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In Seite Deutschnationaler Handlungsgehilfen-Verband:

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Am 2. September 1893 konstituierte sich in Hamburg der „Deutsche Handlungsgehülfen-Verband“ als ständische Interessenvertretungsorganisation kaufmännischer Angestellter.[1] Die Gründung geschah auf Initiative evangelischer Jünglingsvereine, die Anhänger des Hofpredigers Adolf Stoecker und seiner christlich-sozialen Bewegung waren. Zum 1. Januar 1896 erfolgte dann die Umbenennung in „Deutschnationaler Handlungsgehilfen-Verband“, die die Zugehörigkeit des DHV zur völkischen und antisemitischen Bewegung auch nach außen deutlich machte. Der Verein beschrieb sich als „aus dem Antisemitismus heraus geboren“. So nahm er keine Juden als Mitglieder auf. Frauen wurde ebenfalls die Mitgliedschaft verweigert. Die in der Kaiserzeit zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen in Angestelltenberufen wurde als „Schmutzkonkurrenz“ bezeichnet und als Bedrohung empfunden. Der DHV unterstützte antifeministische Vereinigungen wie den 1912 gegründeten Deutschen Bund zur Bekämpfung der Frauenemanzipation. Politisch positionierte sich der DHV gegen die damals dominierenden liberalen Angestelltenverbände (wie den 58er-Verein, den Verein Vorwärts und den Verband Deutscher Handlungsgehilfen), die als „antinational“ bezeichnete Sozialdemokratie und das „jüdisch“ genannte Großkapital.

Neben dieser politischen Tätigkeit setzte sich der Verband für umfassende sozialpolitische Maßnahmen ein. So gründete er beispielsweise als Selbsthilfeorganisation eine eigene Darlehns- und Krankenkasse (Sparkasse der DHV und Deutschnationale Krankenkasse) sowie eine Stellenvermittlung.[2] Die Bemühungen um die Durchsetzung der Sonntagsruhe, eine generelle Verbesserung des Versicherungswesens für Kaufleute (Deutschnationaler Versicherungsring) sowie den Lehrlingsschutz nahmen für den DHV vor allem während und nach dem Ersten Weltkrieg einen mindestens ebenso hohen Stellenwert ein wie die antisemitische Agitation. Besonders erfolgreich erwies sich der Verband durch sein umfassendes Pressewesen und flächendeckende Organisation mit 1914 1300 Ortsgruppen im gesamten Deutschen Reich und im Ausland. Am 18. Juli 1909 gründete der DHV auf dem Falkenberg bei Hamburg den Bund der Fahrenden Gesellen, eine Jugendorganisation, die sich auch als Teil des Wandervogels verstand.[3]

Nach der Jahrhundertwende war der DHV, der ein eigenes Verbandshaus am Hamburger Holstenwall besaß,[4] soweit erstarkt, dass er antisemitische Parteien und andere Vereine personell und finanziell unterstützen konnte. Im Richtungsstreit von 1910/11 setzte sich der sozialpolitische Flügel unter dem neuen DHV-Vorsteher Hans Bechly gegen die Deutschvölkischen durch. So erfolgte die Distanzierung von der Deutschsozialen Partei und die Austritte aus dem Alldeutschen Verband, dem Deutschbund und dem Reichshammerbund. Ende 1904 wurden die Lehrlingsabteilungen mit Rechts- und Versicherungsschutz gegründet. Der DHV trat korporativ der Gesellschaft für soziale Reform und dem Bund deutscher Bodenreformer bei.[5] 1905 war der DHV mit 75.000 Mitgliedern zur zahlenmäßig stärksten Angestelltengewerkschaft angewachsen, 1913 zählte er knapp 150.000 Mitglieder.

Seit 1903 baute der Verband eine österreichische Sektion der Gewerkschaft auf, die ihren Sitz in Wien hatte. Diese besaß 1913 über 10.000 Mitglieder.