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In Seite Sexueller Fetischismus:

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Der Begriff bezeichnete ursprünglich das Konzept eines religiösen Fetischismus bei sogenannten „Naturvölkern“. Ausgangspunkt war die Verehrung lebloser, mit „übernatürlichen Kräften“ geladener Gegenstände – sogenannter Fetische – in einigen westafrikanischen ethnischen Religionen. Die weitreichende Übertragung auf andere Ethnien und Kulturen als Fetischismus wurde jedoch wieder aufgegeben. 1887 wurde diese Bedeutung vom französischen Psychologen Alfred Binet mit seiner Arbeit Le Fétichisme dans l’amour in der Revue Philosophique auf den Bereich des Sexuallebens ausgedehnt.[1]

Lange Zeit blieb der Begriff von der nicht wissenschaftlich interessierten Bevölkerung unbeachtet, während dessen Bedeutung in Fachkreisen erweitert wurde; bereits 1912 nannte beispielsweise Richard von Krafft-Ebing die sexuelle Hingabe an einen einzelnen Körperteil Fetischismus.[2] Durch die psychoanalytischen Betrachtungen Sigmund Freuds, die auch Nichtmediziner erreichten, wurde der Begriff „Fetischismus“ nach 1927 populär.[3] Hierbei wurde der sexuelle Fetischismus als eine krankhafte Abweichung verstanden. Zur Verbreitung des Begriffs trug auch die von Karl Marx geprägte Idee des „Warenfetischs“ bei, die zwar auf den religiösen Fetischismus gründete und nicht sexuell konnotiert war, aber das Wort Fetisch in seiner Doppeldeutigkeit weiter publik machte.[4]

Im Zuge der sexuellen Revolution veränderte sich das Verständnis menschlicher Sexualität grundlegend: Es war nicht mehr akzeptabel, alle von der Norm abweichenden sexuellen Haltungen als psychische Krankheiten zu werten. Die Definition des medizinisch-psychologischen Fachbegriffs Fetischismus wurde zusammen mit dem der Paraphilie deutlich stärker abgegrenzt. Nach heutigem Verständnis ist Fetischismus nicht im Rahmen der sexuellen Orientierung an sich eine psychische Störung, sondern nur dann als behandlungsbedürftige Störung zu verstehen, wenn der Betroffene unter ihren Auswirkungen leidet. Innerhalb der wissenschaftlichen Neuorientierung im Verständnis sexueller Abweichungen und der daraus entstandenen Diskussionen zu deren Definitionen ergab sich eine Zweiteilung des Begriffs: Das international gebräuchliche Handbuch ICD, das von der Weltgesundheitsorganisation herausgegeben wird, kehrte zur ursprünglichen enger gefassten Bedeutung zurück und versteht unter Fetischismus nur die sexuelle Fixierung auf Gegenstände. Die einflussreiche American Psychiatric Association, die das zunächst nur national verwendete Handbuch DSM herausgibt, entschied sich für eine erweiterte Definition und versteht unter Fetischismus die Fixierung auf Gegenstände oder Körperteile. Durch Erscheinen einer deutschen Ausgabe des DSM hielt diese Auffassung auch im deutschsprachigen Raum Einzug.

Das allgemeine Verständnis des Begriffs Fetischismus blieb von den wissenschaftlichen Debatten unberührt. Fetischismus hatte sich bereits als gebräuchliche Bezeichnung und Szenebegriff für eine Vielzahl sexueller Spielarten etabliert, umgangssprachlich wird häufig jede sexuelle Fixierung auf ein einzelnes Objekt oder eine spezifische Sexualpraktik Fetischismus genannt. Ferner wird der Begriff oft als Synonym zu Paraphilie verstanden, wodurch die Bezeichnung um zahlreiche sexuelle Neigungen erweitert wird, die nicht unter die psychologische oder psychiatrische Begriffsverwendung fallen. Die Feinheiten der diagnostischen Unterscheidung zwischen pathologischem und nicht behandlungsbedürftigen Fetischismus finden in der Umgangssprache keine Verwendung.