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In Seite Volkstheater (Wien):
"Das Deutsche Volkstheater wurde von der damals im mitteleuropäischen Theaterbau führenden Architektengemeinschaft Fellner & Helmer (Architekt: Ferdinand Fellner d. J.) im Stil des Historismus errichtet und ist der Schwesterbau des Hamburger Schauspielhauses. Der große Zuschauerraum mit nur wenigen Logen war symptomatisch für einen demokratischen Gegenentwurf zum aristokratischen Hofburgtheater. Deckengemälde von Eduard Veith im Zuschauerraum zeigen die „Huldigung der Vindobona“ und die „Bekränzung des Dichters Ferdinand Raimund“, der von seinen Kollegen Johann Nepomuk Nestroy und Ludwig Anzengruber flankiert wird. Das Volkstheater war der erste Theaterbau in Österreich, der ausschließlich elektrisch beleuchtet wurde, da er den Sicherheitsvorschriften, die nach dem Ringtheaterbrand 1881 in Wien erlassen worden waren, entsprechen musste. Bereits 1890 wurde das Bühnenhaus vergrößert, 1907 wurde das Theater um einen Anbau mit zusätzlichem Pausenfoyer und 1911 um zusätzliche Bühnennebenräume erweitert. Vor dem Haupteingang wurde 1898 ein Ferdinand Raimund-Denkmal von Franz Vogl aufgestellt, der auch das Fassadentympanon mit einem Bacchuszug gestaltet hatte. Darunter befanden sich die Büsten von Schiller, Lessing und Grillparzer.
1938 wurde das Theater nach dem „Anschluss Österreichs“ in ein KdF-Theater der Deutschen Arbeitsfront umgewandelt, aufwändig renoviert, von Gold, Stuck und Statuen entkleidet, die Deckengemälde wurden übermalt, die Verzierungen im Inneren komplett entfernt und die ursprünglich 1901 Plätze wurden durch Entfernung der 500 Stehplätze und Verbreiterung der Sitzreihen auf 1538 reduziert.[1] Das Raimund-Denkmal wurde rechts neben das Theater in den Weghuberpark versetzt. Für einen geplanten Besuch Adolf Hitlers wurde von Leo Kammel ein eigenes »Führerzimmer« eingerichtet (das heute noch im Originalzustand existiert, s. u.). Am 12. März 1944 wurden die Kuppel und die Foyers des Theaters durch einen amerikanischen Bombenangriff schwer beschädigt.
1945 wurde das Theater rasch wiederhergestellt, wobei auf die große Kuppel und das Fassadentympanon verzichtet wurde. Das Theater wurde in Volkstheater umbenannt und bereits am 10. Mai 1945 wiedereröffnet, um dem Plan zuvorzukommen, das Haus als Ausweichquartier für das Burgtheater zu nutzen. 1952 wurde neben dem Theater an der Burggasse ein von Josef Müllner geschaffenes Denkmal für die populäre Volksschauspielerin Hansi Niese errichtet. Dort befindet sich auch ein Denkmal für Direktor Rudolf Beer, der 1938 nach einer Misshandlung durch Nazischläger Selbstmord beging.
1980/81 schließlich wurde die Kuppel wiedererrichtet und das Haus nach den Originalplänen generalsaniert. Als Büsten an der Fassade wurde jedoch statt der ursprünglichen Dichter Schiller, Lessing und Grillparzer das österreichische Dichter-Dreigestirn Raimund, Grillparzer und Nestroy gewählt.[2]
Der Zuschauerraum des Volkstheaters ist einer der letzten im Originalzustand erhaltenen in Wien und war ehemals der größte des deutschen Sprachraums, sogar größer als im Burgtheater. Ursprünglich hatte das Theater 1901 Plätze (1401 Sitzplätze, 500 Stehplätze), nach dem Zweiten Weltkrieg 1539, nach der Generalsanierung 1980/81 1148, in den 1990er Jahren 970 Plätze, heute nur mehr 832 Plätze. Das Volkstheater ist damit die zweitgrößte Sprechbühne Wiens und die drittgrößte im deutschen Sprachraum. Im Sommer 2015 wurde eine Zuschauertribüne eingebaut, die für die Besucher mehr Komfort, bessere Sicht und Akustik bedeutet.[3]
Ab Sommer 2015 sollte das Theater um rund 35 Millionen Euro generalsaniert werden. Im August 2014 wurde dafür eine Spendenaktion gestartet, mit deren Hilfe bis Ende Dezember 2014 30.000 Euro gesammelt wurden.[4][5][6] Aus unterschiedlichen Gründen musste die Generalsanierung auf 2019 verschoben werden.[7] Mit Saisonende 2018/19 begannen die Vorbereitungsmaßnahmen für die Außen- und Innensanierung des Hauses. Die Kosten für das Revitalisierungsprojekt 2019/20 sollten 27,3 Millionen Euro betragen. Ende 2019 fiel der letzte Vorhang im Haupthaus, dann diente die Halle E im MuseumsQuartier als Ausweichquartier.
2017 wurde der Vorplatz des Theaters Arthur-Schnitzler-Platz benannt. Die offizielle Adresse des Theaters lautet seither Arthur-Schnitzler-Platz 1.
Im Herbst 2019 begannen die aktuellen Sanierungsarbeiten. Damit beauftragt wurde die ArGe Volkstheater: FCP, Dietrich Untertrifaller Architekten, Architekt van der Donk. Sie orientierten sich an den Originalplänen der Entstehungszeit. Noch während des Spielbetriebes in der Saison 2019/20 wurde entsprechend den restauratorischen Befundungen mit den Arbeiten an der vielfältig strukturierten Fassade begonnen. Die Erhaltungsmaßnahmen der Innenräume umfassten neben der Reinigung und Neufassung der historischen Oberflächen im Theatersaal, der Roten Bar sowie der Gänge und im Foyer gegebenenfalls auch eine notwendige Ergänzung. Die Beleuchtungen im Zuschauertrakt wurden, so es sich um historische Beleuchtungskörper handelte, saniert bzw. erneuert. Im Foyer z. B. wurden die Elektrokerzenhalter in Anlehnung an den Originalzustand der Entstehungszeit durch Glaskörper im Stil des Historismus ersetzt.
Zu Gunsten der Barrierefreiheit wurde u. a. auch der Eingang zur Tageskassa adaptiert, die Türen wurden mit einem motorischen Türöffner ausgestattet und die verschiedenen Ebenen des Hauses mit einem neuen Personenaufzug erschlossen. Die weiteren baulichen Maßnahmen umfassten sowohl den Bühnen- als auch den Zuschauertrakt. Der Bühnenraum Richtung Burggasse wurde erweitert und eine neue Seitenbühne samt neuem Anlieferungsportal errichtet sowie die Bühnentechnik erneuert. Außerdem neu sind das Café an der Südfassade[8] des Hauses, die Lüftungsanlagen, Garderoben, WC-Anlagen, Verwaltungsräume und die Tageskassa. Wie schon zu seiner Entstehungszeit legte man auch bei dieser Generalsanierung großes Augenmerk auf den Brandschutz.[9][10]
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