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In Seite Hexenprozesse von Salem:

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Die Engländer, die sich ab 1628 in Salem niederließen, wollten dort als Gottes auserwähltes Volk das Neue Jerusalem bauen. Es sollte eine Theokratie werden mit der Bibel, insbesondere den mosaischen Gesetzen, als Gesetzbuch. Hexerei war ein todeswürdiges Verbrechen, was die Puritaner in ihrer Gesetzgebung von 1641 und 1648 festschrieben.[1] Damit standen sie in der Tradition der Gesetzgebung in ihrem Herkunftsland. Das Gesetz bezog sich direkt auf Exodus 22,17 , wo die Tötung von Hexen angeordnet wird.[2] Das halbe Dorf bestand aus Bauern, die den Geistlichen Samuel Parris in seinem Bestreben unterstützten, sich von der Stadt Salem loszulösen und eine selbstständige Gemeinde zu bilden. Die andere Hälfte der Dorfbewohner wollte Teil der Stadtgemeinde bleiben und die Handelsbeziehungen aufrechterhalten und verweigerte dem Geistlichen und seiner Familie die finanzielle Unterstützung. Zusätzlich hatten eine Reihe von aus Maine und New Hampshire vor Indianerattacken Geflüchteter in Salem bei Verwandten Unterschlupf gefunden und brachte Horrorgeschichten darüber mit. Als Ergebnis war Salem 1691 ein Pulverfass, und die Reihe von scheinbar besessenen jungen Mädchen war der Funke, der es zur Detonation brachte.

Zu den Gründen für die schlagartige Hexenverfolgung in Salem gibt es verschiedene Theorien. Die verbreitetste ist, dass die seit 1630 mit wenigen königlichen Einmischungen die Massachusetts-Bay-Kolonie regierenden Puritaner eine religiös geprägte massenhysterische Wahnvorstellung entwickelt hätten. Diese Darstellung gilt heutigen Experten als zu stark vereinfacht. Andere Theorien umfassen Kindesmisshandlung, Wahrsagerei und fehlgeleitete Experimente.

Auch durch Mutterkorn verseuchtes Getreide und daraus resultierende Fälle von Ergotismus mit Wahnvorstellungen wurden als Ursache vermutet, so in einem Artikel der Psychologin Linnda Caporael in Science 1976.[3] Dieser Hypothese wurde noch im selben Jahr widersprochen[4] und wird mehrheitlich nicht als überzeugende Erklärung angesehen.[5] Weiter kommt auch eine Intrige der Familie Putnam gegen die Familie Porter in Frage.

Außerdem gab es große Spannungen innerhalb der puritanischen Gesellschaft. Sie hatte ihren Gründungsvertrag in der Glorious Revolution von 1688 verloren und sah einer ungewissen Zukunft entgegen. Die Siedler waren ständigen Angriffen durch Indianer ausgesetzt und konnten nicht auf englische Hilfe hoffen. Die Verteidiger mussten aus den Reihen ihrer jungen Männer gestellt werden, und im „König Philips Krieg“ genannten Indianeraufstand im Jahre 1675 war die Bevölkerung dezimiert worden. Jeder zehnte Siedler in Neuengland verlor sein Leben bei Indianerangriffen. Obwohl dieser Krieg zu Ende war, blieben Indianerangriffe eine ständige Bedrohung. Neuengland wurde mehr und mehr zu einer Handelskolonie. Aus soziologischer Sicht handelte es sich um einen gewaltsamen Protest der pietistischen am traditionellen gottesfürchtigen Lebensstil hängenden Landbevölkerung gegen die neue Kaufmannschaft, die weltoffener war und gut verdiente. Auch der Wertekanon zwischen diesen Gruppen war sehr verschieden. Die Mädchen, die die Angriffe Satans schilderten, waren Mitglieder der Landbevölkerung und beschuldigten häufig Frauen aus dem gutsituierten Handelsstand.[6]

Carol Karlsen untersuchte den Zusammenhang zwischen Hexenverfolgung und der Stellung der Frau.[7] Sie betonte, dass zu dieser Zeit in New England viele Frauen ihr ererbtes Vermögen selbständig vor Gericht verteidigten. Sie meint, dass eine nicht geringe Zahl solcher selbständiger Frauen in einer streng patriarchalischen Umgebung provozierend gewirkt habe.

Mary Beth Norton („In the Devil's Snare“) vertritt die These, dass wahrscheinlich mehrere oder alle angeführten Punkte eine wichtige Rolle spielten. Salem und der Rest Neuenglands waren durch häufige Indianerangriffe bedroht, welche Angst auslösten und daher in großem Maße zu der Hysterie beitrugen. Sie vermutet, dass die meisten Angeklagten und betroffenen Mädchen enge gesellschaftliche oder persönliche Bindungen zu den Opfern der Indianerangriffe der vorigen 15 Jahre hatten. Die Ankläger erwähnten häufig einen „schwarzen Mann“, diskutierten Treffen der Hexen mit Indianern und beschrieben Folterbilder aus Geschichten über Entführungen durch Indianer. Ferner hatten die puritanischen Geistlichen seit dem „König-Philips-Krieg“ behauptet, die Indianer stünden mit dem Teufel und Hexerei in Verbindung. In bis zu fünfstündigen glühenden Predigten stellten sie die amerikanischen Puritaner als eine Armee Gottes dar, die von Satan und seinen Dämonen bedrängt wird. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Puritaner Indianer mit dem Teufel assoziierten. Indianerangriffe sahen sie als Versuche des Teufels an, die puritanische Gesellschaft zu zerstören. Mit all diesen Einflüssen waren die Puritaner im Jahre 1691 reif für eine Hexenhysterie.