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In Seite Textkritik des Neuen Testaments:

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Von den vielen Ausgaben des Textus Receptus sticht die Ausgabe von John Mill heraus, weil er die Lesarten zahlreicher Textzeugen im fortlaufenden Zusammenhang anführt und zugleich dem Leser ermöglicht, die Lesarten den verschiedenen Textzeugen zuzuordnen. Er war auch der Erste, der die genauen Signaturen und die Aufbewahrungsorte seiner verwendeten Manuskripte angab sowie die Charakteristiken, das Alter und die Qualität der Manuskripte zum Thema machte und so zum ersten Mal Anhaltspunkte für textkritische Entscheidungen lieferte. Seine Arbeit dauerte 30 Jahre. Mill starb zwei Wochen nachdem er 1707 sein Neues Testament herausgebracht hatte.[1]

Johann Albrecht Bengel konnte sich mangels Zugang zu den älteren Manuskripten nur mit ungefähr zwei Dutzend relativ unwichtigen Handschriften im Detail beschäftigen, konnte aber die Erkenntnisse Mills nutzen. Er gab einige Regeln für die Textkritik an, die auch außerhalb der Theologie heute noch gültig sind. Im Anhang seiner 1734 gedruckten Edition des griechischen Neuen Testaments (Introductio in crisin N.T.) stellte er den Grundsatz auf: Proclivi scriptioni praestat ardua (die schwierigere Lesart ist der leichten vorzuziehen), heute ist diese Regel auch als lectio difficilior (die schwierigere Lesung) bekannt. Bengel argumentierte gegen Wettstein, dass die Textzeugen bei textkritischen Entscheidungen nicht zu zählen, sondern zu wägen seien. Von ihm stammt auch die Methode, Stammbäume (Stemmata) der Handschriften zu erstellen.

Er erkannte Grundfamilien von Texten und nannte die eine afrikanisch und die andere asiatisch, Vorläufer der heute gebrauchten Texttypen.[2] Für seine Textausgabe von 1734 identifizierte er die Handschriften, die Erasmus verwendete, samt deren Mängel. Er bemerkte verschiedene Fehler im Text und gab Verbesserungsvorschläge im Apparat. Er wollte jedoch keine Lesart in den Haupttext setzen, die nicht schon vorher gedruckt erschienen war. Die allermeisten seiner Verbesserungsvorschläge haben sich später bei besserer Textgrundlage als richtig erwiesen.

Johann Jakob Wettstein veröffentlichte 1751 bis 1752 seine Textausgabe, die später mehrfach neu aufgelegt wurde. Der textkritische Apparat war ausführlicher als bei allen anderen Ausgaben bisher. Er bezeichnete die älteren Manuskripte mit lateinischen Buchstaben und die jüngeren mit arabischen Ziffern. Er gibt eine Fülle an Informationen zu den Handschriften, zu den Übersetzungen und zu Parallelstellen. Wettstein setzte auch die Paläographie verfeinert und verstärkt ein, um das Alter der verwendeten Handschriften genauer bestimmen zu können. Wettstein liefert außerdem noch reichlich Parallelen von Profanautoren, Kirchenschriftstellern und aus der rabbinischen Literatur, die textkritischen Regeln Bengels nahm er aber nicht auf.