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In Seite Russlandfeldzug 1812:
"Da Kutusow einen Sieg bei Borodino verkündet hatte, wurde in Moskau anfangs kein Anlass gesehen, die Stadt zu verlassen.[1] Die Entscheidung, die Stadt zu räumen, wurde erst am Nachmittag des 13. September getroffen. Als Marschall Murat am 14. September in Moskau einrücken wollte, war die Stadt noch nicht vollständig geräumt, viele Bürger Moskaus und Soldaten der russischen Armee befanden sich noch in der Stadt. Nach Verhandlungen erklärte sich Murat bereit, einige Stunden zu warten. Am Nachmittag marschierte er in Moskau ein. Die russische Armee musste fast 10.000 verwundete oder kranke Soldaten zurücklassen. Mehrere tausend russische Nachzügler wurden gefangen genommen, einige davon hatten sich lieber an der Plünderung Moskaus beteiligt und dabei den Anschluss an die Armee verloren. Moskauer Kaufleute hatten sie zur Plünderung aufgefordert, weil sie nicht wollten, dass ihre Waren in französische Hände fielen. Heinrich von Brandt, Offizier in der Weichsellegion, berichtete, dass beim Einmarsch ganze Wagenzüge mit Mehl, Grütze, Fleisch und Schnaps vorgefunden wurden. Am gleichen Tag wurde in Sankt Petersburg der Sieg von Borodino verkündet. Tagelang wurde der Sieg gefeiert, Kutusow wurde zum Marschall und Fürsten ernannt.
Am Abend des 14. September kam es in Moskau zu den ersten Bränden, die möglicherweise von betrunkenen französischen Soldaten durch den sorglosen Umgang mit Feuer verursacht wurden. Diese Brände waren am nächsten Morgen weitgehend unter Kontrolle. In der folgenden Nacht brachen an vielen Stellen Moskaus neue Brände aus. Ein Sturm am 16. September führte dazu, dass sich das Feuer schnell ausbreitete. Je nach Quelle wurden zwei Drittel[2] bis drei Viertel[1] der Stadt, die zu zwei Dritteln aus Holzhäusern bestand, vernichtet. Viele Menschen starben in den Flammen, darunter verwundete oder kranke russische Soldaten. Plünderungen durch die französische Armee waren offiziell verboten worden, doch angesichts des Feuers wurde alles, was einen Wert hatte und sich bewegen ließ, aus den Häusern geholt. In einem Brief an den Zaren machte Napoleon am 20. September den Gouverneur von Moskau, Graf Rostoptschin, für die Brände verantwortlich. Nach seiner Darstellung waren 400 Brandstifter auf frischer Tat ertappt worden. Sie hatten Rostoptschin als ihren Auftraggeber genannt und wurden erschossen.[3] Die Feuerspritzen der Stadt waren auf Anweisung Rostoptschins aus der Stadt entfernt oder zerstört worden. Nach dem Brand wurden 11.959 Tote sowie 12.456 Pferdekadaver gezählt. Von 9.158 Häusern waren 6.532 zerstört, von den 290 Kirchen 127 betroffen.
John Quincy Adams schrieb, dass die ersten Gerüchte, dass Moskau besetzt sei, am 21. September in Sankt Petersburg kursierten. Er erwähnte aber auch, dass es andere Gerüchte gab: Die französische Armee sei geschlagen worden und Napoleon tödlich verwundet. Von offizieller Seite wurde geschwiegen. Erst am 27. September wurde bekannt gegeben, dass Moskau evakuiert werden müsse. Nach Adams als ein Ereignis von unwichtiger Bedeutung dargestellt und für den Ausgang des Krieges ohne Belang.
Dem Brand von Moskau ist keine wirkliche entscheidende Bedeutung beizumessen, da trotzdem immer noch bedeutende Materialmengen zur Versorgung zumindest der Infanterie vorgefunden werden konnten. Der Stand der französischen Armee erhöhte sich in weiterer Folge während des Aufenthaltes durch das Eintreffen von Nachzüglern. Dennoch wirkte sich hier eine ungeheure Disziplinlosigkeit in Form unkontrollierter Plünderungen und Requisitionen negativ auf die Versorgungslage aus. Vorgefundene Bestände an Spirituosen führten zu verheerenden Exzessen der französischen Soldaten.[4] Napoleon selbst residierte im Kreml, der unversehrt geblieben war. Der größte Teil der Armee war, weniger komfortabel, außerhalb der Stadt untergebracht. Napoleon wartete vergeblich darauf, dass ihm der Zar Verhandlungen anbot. Mehrmals sandte er Unterhändler zu Kutusow, um Verhandlungen anzubieten. Der Zar war nicht zu Verhandlungen bereit und verbot Kutusow am 4. Oktober, weitere Gespräche zu führen. Alexander I. war verärgert, er hatte Kutusow bereits im August, vor dessen Abreise zur Armee, in Kenntnis gesetzt, dass alle Gespräche und Unterhandlungen mit dem Feind, die zum Frieden führen könnten, zu vermeiden seien. Sein Schreiben war eine deutliche Zurechtweisung an Kutusow: „Jetzt muss ich nach dem, was geschehen ist, mit derselben Entschiedenheit wiederholen, dass ich diesen von mir angenommenen Grundsatz von Ihnen in seiner größten Ausdehnung und in der strengsten und unbeugsamsten Weise beobachtet zu sehen wünsche.“ Bis auf einige Vorpostengefechte herrschte bis zu diesem Verbot eine Art stillschweigender Waffenstillstand, da Napoleon anfangs auf Verhandlungsangebote wartete und, als diese ausblieben, selbst Verhandlungen anbot. Die russische Armee konnte das ausnutzen und führte Verstärkungen heran. Zweimal hatte Napoleon den General Lauriston als Unterhändler zu Kutusow geschickt. Als Lauriston am 13. Oktober ohne Ergebnis zurückkehrte, beschloss Napoleon den Rückzug.[1]
Inzwischen hatte sich Großbritannien am Krieg mit erheblichen Geldmitteln und Waffenlieferungen an Russland beteiligt. Als einziger Soldat nahm anfangs nur der britische General Sir Robert Wilson am Feldzug teil. Später folgte als sein Adjutant Captain Dawson Damer. In Sankt Petersburg gab es durchaus Forderungen nach Frieden, sogar von der Mutter des Zaren und seinem Bruder, dem Großfürsten Konstantin. Der Freiherr vom Stein, ein Berater des Zaren, schrieb, dass viele in der Umgebung des Zaren Frieden wollten, unter anderem General Araktschejew. Auf der anderen Seite gab es viele Adelige, die einen Friedensschluss nicht unterstützt hätten.
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