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In Seite Geschichte der Psychologie:

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In den 1930er Jahren erlebte die Psychologie, insbesondere die Gestaltpsychologie, die neben dem Behaviorismus führende Strömung der Psychologie, einen regelrechten Kahlschlag durch die Nationalsozialisten. Kurt Lewin ist ein typisches frühes Beispiel: Als Mitarbeiter an Wolfgang Köhlers Institut leistete er bahnbrechende Arbeit. 1933 emigrierte er – als Jude höchst gefährdet – in die USA und gab dort u. a. der Organisationspsychologie vitale Impulse. Viele wichtige Forscher konnten zunächst aber nicht fliehen oder dachten auch nicht daran, erhielten aber zunehmend Lehrverbote (z. B. wegen politischer Äußerungen, Einstehen für jüdische Kollegen, oder z. B., weil sie mit jüdischen Frauen verheiratet waren usw.), was sich natürlich auf die Entwicklung der zum Teil direkt mitbetroffenen Assistenten, Doktoranden und auch fortgeschrittenen Studenten massiv auswirkte. Die deutschen Psychologischen Institute wurden schnell klein gemacht. Die angesehene Forschung in der deutschen Psychologie kam rasch nach 1933 für viele Jahre weitgehend zum Erliegen, im Krieg dann erst recht; auch die entbehrungsreiche Nachkriegszeit machte Forschung in Deutschland beinahe unmöglich, was sich im Grunde bis weit in die 1950er Jahre hinzog. Der Mehrheit gelang die Flucht nicht, es kam zu Inhaftierungen und sehr viele kamen um, auch viele noch Namenlose. Die verbliebenen Psychologen wurden dann zunehmend in der Wehrdiagnostik eingesetzt. Sigmund Freud prägte 1920 den Begriff der „Maschinengewehre hinter der Front“ für Psychologen und Psychiater, die ihre Aufgabe darin sahen, Soldaten schnellstmöglich wieder kampfbereit zu machen und dabei unmenschliche und gegen jede medizinische Ethik verstoßende Methoden anwandten, um den Anforderungen des politischen Geschehens zu genügen.

Diesem Ziel musste sich auch die verbliebene universitäre Ausbildung unterordnen. Hier und da wurde zwar versprengt noch gestaltpsychologisch geforscht, wobei sich aber auch diese „politisieren“ musste; so wurden z. B. die Gestaltgesetze als Beleg der Rassenideologie herangezogen (Gesetz der Nähe z. B.). Auch das dann maßgebliche Gebiet der Diagnostik wurde verändert, so wurden auch zunehmend Ideologien der Nazis verarbeitet, es wurden dann auch Formen der „Ausdrucks-“ und „Charakter’psychologie'“ mit verwendet (hierzu gehören z. B. die Verwendung der Kretschmer'schen Konstitutionstypen, die Typenlehre von Erich Rudolf Jaenschh und auch Ansätze von C. G. Jung wurden verwendet und natürlich die Rassenlehre). Das war auch darin begründet, dass sich die wissenschaftliche psychologische Diagnostik der „Diagnostik“ nach Rassenlehre, Charaktertypen und v. a. Gesinnung unterordnen musste. Auch hier zeigt sich ein weiterer Bruch mit der Psychologie als Wissenschaft, wie sie von Wundt und seinen Nachfolgern gedacht war. Infolgedessen wurden auch weitere pseudo-psychologische und pseudo-wissenschaftliche Ideen und Ideologien mit spekulativen, verschwommenen „Theorie“-Konzepten als Psychologie definiert und als solche „wissenschaftlich“ gelehrt, wozu auch „psychologische“ Aspekte der Vererbungs- und Rassenlehre, sowie der Rassenhygiene gehörten. Auch Hitlers Mein Kampf war Standardlehrbuch der Psychologie, in dem „psychologische Axiome“ definiert wurden.

Schließlich wurde ein von der ursprünglichen Idee her primär berufsqualifizierender Abschluss namens Diplom eingeführt. Das Diplomstudium der Psychologie wurde in Deutschland 1941 eingerichtet, unter gleichzeitiger Betonung einer berufspraktischen Qualifikation als Wehrpsychologe mit Schwerpunkt Diagnostik. Die praktische Psychologie beschränkte sich ohnehin auf die Diagnostik. Das einzige Berufsfeld für Diplom-Psychologen außerhalb der Universität war die Diagnostik bei den Arbeitsämtern und v. a. in der Wehrmacht. Ausgeweitet wurde die Lehre von Psychologen nur auf die Schulung von Lehrern, wobei es aber noch keine Schulpsychologen gab und v. a. auf die Unterweisung von Ingenieuren in Psychotechnik, die sich aber wieder weitgehend auf die Feststellung von (Arbeits-)Leistung beschränkte. Zusammen mit der vereinzelten gestaltpsychologischen Forschung kann man die Unterweisung in eingeschränkter Psychotechnik vielleicht als kläglichen Rest der Wissenschaft Psychologie im Dritten Reich bezeichnen.

Psychotherapie durch Psychologen gab es so damals noch nicht, auch die Klinische Psychologie gab es noch nicht, diese wurde erst viel später in den USA begründet. Man kannte damals nur Nervenärzte (Psychiater), die nicht nur im Gesundheitsbereich, sondern auch in Beratungseinrichtungen und in Jugendämtern arbeiteten. Es gab auch Pläne, rassenpsychologische Ansätze für die Bevölkerungspolitik und Siedlungsplanung zu verwenden.

Die vielfach behauptete Idee, Psychologie sei erstmals von den deutschen Nationalsozialisten systematisch und flächendeckend insbesondere zur Manipulation und Propaganda herangezogen worden, ist umstritten. Die Psychologie verfügte über wenig Erkenntnisse, die entsprechend praktisch nutzbar gewesen wären. Durch die weitgehende Vernichtung der Psychologie als akademischer Wissenschaft in Deutschland konnten gar keine entsprechenden Instrumente bereitstehen, weil sich der Fokus in andere Bereiche wie Ausdrucks- und Charakterpsychologie und Rassenlehre verschoben hatte. Zwar wurden große Forschungsvorhaben auch außerhalb der Universitäten staatlich gefördert.[1] Doch letztlich investierten und forschten die USA intensiver, erfolgreicher und nachhaltiger und wurde somit Ende der 1940er Jahre zur führenden Psychologie-Nation, Hier wurden dann im Lauf des Zweiten Weltkrieges wissenschaftliche Methoden entwickelt, die heute in die Bereiche der Meinungsforschung und -beeinflussung, bzw. der empirischen Sozialforschung und der Wirtschafts-, Organisations- usw. -psychologie fallen.