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In Seite Glokalisierung:

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„Glokalisierung“ bezeichnet die Verbindung und das Nebeneinander des vieldimensionalen Prozesses der Globalisierung und seiner lokalen bzw. regionalen Auswirkungen, Auslöser und Zusammenhänge. Häufig ist das Geschehen an einem bestimmten Punkt in der Welt von lokal-regionaler und gleichzeitig von global-überregionaler Bedeutung. Der Prozess der Globalisierung wird im eigenen Leben und Alltag fassbar. Somit ist Glokalisierung die lokale Auswirkungs- und Erscheinungsebene, aber auch lokale Triebfeder der weltumspannenden Globalisierung. Aufgrund globaler und gleichzeitig lokaler Vernetzungen entstehen Netzwerke, die zum einen für die Bildung transnationaler Produktions- und Vermarktungsstrukturen verantwortlich sind und zum anderen für die Veränderung der jeweiligen Kulturen.

Glokalisierung lässt sich unter verschiedenen Aspekten beobachten. Sie besitzt unter anderem eine kulturelle, ökonomische, politische und soziologische Dimension.

Kulturell betrachtet, können Individuen dank dieser Verbindung ihre Identitäten und kulturellen Besonderheiten bewahren. Eine Vertreterin dieser Sichtweise ist die deutsche Soziologin Gabriele Klein. Glokalisierung impliziert demnach auch die Forderung nach einer Rückbesinnung auf Identität und Besonderheiten des Einzelnen. Ein der Glokalisierung verwandter Begriff ist daher der der Globalisierung der Biografien, da die Globalisierung für jedes Individuum lokal verständlich und erlebbar wird. Vor Ort lässt sich das Aufeinandertreffen von Gegensätzen und unterschiedlichen Kulturen beobachten. Gleichzeitig bezeichnet Glokalisierung auch eine Form der Weltoffenheit, bei der alle Kulturen anerkannt und respektiert werden und dennoch regionale Verwurzelungen erhalten bleiben.

Ökonomisch gesehen lässt sich die Glokalisierung folgendermaßen beschreiben: Produktion, Management und Verwaltung eines transnationalen Konzerns (TNK) werden immer lokal verortet, dagegen sind unternehmerische Aktivitäten wie der Verkauf von Produkten global organisiert. Aufgrund lokaler/regionaler Besonderheiten passen TNKs ihre Produkte, deren Vermarktung und insbesondere die Organisation ihrer Herstellung den jeweiligen lokalen Bedingungen zur Wertschöpfung an. Diese können regionale Marktbedürfnisse sein oder auch die lokale Infrastruktur, der Hochschulbestand oder die Forschungslandschaft. Diese Glokalisierungsaktivitäten zeigen sich auch bei vielen klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU). Laut der Wirtschafts- und Sozialforschung müssen sich KMUs (genauso wie TNKs) zur Erhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit und zur Erwirtschaftung von Gewinnen zwangsläufig auf globalen Märkten engagieren oder andere internationale Strategien einschlagen. Somit bezeichnet Glokalisierung den Doppelcharakter von Herstellung lokaler systemischer Wettbewerbsfähigkeit einerseits und Einbindung in den Weltmarkt andererseits. Die unterschiedlichen Bedürfnisse diverser regionaler Märkte sind im internationalen Konkurrenzrahmen gesehen das Gegengewicht zu einem befürchteten weltweit einheitlichen Waren- und Dienstleistungsmarkt. Beispiele für die „Lokalisierung“ von global vertriebenen Produkten sind die Anpassung von Keksen an nationale Vorlieben (Geschmack, Konsistenz etc.) oder die Anpassung von Computerspielen (Übersetzung in die jeweilige Sprache, Beachtung nationaler Gesetzgebung zur Gewaltdarstellung usw.). Um im Wettbewerb zu bestehen, sind Unternehmen also gezwungen, „lokale“ Besonderheiten zu beachten.

In der politischen Dimension lässt sich die Glokalisierung an folgenden Geschehnissen beobachten: Nationalstaaten geben ihre Kompetenzen in immer größerem Maße ab und zwar nicht nur nach oben an Bündnisse wie z. B. der EU, sondern auch nach unten an die Gliedstaaten eines Nationalstaats bzw. die verschiedenen Regionen (Subsidiarität). Allerdings muss bedacht werden, dass in föderalen Staaten (z. B. USA, Russland, Deutschland, Mexiko, Schweiz) ein beträchtliches Wachstum der Bundesebene, also eine faktische Zentralisierung, stattfindet. Zudem steigt die Anzahl von nichtstaatlichen Organisationen immer weiter an, die im globalen ebenso wie im lokalen Rahmen ebenfalls wachsenden Einfluss genießen.

Glokalisierung wird von einigen Fachleuten auch als Makrotrend oder Megatrend bezeichnet, d. h. sie beinhaltet langfristige Triebkräfte, die Wirtschaft und Gesellschaft über mehrere Jahrzehnte hinweg nachhaltig verändert haben.

Als kritischer Beobachter der Glokalisierung gilt der Schweizer Philosoph Stefan Zenklusen. Bereits 2007 übte er in einem Text scharfe Kritik an der Generalthese der cultural studies und anderer Wissenschaftszweige, die Globalisierung führe kulturell zu mehr Pluralismus, Diversität und Hybridität.[1] Im Prozess der Glokalisierung macht Zenklusen das Verschwinden überregionaler, nationaler und internationaler Vermittlungsinstanzen aus. Die Großstädte kapselten sich ab und würden (ähnlich wie in der frühen italienischen Neuzeit) zu Stadtstaaten, deren Verständnishorizont an den Stadtgrenzen ende. Die dort dominierende Mentalität abstrahiere vom umliegenden, überregionalen Territorium und richte sich nur noch an Metropolen anderer Länder aus. Parallel hierzu fördere die Glokalisierung auf dem Land die Regionalisierung, die aber des überregionalen und internationalen Verständnisses verlustig gehe. Sowohl der städtische als auch der ländlich-regionale Lokalismus würden kulturell und sprachlich mit dem Globalismus verschmelzen, der aber nicht international, sondern vorwiegend angelsächsisch sei. Generell unterminiere die Glokalisierung die Öffnung zum Nachbarn und fördere in regressiver Weise Stammesidentitäten.[2]

Der italienische Politiker und Unternehmer Piero Bassetti gab 2008 mit anderen zudem das Glokalistische Manifest heraus, das als Kerngedanken Ansichten zu Mobilität und Migration, dem Globalen Dorf und sozialen Netzwerken enthält.[3] Das FabCity-Netzwerk mit dem Ziel lokaler, aber digital vernetzter Produktion beruft sich auf den Glokalismus.[4]