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In Seite Russlandfeldzug 1812:

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Auf beiden Seiten haben nur wenige Gefangene überlebt. Russische Soldaten, die in französische Gefangenschaft gerieten, bekamen kaum etwas zu essen, besonders auf dem Rückzug, da die Wachmannschaften selbst nicht genug zum Leben hatten. Hin und wieder erhielten die Gefangenen Teile von Pferdekadavern. Wer körperlich so geschwächt war, dass er unterwegs zurückblieb, wurde getötet. Mit Ausnahme der Offiziere wurden verwundete Russen meistens nicht versorgt, denn man war bereits mit der Versorgung der eigenen Verwundeten hoffnungslos überfordert. Sie wurden geplündert – begehrt waren gefüllte Brotbeutel, Alkohol, Geld und Wertsachen – und einfach liegen gelassen. In den meisten Fällen war das ihr Todesurteil. Nach Baumbach fand man noch elf Tage nach der Schlacht von Borodino lebende russische Verwundete, die großen Hunger und Not litten.

Soldaten Frankreichs, die in russische Gefangenschaft gerieten, hatten es oft nicht besser. Viele wurden von Kosaken geplündert, häufig einschließlich ihrer Kleidung, Schuhe oder Stiefel und mussten bei eisiger Kälte barfuß und fast nackt marschieren. Nur wenige haben das überlebt; wer liegen blieb, wurde getötet. Der Zar sah sich gezwungen, eine Belohnung für jeden Gefangenen auszusetzen, der lebend abgeliefert wurde. Die Kosaken wurden meist zur Aufklärung und für überraschende Überfälle eingesetzt. Von der regulären russischen Armee wurden die Gefangenen meist ordentlich behandelt. Löwenstern berichtete von französischen Nachzüglern, die das Feuer seiner Soldaten sahen und sich zu ihnen gesellten. Russen und Franzosen saßen gemeinsam am Feuer und am nächsten Morgen zogen die russischen Soldaten weiter. Gefangene hätten sie nur behindert. Löwenstern berichtete aber auch von einem Massaker durch die Zivilbevölkerung. Als er mit seinen Soldaten in einen Ort kam und die Einwohner ihre russischen Uniformen erkannten, fielen sie über unbewaffnete französische Nachzügler her. Es gibt eine Reihe von Berichten über Folterungen und Morde an französischen Gefangenen durch die russische Zivilbevölkerung.

Die meisten Soldaten der Grande Armée, die in Russland in Gefangenschaft gerieten, starben an Krankheiten. Einfache Soldaten, häufig unterernährt, zum Teil verwundet und ohne ausreichende medizinische Versorgung, hatten bei einer Krankheit nur geringe Überlebenschancen. Der bayerische Feldwebel Josef Schraefel überlebte die Gefangenschaft, obwohl er krank wurde. Er berichtete, dass die Toten während des Winters im Wald gestapelt wurden.[1] Seine Frau Walburga, welche die Armee als Marketenderin begleitet hatte und nach seiner Gefangennahme bei ihm blieb, starb in Russland.