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In Seite Urchristentum:

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Um so sichtbarer wurden die kleinen (heiden)christlichen Gemeinden.[1] Von ihren Problemen und Streitigkeiten berichten die kanonisierten wie auch die nicht kanonisierten Briefe der ersten Christen. Paulus selbst schrieb mit die ersten dieser Briefe, die schon auf die Zeit von 50 bis 64 datieren. Bischof Clemens von Rom, der 99 den Märtyrertod starb, schrieb mit die ersten Briefe, die nicht mehr in das Neue Testament aufgenommen wurden. Innerhalb dieser Zeitspanne verschwanden dann auch zunehmend die Apostel, Propheten und Evangelisten (1. Clem 37,3) als Würdenträger und Autoritäten. Und auch wenn Clemens noch forderte: „Haltet euch an die Heiligen“ (1. Clem 46,2), wurde bereits von Paulus vor sogenannten „falschen Heiligen“ gewarnt (vgl. Eph 7,1 ; Apg 15,1 ).

Die Praxis der brüderlichen Belehrung (Mt 18,15–18 ) verschob sich so auf die „Erstlinge“, die Erstgetauften einer Gemeinde, und schließlich die ersten sich herausbildenden Ämter: Episkopen (= Vorsteher, Bischöfe) (vgl. Eph 4,1 ), Presbyter und Diakone ersetzten die charismatischen Ämter und konsolidierten die weiterhin autonomen Gemeinden. Dabei war in dem Versuch, die Einmaligkeit Jesu in der irdischen Hierarchie abzubilden, jeweils nur ein Bischof vorzufinden. Diesem monarchanischen Bischof unterstanden zur Hilfe bei der Liturgie die (oft an der Zahl der Apostel orientierten: zwölf) Presbyter. Presbyter war hier noch ein Ehrenamt und wurde erst später mit eigenen pfarrähnlichen Verpflichtungen versehen. Die praktischen Arbeiten oblagen dann den Diakonen, von denen eine bestimmte Anzahl nicht bezeugt ist.

Die Herausarbeitung von Hierarchie und Gemeindestruktur erwies sich als umso notwendiger, als sich die Erwartung vom nahen Ende der Welt und der Wiederkunft Christi (Parusie), von denen die Jünger noch geprägt schienen, nicht erfüllte. Die Phase der sogenannten „Parusieverzögerung“ wurde nun aber nicht als Ende der eschatologischen Perspektive gesehen, sondern als verlängerte Zeit für die Vorbereitungen verstanden. Die gepflegten Werte sollten dies in „Tat und Wahrheit“ belegen (1 Joh 3,18 ): Der Dienst an der und für die Gemeinde wurde hervorgehoben sowie auch die Gastfreundschaft, das Beten und Fasten. Das Liebesmahl (Joh 13,34 ) und der Liebesdienst (Agape) gewannen so erweiterte Bedeutung.

Gerade in dieser Kombination von asketischen Vorschriften, die sich auf die Christen selbst bezogen und auch vor deren eigenem Tod (Martyrium) nicht brachen, und der praktischen Nächstenliebe, die sich am Dienst an den Armen, Kranken und Verlassenen, den Witwen und Waisen und den Sklaven vollzog, bereiteten sich nicht nur die Anhänger der neuen Religion auf das nahe Ende vor, sondern diese Gemeinschaft gewann auch nach außen enorme Anziehungskraft. Schon Paulus hatte dies im Ansatz erkannt und daher für die Anfänge einer lokalen Mission nicht die größeren Städte selbst, sondern deren arme Vororte bevorzugt.

Als die Christenverfolgungen unter Domitian (81–96) die Mission erschwerten, konnte sich die organisierte Kirche insgesamt behaupten, ihren Zusammenhalt festigen und ihre Mitgliedschaft sogar vergrößern. Die verfolgten und getöteten Christen wurden als Märtyrer (Blutzeugen) Christi anerkannt und verehrt, deren Bekennertod ihnen Rettung im Endgericht versprach. Dies erhöhte die Attraktivität des jungen Christentums.

Erster heidnischer Autor, der sich mit den Christen befasste,[2] ohne sie sogleich zu verdammen, war der Philosoph und Arzt Galenos, der die Christen weniger als Religionsgemeinschaft denn als in der Nähe der Stoa zu verortende philosophische Schule ansah.[3]