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In Seite John Donne:

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Donne wuchs in einer katholischen Familie auf und studierte sowohl in Oxford (am Hertford College) als auch in Cambridge. Von 1591 bis 1595 erhielt er eine juristische Ausbildung an Thavies Inn und Lincoln’s Inn. Als junger Mann bereiste er Europa und begleitete von 1596 bis 1597 den Grafen von Essex auf dessen Flottenexpeditionen nach Cádiz und zu den Azoren. Zurückgekehrt, wurde er Sekretär des Lordhüters des Großen Siegels Sir Thomas Egerton (ab 1603 Lord Ellesmere, ab 1616 Viscount Brackley) und begann sich als Dichter einen Namen zu machen. Zu den Werken aus dieser Zeit zählen viele seiner Lieder und Sonette, deren realistischer und sinnlicher Stil bemerkenswert ist. Donne schrieb auch viele satirische Verse, die eine zynische Weltanschauung zeigen.

1601 schloss Donne eine geheime Ehe mit Anne More, Nichte der zweiten Ehefrau von Baron Ellesmere; daraus entwickelte sich ein öffentlicher Skandal, der Donnes Ruf ruinierte; seine Werke nahmen einen ernsteren Ton an. Zwei Anniversaries („Jahresfeiern“) – An Anatomy of the World („Anatomie der Welt“) von 1611 und Of the Progress of the Soul („Vom Vorankommen der Seele“, 1612) – zeigen, wie erschüttert sein Glaube an die Ordnung der Dinge im vorrevolutionären England war, in einer Zeit wachsenden Zweifels in der Politik, Wissenschaft und Philosophie.

Im Werk Pseudo-Martyr (1610 veröffentlicht) formuliert Donne eine umfangreiche rechtshistorisch-staatstheoretische Analyse des Verhältnisses zwischen weltlicher und geistlicher Macht, wie sie durch den englischen König auf der einen und den Papst auf der anderen Seite verkörpert wird. König Jakob I. hatte sich mit eigenen Publikationen in der Debatte über den auch von Katholiken zu leistenden Treueeid auf den König (Oath of Allegiance) zu Wort gemeldet und war in Entgegnungen von Kardinal Robert Bellarmin scharf attackiert worden. Schützenhilfe von originellen Köpfen und brillanten Polemikern war da sehr willkommen. Donne leistete sie mit Pseudo-Martyr.[1] Seine gegen die Jesuiten gerichtete Satire von 1611 Ignatius his Conclave (Das Konklave des Ignatius) war wahrscheinlich das erste englischsprachige Werk, in dem Galileo Galilei erwähnt wurde: Der Höllenfürst Luzifer fürchtet, Ignatius von Loyola könne ihn vom Thron stoßen. Deshalb schickt er ihn auf den Mond, der dank Galileis Fernrohr der Erde näher gerückt ist. Dort sollen die Jesuiten die Lunatic Church (doppelsinnig: Mondkirche oder Wahnsinns-Kirche) und die Roman Church zusammenführen und zugleich eine Mondhölle entstehen lassen.[2]

Nach langer finanzieller Unsicherheit und Not, während der er zweimal Mitglied des Parlaments war (1601 und 1614), befolgte Donne schließlich den Wunsch seines Königs Jakob I. und ließ sich 1615 zum anglikanischen Priester weihen. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1617 wurde der Ton seiner Dichtung dunkler, besonders in den Holy Sonnets (Heilige Sonette).

Nach seiner Priesterweihe schrieb Donne eine Reihe religiöser Werke, so seine Devotions (1624) und verschiedene Predigten, von denen einige zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurden. Er galt auch als einer der gewandtesten Prediger seiner Zeit. 1621 wurde Donne zum Dekan von St Paul’s (London) ernannt und hatte dieses Amt bis zu seinem Tod im Jahr 1631 inne.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde John Donne in der durch T. S. Eliot initiierten Diskussion[3] detailliert untersucht. Dabei konzentrierte sich die Debatte auf die Interpretation der einzelnen Gedichte und ließ die historischen sowie biographischen Bedingungen John Donnes fast völlig außer Acht.

Joseph Brodsky – wie T. S. Eliot Literaturnobelpreisträger – bezeichnete sich selbst als „Schüler“ Donnes und nannte Donne „eine der größten Gestalten der Weltliteratur“.[4] Zum 300. Todestag Donnes 1931 schrieb Virginia Woolf: „Die erste uns anziehende Qualität seiner Lyrik liegt nicht in ihrer Bedeutung, so aufgeladen sie auch ist mit ihr, sondern in etwas Unvermischtem und Unmittelbarem: Es ist die Explosion, mit der sie ins Sprechen platzt.“[5]

Charakteristisch für Donnes Lyrik ist insbesondere seine Sakralisierung des Erotischen und die damit verbundene Entwicklung einer aus literaturgeschichtlicher Sicht provozierenden neuen Form der Liebeslyrik, in der insbesondere das körperliche Begehren und die Sexualität als heiliges Mysterium erscheinen. Neuartig ist dabei nicht so sehr seine Verwendung durchaus unkonventioneller religiöser Bilder oder Metaphern in einem erotischen Diskurs, sondern vor allem die Heiligsprechung der Liebe als körperlich-sexuelle Erfahrung in einer Metaphorik und Bildersprache, die ans Blasphemische grenzt.[6]