin Sheila Embleton nutzte das Vorwissen über Entlehnungen in den germanischen Sprachen dazu, diese mit zusätzlichen Algorithmen quantitativ hochzurechnen, und gelangte so zu beeindruckenden Ergebnissen.[4] Diese Ergebnisse reichen jedoch nur wenig über die Zeit der ersten Belege zurück. Die Kompliziertheit ihrer Methodik und die Unsicherheiten in der Datenanalyse anderer Sprachfamilien verhindern jedoch bis heute weitere Tests.
  • Der russische Sprachwissenschaftler Sergei Anatoljewitsch Starostin rechnete einfach nur mit den „wirklich wichtigen“ internen Neuerungen. Er hat u. a. einen Schwerpunkt auf die dene-kaukasische Hypothese gelegt, bei der zeitliche Bezugspunkte jedoch fragwürdig bleiben. Sein Anspruch, die Berechnungen von Bergsland und Vogt widerlegt zu haben, beruht auf fragwürdig unterschiedlichen etymologischen Wortdeutungen. Er und sein Sohn Georgij Starostin sehen ihr Verdienst darin, die ursprüngliche Gleichung an ihre Erkenntnisse angepasst zu haben („modifizierte Glottochronologie“). Er gruppierte Albanisch zu Griechisch, aber Balto-Slawisch zu Indo-Iranisch. Starostin kam letztlich zu dem Schluss, statt von Bedeutungen von etymologischen „Wurzeln“ auszugehen, verstarb jedoch 2005, ohne diesen Ansatz weiter verfolgt zu haben. In derselben Tradition verwendet Václav Blažek (2007) erweiterte, nicht mehr so stark eingeschränkte Wortlisten.[5]

Einen Überblick über die Forschungsgeschichte geben Sheila Embleton (2000) und Hans J. Holm (2007).[6] Obwohl sich die Veranstalter der Tagung Time Depth um Ausgewogenheit bemühten, fand sich kein ordentlicher Professor der Indogermanistik oder der vergleichenden Sprachwissenschaft als Befürworter der Glottochronologie.

Alle Varianten dieses traditionellen Ansatzes beruhen auf drei fehlerhaften Annahmen, nämlich, dass die Wörter der Listen wie Radionuklide (radioaktive Isotope)

  1. alle mit der gleichen Wahrscheinlichkeit „zerfallen“ (im Falle der Wörter „ersetzt“ werden);
  2. nur einmal zerfallen bzw. ersetzt werden können;
  3. dies in einer für alle etwa gleichen Geschwindigkeit geschieht.