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In Seite Edgar Julius Jung:

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Diese persönliche Antipathie, zu der ideologische Differenzen hinzukamen, setzte sich in späteren Jahren fort: Anlässlich der Harzburger Tagung vom Herbst 1931 warnte Jung, dass Hitler in seinen Augen eine Mischung aus Al Capone und Antichrist sei, und drängte seine konservativen Gesinnungsfreunde, dass sie alles in ihren Kräften stehende tun müssten, um zu verhindern, dass Hitler „auch nur einen Tag an die Macht“ gelangen würde.

Nach der Bildung der Regierung Hitler am 30. Januar 1933 gelang es Jung auf Vermittlung von Hans Humann, in engere Beziehung zu Franz von Papen zu treten. Dieser amtierte als Vizekanzler und sollte nach dem Willen des Reichspräsidenten als Aufpasser dafür sorgen, dass Hitler in maßvoller Weise regieren werde. Seit Mitte Februar 1933 betätigte Jung sich hinter den Kulissen als politischer Berater und als Redenschreiber von Papens.

Im Verborgenen begann Jung im Spätsommer 1933 damit, systematisch ein Netzwerk aus Gegnern des neuen Regimes zu knüpfen, mit dem er hoffte, die NS-Diktatur bei sich bietender Gelegenheit zu stürzen. In dieses band er nicht nur Militärs, konservative Intellektuelle, Aktivisten und Beamte sowie Vertreter des politischen Katholizismus ein, sondern er integrierte auch Vertreter der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften, wie Julius Leber und Artur Zickler in dieses, nachdem er unter Überwindung früherer Vorurteile und Gegnerschaften eine Neubewertung der Kräfte der politischen Linken in Deutschland vorgenommen hatte: Während Jung die Sozialdemokratie in den 1920er Jahren entschieden abgelehnt hatte, hatte er bereits Anfang der 1930er Jahre begonnen, diese im Vergleich zum Nationalsozialismus als eine durchaus achtenswerte und konstruktive Bewegung anzusehen und Ende 1932 sogar erwogen, in die SPD einzutreten, um ihren Apparat für den Kampf gegen die NSDAP zu benutzen. Angesichts der Realität der NS-Herrschaft gelangte Jung dann im Herbst 1933 zu dem Fazit, dass die Nationalsozialisten der wahre Feind des Wohlergehens von Deutschland und Europa seien, der ausgeschaltet werden müsse. Seine linken Gegner von einst erkannte er nun als Ehrenmänner und im Vergleich zu den gegenwärtigen Machthabern hochstehende Menschen an. Zu Zickler erklärte er Ende 1933: „[Ich habe nun fast ein Jahr die Diktatur der Nazis beobachtet] Jetzt möchte ich jedem Sozialdemokraten um den Hals fallen!“[1]

Am 17. Juni 1934 hielt von Papen vor Marburger Studenten die von Jung verfasste Marburger Rede. In dieser Rede bekannte der Vizekanzler sich zwar zur Führerschaft Hitlers und bejahte auch das Bündnis zwischen konservativer und nationalsozialistischer Revolution, kritisierte aber andererseits explizit die gleichgeschaltete Presse, die kein Gesicht mehr habe, was dazu führe, dass jede Kritik in die Nähe der Feindschaft zum Staat gerate.[2] Weitere Missstände der nationalsozialistischen Herrschaft wurden angesprochen: Jung reklamierte ein geordnetes Wachstum anstelle von revolutionären Zuständen und erteilte dem Kollektivismus in Wirtschaft und Gesellschaft sowie dem Nationalsozialismus – unter Akzentuierung der sozialistischen Elemente der Bewegung – eine Absage. Von Papen forderte des Weiteren die ständische Neuordnung nach wilhelminischem Vorbild als ein Alternativmodell zur zweiten Revolution, wie sie durch die Parteilinke gefordert wurde, und verlangte die Abschaffung der NSDAP als Überbleibsel des Parteiensystems. Im Ganzen wurde der Eindruck suggeriert, der Nationalsozialismus stelle nur ein ephemeres Durchgangsstadium im Zuge eines gesamteuropäischen Umwandlungsprozesses dar.

Jung hatte beabsichtigt, durch diese Rede ein Fanal für die jungkonservative Konterrevolution gegen den Nationalsozialismus zu setzen. Seine die Realitäten verkennenden Vorstellungen sahen die Verhängung des Ausnahmezustandes durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, auf den von Papen erheblichen Einfluss ausübte, die Bildung eines Direktoriums unter Einbeziehung von Hitler und Göring und die Ausschaltung der NS-Radikalen vor. Eine landesweite Verbreitung der Marburger Rede durch eine Verlesung im Radio wurde von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels verhindert.

Jung und einige andere Mitarbeiter von Papens (später als Edgar-Jung-Kreis bezeichnet) beabsichtigten in Anbetracht des vorhersehbaren Ablebens Hindenburgs, ihre Pläne von der konservativen Revolution gestützt auf den Oberbefehl des Reichspräsidenten über die Reichswehr umzusetzen. Hindenburg sollte durch von Papen, der am 30. Juni eine Audienz beim Reichspräsidenten haben würde, dazu bewogen werden, ein staatsstreichartiges Eingreifen der Reichswehr in die schwelende Staatskrise des Jahres 1934 zu veranlassen.

Aus Verärgerung über die Marburger Rede gab Hitler Heinrich Himmler am 25. Juni 1934 die Erlaubnis, Edgar Jung verhaften zu lassen. Die Verhaftung durch die Gestapo erfolgte bereits am Abend desselben Tages in Halensee, wo Jung seit einigen Monaten eine möblierte Wohnung gemietet hatte.[3] Eine erste Intervention von Papens bei Hitler zugunsten seines Redenschreibers am 28. Juni verlief erfolglos: In seinem Tagebuch vermerkte der NS-Parteiideologe Alfred Rosenberg: „Der Führer erzählte, daß er Dr. Jung, den Verfasser der unglaublichen Papen Rede [sic!], habe verhaften lassen. – Gerade läßt der Vice-K.[anzler] anfragen, ob der Führer ihn noch heute empfangen könnte. Hitler lacht: ‚Der kommt wegen seines Dr. Jung!‘ Und läßt ablehnen.“[4] Bei einer späteren Intervention von Papens versicherte Hitler diesem wiederum, Jung sei zu „seiner eigenen Sicherheit“ in Schutzhaft genommen worden, zudem sei bei der Durchsuchung von Jungs Wohnung belastendes Material über landesverräterische Beziehungen Jungs zur österreichischen Regierung gefunden worden.[5]

Die verbliebenen Mitarbeiter von Papens versuchten in den folgenden Tagen die gemeinsamen Staatsstreichpläne gegen die Regierung Hitler und die NSDAP weiter umzusetzen: An einem für den 30. Juni 1934 geplanten Besuch auf dem Gut des Reichspräsidenten in Ostpreußen sollte von Papen Hindenburg dazu bewegen, den Reichsnotstand zu erklären und der Reichswehr den Befehl zum Vorgehen gegen SA, SS und NSDAP zu erteilen. Noch am selben Tag setzte der NS-nahe Generalmajor der Reichswehr Walter von Reichenau, der über diese Absichten Kenntnis erlangt hatte, die Führer der SS, Himmler und Heydrich, mit denen er seit längerem politisch verbündet war, über diese Pläne in Kenntnis. Mehrere Zeugen der Ereignisse vermuteten später, dass diese Wendung das Todesurteil für den inhaftierten Jung bedeutete.

Die genauen Umstände von Jungs Ende sind nicht vollständig gesichert: Fritz Günther von Tschirschky gibt in seinen Memoiren an, Jung noch einmal kurz am 30. Juni im Keller des Gestapo-Hauptquartiers in der Prinz-Albrecht-Straße getroffen zu haben.[6] Seraphim zufolge wurde Jung dort noch am selben Tag im Zuge der „Röhm-Affäre“ erschossen.[4] Andere Darstellungen geben demgegenüber an, Jung sei noch ins KZ Oranienburg überführt und dort in der Nacht zum 1. Juli erschossen worden. Jungs Freund Edmund Forschbach zieht diese Angabe in seiner Biografie Jungs jedoch ausdrücklich in Zweifel.[7]