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In Seite Reichsabtei Salem:

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Was die Salemer Äbte an politischer Macht nicht erreichen konnten, machten sie als Mäzene wieder wett. Im Zuge der Gegenreformation hatte die Katholische Kirche im 17. Jahrhundert begonnen, in Sakralbauten überwältigende Bilderwelten zu entfalten, um ihre Macht zu demonstrieren und mit großem Pathos die Gläubigen vom Glanz Gottes zu überzeugen. Den Zisterziensern lief solche Pracht eigentlich zuwider, widersprach sie doch den Regeln des Heiligen Bernhard, der über die vom Konvent benutzten Räume ein Bilderverbot verhängte. Jedoch machte schon Bernhard eine Ausnahme in seinen Regeln: Bescheidenheit galt nur für die Klostermitglieder, die von zu viel Bilderwerk von der rechten Andacht abgelenkt würden, während die Laien durch Prunk leichter vom Glauben zu überzeugen seien.

Mit dieser Rückendeckung und im Bewusstsein ihrer Repräsentationspflichten als Reichsabtei machten die kunstbeflissenen Äbte des 18. Jahrhunderts Salem zum Zentrum des Rokoko. Zahlreiche Maler, Bildhauer und Baumeister wurden nach Salem gerufen, um für die Ausschmückung der Klosterbauten und die weitere Entfaltung sichtbarer Schönheit zu sorgen. Mehrere Mitglieder der Wessobrunner Schule arbeiteten zeitweilig für Salem; die Bildhauerfamilie Feuchtmayer und ihre Mitarbeiter lebten vor Ort und standen über Generationen im Dienst des Klosters.

Das größte Bauprojekt der Jahrhundertmitte war die Wallfahrtskirche Birnau, die der Vorarlberger Baumeister Peter Thumb von 1746 bis 1750 weithin sichtbar auf einem Hügelvorsprung am Bodensee errichtete. Als reine Laienkirche waren ihre Fresken und ihre Raumaufteilung ganz auf theatralische Wirkung ausgelegt. Im gleichen Geist entstand auch der riesige Glockenturm auf dem Münster, den Johann Caspar Bagnato, Baumeister des Deutschordens von 1753 bis 1757 plante und ausführte. Von außen zog er vor allem bewundernde Blicke an, während er innerhalb des Klosters heftig umstritten war und Abt Anselm sogar eine Untersuchung wegen Verschwendungssucht einbrachte. Anselm förderte jedoch nicht nur die Künstler des Rokoko, sondern lernte bei einem Aufenthalt in Paris auch den französischen Frühklassizismus zu schätzen; die von ihm in Auftrag gegebene klassizistische Ausstattung des Münsters gilt als einzigartig in der süddeutschen Sakralkunst.