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In Seite Melusine:

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Die Geschichten der Melusine gehören zu den populären alten europäischen Mythen. Ihre Quellen reichen auf das 12. Jahrhundert zurück, während ihre tatsächlichen Ursprünge weitgehend im Dunkeln liegen. Das liegt daran, dass einerseits Geschichten früher nur mündlich tradiert wurden und andererseits eine genauere Verortung dadurch erschwert wird, dass das Erzählmotiv in den europäischen Kulturen bis heute weit verbreitet ist: Ein Mensch verbindet sich mit einem überirdischen Wesen. Man spricht hier von der sogenannten „Mahrtenehe“.

Die Sagenwelt der griechischen Antike kennt ähnliche Geschichten von Verbindungen eines übermenschlichen Wesens mit einem Menschen, etwa die von Zeus und Semele, in der Semele nach einem Hinweis durch die eifersüchtige Hera, Zeus’ Gattin, den Geliebten, der sich in der Gestalt eines Sterblichen verbirgt, unablässig bittet, sich ihr in vollem Glanz zu zeigen. Schließlich gibt Zeus nach, sein Glanz aber verbrennt Semele. Eine andere Geschichte dieser Art ist die von Amor und Psyche: Weil die sterbliche Psyche um ihre Schönheit mehr bewundert wird als Venus, soll deren Sohn Amor sie mit einem hässlichen Wesen vermählen. Dieser aber verliebt sich in sie und lässt sie an einen sicheren Ort bringen, an dem er sie besuchen kommt, jedoch nur nachts, um sich ihr zu verbergen. Als Psyches Schwestern sie besuchen dürfen, werden sie neidisch und reden ihr ein, sie habe eine Schlange geheiratet. Darauf bricht Psyche das Tabu, indem sie, als Amor wiederkommt, eine Öllampe entzündet. Venus erfährt vom Betrug, ist erbost und lässt Psyche verschiedene Aufgaben erfüllen. Schließlich erlöst Zeus sie.

Andere Geschichten, die das Motiv der Mahrtenehe bedienen, sind die des Friedrich von Schwaben, Peter von Staufenberg, Lohengrin (Schwanenritter) und der Undine.[1]

Aufgrund ihrer Verwandlung in ein Schlangen-, Fisch- oder Drachenwesen sind auch mögliche Verbindungen zu anderen Sagenkreisen erkennbar. Schlangenfrauen sind aus vorderasiatischen Mythen bekannt.[2] Auch findet sich das Grundmotiv der Melusineerzählung in japanischen Mythen als Geschichte um die Prinzessin Toyotama wieder, die sich von ihrem irdischen Mann trennt, nachdem er sie in ihrer Gebärhütte in Drachenform erblickt hat. Die älteste bekannte Fassung findet sich im Kojiki (712). Eine mögliche Beziehung besteht außerdem zur Göttin Derketo, einer Hauptgöttin von Askalon, deren Geschichte von Zypern oder aus Jerusalem importiert worden sein könnte. Herodot erzählt in seinen Historien (I, 105) davon, dass ihr Fische heilig gewesen sein sollen und die Bewohner Askalons diese darum nicht aßen, eine totemistische Vorstellung, welche auf die Motive Meerwesen und Tabu zu weisen scheint. Für eine solche Verortung würde auch die Tatsache sprechen, dass in dieser Zeit viele arabische Texte ins Latein übersetzt wurden, wodurch noch heute Europäer und Araber über ein ähnliches Erzählgut im Bereich der Märchen, Sagen und Mythen verfügen.

Aufgrund dieser Erscheinung sind Beziehungen auch zu anderen Erzählungen, die von der Melusine ähnelnden Figuren handeln, vorstellbar, insbesondere der Undine, aber auch anderen Wasserwesen wie Nixen, Meerjungfrauen und Sirenen.

Beziehungen der Sage lassen sich auch zu den Lais des 12. und 13. Jahrhunderts erkennen, die aus dem keltischen Erzählgut stammen,[3] außerdem zur biblischen Erzählung über die Susanna im Bade,[4] in der sich wie bei Melusine die Verbindung der Motive des Bades und des Verdachts des Betrugs an zentraler Stelle wiederfinden.

Es lässt sich nicht nachweisen, welche Erzählungen aus welchen Kulturkreisen zur Geschichte der Melusine und deren Veränderungen direkt oder indirekt beigetragen haben. Dass es Beziehungen und Ähnlichkeiten gibt, belegt noch nicht, dass es sich dabei tatsächlich um Ursprünge handelt.