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In Seite Geschlechterrolle:

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Bisher sind keine Kulturen ohne Geschlechterrollen bekannt. Sie sind je historisch entstanden und einem ständigen Wandel unterworfen; lediglich die unterschiedlichen biologischen Rollen von Frauen und Männern bei der Fortpflanzung wurden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts nicht in Frage gestellt. Seitdem die Medizin hier die Möglichkeiten bietet, diese biologischen Rollen teilweise zu verändern, wird dieser Teil der Geschlechtsrollen ebenfalls diskutiert; allerdings ist diese Debatte auf Randbereiche der Gesellschaft beschränkt (siehe auch Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare, Regenbogenfamilie).

Der kulturelle Aspekt der Geschlechtsrollen ist sehr breit gefächert. Auch wenn Haupttendenzen erkennbar sind, sind doch fast alle Möglichkeiten der kulturellen Aufgabenteilung irgendwo und irgendwann praktiziert worden.

Die bekannteste Norm für kulturelle Geschlechtsrollen dürfte die heteronormative oder patriarchalische sein, welche im Westen seit Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend in Frage gestellt und modifiziert wird.

Wichtige Faktoren waren unter anderem die Verstädterung sowie der Erste Weltkrieg und seine Folgen:

  • Millionen Frauen wurden Witwen (etwa 10 Millionen tote Soldaten, davon 2 Millionen deutsche Soldaten) oder alleinerziehende Mütter (die Kriegswaisen lernten ein anderes Rollenbild)
  • Millionen Frauen arbeiteten an Arbeitsplätzen, die vorher mit Männern besetzt gewesen waren[1]
  • ab Herbst 1916 herrschte bei vielen Hunger (siehe auch Steckrübenwinter; die (See-)Blockade verursachte allein in Deutschland mindestens 700.000 Hungertote)
  • eine 1914 beginnende Inflation endete 1923 in einer Hyperinflation und einer Währungsreform
  • die Weimarer Republik war von kurzzeitigen wechselnden Regierungen geprägt
  • mancherorts schwand der Einfluss der katholischen Kirche (in Frankreich hatte dieser Prozess schon 1905 begonnen)
  • der Antimodernismus in der katholischen Kirche ließ langsam nach
  • als Zäsur wurde auch empfunden, dass Frauen in vielen Ländern 1918 oder danach das Wahlrecht erhielten (etwa Österreich 12. November 1918; Deutschland 30. November 1918, USA 1920, Afghanistan 1963, Schweiz 1971)

Aber auch im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts veränderten sich die Geschlechterrollen in westlichen Gesellschaften weiter, was sich durch die Veränderung der sozial erwünschten Eigenschaften für Frauen respektive Männer in diesem Zeitraum belegen lässt.[2]