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In Seite Labyrinth:

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Im nur in unvollständigen Abschriften erhaltenen Architekturtraktat des Antonio Averlino (genannt Filarete) aus dem 15. Jahrhundert finden sich drei Zeichnungen von Labyrinthen, die offenbar Entwürfe für Verteidigungsanlagen waren. In Sebastiano Serlios Sette libri dell'architettura („Sieben Bücher über die Architektur“) werden im vierten Buch (1537) zwei quadratische Labyrinthe dargestellt, eines mit fünf, das andere mit sieben Umgängen. Sie dürften als ornamentaler Schmuck oder als Pflanzschema für Blumen oder Kräuter gedacht sein und treten in der Folgezeit zahlreich an anderen Stellen auf.

Im Palazzo ducale in Mantua befindet sich ein beschädigtes Fresko eines unbekannten Meisters, das zwischen 1521 und 1523 entstanden sein dürfte und den Olymp inmitten eines Wasserlabyrinths zeigt. Im Palazzo del Te in Mantua sind zahlreiche Darstellungen von Labyrinthen und mit Bezug zum Minotauros-Mythos, meist als Impresen vorhanden.

In der späten Renaissance treten Muster auf, die sich durch zahlreiche Verzweigungen und Sackgassen von den Wegesystemen der bis dahin bekannten Labyrinthe deutlich unterscheiden. Diese Irrgärten sind eine eigenständige Entwicklung. Die ersten begehbaren Irrgärten finden sich in norditalienischen Gärten, Anlagen mit kopfhohen Wänden entstehen im italienischen Manierismus. Die frühen Irrgärten sind meist aus Spalierhecken gebildet, beschnittene Hecken treten verstärkt erst im Barock auf. Im Gegensatz zum unverzweigten Labyrinth zeichnen sich Irrgärten durch ein komplexes Wegenetz mit zahlreichen Abzweigungen, Kreuzungen und Sackgassen aus. Irrgärten vermitteln die Gefahr des Irrgangs, das Vergnügen der Zielsuche und das Spiel des Versteckens. Viele Irrgärten des Barock wurden in den Lustgärten von Residenzschlössern zum Zeitvertreib der höfischen Gesellschaft angelegt, sie finden sich aber auch als Attraktion für jedermann in den Gasthausgärten in den Niederlanden des beginnenden 17. Jahrhunderts. In England ließ Heinrich VIII. 1690 einen Irrgarten in Hampton Court anlegen, der 66 × 25 m misst und noch heute erhalten ist.[1]

Das Entstehen der Irrgärten stellt eine Parallelentwicklung dar, die das Labyrinth weder als Schmuck noch als Symbol verdrängte.

In den Emblembüchern des 16. bis 18. Jahrhunderts werden Labyrinthdarstellungen als Warnungen vor der Verwicklung des Menschen in die „sündige Welt“ verwendet. In der Tafelbildmalerei finden sich zwei Gartenlabyrinthe bei Lucas van Valckenborch von 1584 und 1587. Bartolomeo Veneto malte um 1510 einen jungen Mann mit einem runden Labyrinth auf der Brust und einem mit Salomonsknoten geschmückten Mantel.

Ein Fußbodenlabyrinth schmückt einen Saal im Rathaus von Gent (helle und dunkle Fliesen, 13 × 11 m, von 1533), es bildet das zerstörte Fußbodenmosaik der Klosterkirche von St. Bertin in Saint-Omer nach. In der Kathedrale von Ely (Cambridgeshire) wurde 1870 ein Fußbodenlabyrinth neu geschaffen (schwarze und weiße Fliesen, 6 × 6 m). Ein Beispiel für ein Pflasterlabyrinth findet sich im Ende des 19. Jahrhunderts begonnenen Neuen Rathaus in München. Es liegt im linken Innenhof und stellt ein auf neun Umgänge verkleinertes Muster vom Chartres-Typ dar (17,5 × 18,5 m). Im Thorvaldsen-Museum in Kopenhagen befindet sich ein Fußbodenlabyrinth (römischer Typ, rote und weiße Fliesen, etwa 5 × 5 m, 1839–48).

Die Häufung der Steinsetzungen mit diesem Muster an den Küsten Skandinaviens ist auffällig. Nur wenige scheinen aus dem Mittelalter zu stammen, die meisten Bauwerke fallen in das 18. und 19. Jahrhundert. Beispiele: auf Blå Jungfrun (Gotland, erstmals 1741 beschrieben), Steinvåg bei Gamvik (Finnmark) und zwölf Steinlabyrinthe auf den Solowezki-Inseln (Weißes Meer). Die 35 Labyrinthe auf Bolschoi Sajazki, einer der den Solowezki-Inseln im Weißen Meer, (lokal vavilonsBabylons – genannt) sind die weltweit größte, noch erhaltene Konzentration von Labyrinthen. Sie sind undatiert.