Citation Hunt

Das unten stehende Wikipedia-Snippet wird von keiner verlässlichen Quelle unterstützt. Kannst du eine finden?

Klicke auf Verstanden!, um zu Wikipedia zu gehen und das Snippet zu reparieren, oder Nächstes!, um ein anderes zu sehen. Viel Glück!

In Seite Grand Tour:

"

Im 19. Jahrhundert erlebte die Grand Tour einen Einbruch, als die klassizistischen Kulturideale des Adels zunehmend durch romantisches Gedankengut verdrängt wurden. An die Stelle der Verehrung der Antike, des Humanismus und der Renaissance-Architektur trat eine Begeisterung für die Gotik und das europäische Mittelalter. Maßgeblich beteiligt an dieser Entwicklung waren Schriftsteller wie Walter Scott, Dichter wie William Wordsworth oder Samuel Coleridge oder Maler wie William Blake, William Turner oder John Constable. Die Zeugnisse dieser Geschichts- und Kunstepoche ließen sich aber in England und Schottland mindestens ebenso gut studieren wie im Süden Europas.

Das endgültige Ende der Grand Tour im klassischen Sinne zeichnete sich mit dem Rückgang der Bedeutung des Adels nach der Französischen Revolution ab. Die erstarkende Bourgeoisie teilte freilich noch weitgehend die Kulturideale des Adels und ahmte seinen Lebensstil und damit auch die Grand Tour nach. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn indes wurden Reisen für breitere Bevölkerungskreise erschwinglich. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sich sogar Fabrikarbeiter einen Badeaufenthalt in englischen und nordfranzösischen Seebädern leisten. Die Grand Tour verlor einen Teil ihrer Exklusivität und daher für ihre klassische Klientel einiges an Reiz. Die Westminster Review schrieb etwa 1825 despektierlich, in Rom versammle sich heutzutage ein „Gemisch aller Klassen“: „Der Erste unseres Adels und der letzte unserer Bürger begegnen und berühren sich an jeder Ecke“.[1] William Wordsworth und andere Schriftsteller wandten sich gar gegen einen weiteren Ausbau des Eisenbahnnetzes, da dieses Verkehrsmittel eine „gefährliche Tendenz der Gleichheit“ etabliere und „die unteren Schichten“ dazu ermutige, „nutzlos durch das Land zu ziehen“. Ein ironisch-liebevolles Denkmal setzte Edward Morgan Forster der verbürgerlichten Grand Tour 1908 in seinem Roman Zimmer mit Aussicht. Die Grand Tour wurde zunehmend durch Erholungsreisen breiterer Schichten abgelöst, die schließlich im 20. Jahrhundert in den Massentourismus übergehen sollten.

Gleichwohl lassen sich Spuren der Grand Tour noch feststellen, wo klassizistische Ideale fortwirken: So blieb an deutschsprachigen humanistischen Gymnasien die abschließende Romreise bis weit ins 20. Jahrhundert hinein obligatorisch und wird gelegentlich, in Österreich häufiger, auch heute praktiziert. Der Prix de Rome ist eine wichtige Karrieremarke für Komponisten in Frankreich (Maurice Ravel bewarb sich fünfmal vergeblich darum), ein Stipendium für die Villa Massimo gilt bis heute als Ritterschlag der Kunstszene in Deutschland. Amerikanische und japanische Reisetätigkeit folgt in Europa bis heute schwerpunktmäßig den Zielen der Grand Tour, da man durch sie nach wie vor am ehesten an die kulturellen Wurzeln Europas zu gelangen glaubt. Auch für die Tourismusbranche ist der Begriff der Grand Tour durchaus als Schlagwort noch aktuell.