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In Seite Le Mont-Saint-Michel:

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Nach der Legende erschien 708 der Erzengel Michael dem Bischof Aubert von Avranches mit dem Auftrag zum Bau einer Kirche auf der Felseninsel. Aber der Bischof folgte der mehrfach wiederholten Aufforderung nicht, bis der Engel ihm während des Schlafs mit seinem Finger ein Loch in den Schädel brannte (Der Schädel von Aubert mit dem Loch wird in der Kirche St-Gervais-et-St-Protais in Avranches aufbewahrt; medizinhistorischen Untersuchen zufolge wurde hier eine zerebrale Zyste durch Trepanation behandelt. Die Zuordnung des Schädels zu dem genannten Bischof wird für wahrscheinlich gehalten.[1]) Im Zeitraum 708–710 ließ Aubert ein erstes Sanktuarium zu Ehren des heiligen Michael auf dem Berg errichten. Der noch heute bestehende Brunnen Saint-Aubert trägt seinen Namen.

In der Zeit, als der Mont Saint-Michel zu Neustrien gehörte, war er auch ein strategisch wichtiger Platz für die fränkischen Könige und später eine Festung der Marche de Neustrie (Grenze Neustriens). Seit den ständigen Angriffen der Wikinger überließ der König die Halbinsel Cotentin und den Avranchin (zusammen mit dem Mont) infolge des Vertrages von Compiègne 867 dem bretonischen Herzog. Die Bretonen waren weniger bedrohlich als die Wikinger geworden und erzielten bedeutende Erfolge in ihrem Kampf gegen die Nordmänner. Das war der Beginn der kurzen bretonischen Geschichte des Monts.

Im Jahr 933 annektierten die Normannen die Halbinsel Cotentin, wodurch der Mont strategisch noch bedeutsamer nun an der Grenze zur Bretagne lag. Eine erste Kirche im vorromanischen Stil wurde errichtet, und die festungsartige Insel widerstand den Raubzügen der Wikinger. 965/966 gründete eine Gruppe von Benediktinermönchen das Kloster. In den folgenden Jahrhunderten finanzierten Herzöge und Könige die großartige Architektur des Klosters. Im Jahr 1017 begann Abt Hildebert II. mit dem Ausbau als zentrale Klosteranlage, die erst 1520 beendet wurde. Von 1023 bis 1084 entstand eine erste romanische Abteikirche.

Im 12. Jahrhundert war die Abtei Ziel großer Pilgerströme. Sie verfügte über große Macht und bedeutenden Einfluss, was sich auch in der Gründung zahlreicher Tochterabteien niederschlug, so z. B. St. Michael’s Mount in Cornwall. Die Normandie kam zum französischen Königreich, und Philippe Auguste, König von Frankreich, ermöglichte im 13. Jahrhundert den Ausbau des Klosters im gotischen Stil (das Gebäudeensemble La Merveille). Die Abtei hatte bedeutende Äbte, wie Robert von Torigni (um 1110–1186). Sie hatte aber auch eine Reihe von Äbten, die sie als Kommende erhalten hatten und regelrecht ausplünderten. Der auf diese Weise eingeleitete Niedergang setzte mit dem Hundertjährigen Krieg ein. Der Mont Saint-Michel wurde von den Engländern, die sich 1423 auf der Insel Tombelaine festgesetzt hatten, bis ins Jahr 1434 belagert. Er konnte zwar zu keinem Zeitpunkt eingenommen werden, aber vor allem die Ortschaft wurde durch die englische Artillerie fast vollständig zerstört. Trotzdem zog das Kloster in der Mitte des 15. Jahrhunderts weiterhin Pilger an. Ein besonders bemerkenswertes Phänomen sind die zahlreichen Kinderwallfahrten aus Deutschland in den Jahren um 1456 bis 1458. Allein aus der süddeutschen Reichsstadt Schwäbisch Hall zogen 1458 etwa 100 Knaben zum Mont Saint-Michel. 1469 wurde die Abtei Sitz des neu gegründeten Ritterordens Ordre de Saint-Michel.

Noch im Jahr 1520 wurde der Chor der Abteikirche im spätgotischen Stil (Flamboyant) fertiggestellt, aber in der Folge der Reformation und im Ergebnis der anderen Umwälzungen der Neuzeit ging es mit dem Mont Saint-Michel bergab. 1790 verließen die Benediktiner das Kloster (erst 1969 kehrten die Mönche zurück). Im Zusammenhang mit der Französischen Revolution wurde die Abtei in ein Gefängnis umgewandelt, das ursprünglich für Regimegegner aus den Reihen des Klerus gedacht war. Der Berg erhielt den Namen Mont-Libre, was dem Verwendungszweck zweifellos Hohn sprach. Zwischen 15.000 und 18.000 Menschen saßen hier ein, darunter auch politische Häftlinge wie Raspail und Barbès.