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In Seite Organisationstheorie:
"Das Erkenntnisinteresse der Strukturationstheorie nach Anthony Giddens ist die Vermittlung zwischen objektivistischen und subjektivistischen Positionen.[1] Das so entstehende theoretische Konstrukt, das auf der wechselseitigen Voraussetzung von Handlung und Struktur basiert, erklärt die Reproduktion sozialer Praktiken. Die Kernsätze der Strukturationstheorie, anhand derer sich auch der Neologismus Strukturation. ableiten lässt, lauten:
- „Die sozialen Akteure produzieren und reproduzieren durch ihre Handlungen die Bedingungen (Struktur), die ihr Handeln ermöglichen, und
- Strukturen sind sowohl das Medium als auch das Ergebnis sozialen Handelns.“[2]
Das zentrale Konzept der Strukturationstheorie stellt daher die Dualität von Struktur dar. Die wechselseitige Beziehung von Handlung und Struktur macht zudem deutlich, dass die Theorie auf einer prozessualen Perspektive basiert.
Handelnde Akteure sind mit praktischem Wissen um vorhandene Strukturen ausgestattet. Dieses Wissen ist entweder handlungspraktisch (hier ist dem Handelnden die Struktur nur als Erinnerungsspur bewusst) oder diskursiv (der Handelnde kann die Struktur genau benennen). Handlungspraktisches Wissen kann durch Information zu diskursivem Wissen werden. Darüber hinaus sind Akteure mit Intentionalität und Reflexionsmächtigkeit bezüglich ihres Handelns ausgestattet. Handlungen können nach Giddens nicht isoliert betrachtet werden und beziehen ihr Umfeld immer routinemäßig mit ein. Vom Akteur unerkannte Handlungsbedingungen beeinflussen sein Handeln. Diese Bedingungen stehen in Wechselwirkung mit nicht intendierten Handlungsfolgen, den Strukturen. Strukturen sind somit sowohl Bedingung als auch Ergebnis von Handlungen. Das begrenzte menschliche Bewusstsein für diese Bedingungen und Folgen begründet nach Giddens die Existenzberechtigung der Sozialwissenschaften, denn ihre Aufgabe ist es durch methodisches Vorgehen Wissen zu generieren, das über jenes der Laienakteure hinausgeht, denen Strukturen nur im Dunklen bewusst sind.
Als Orientierungshilfe für die Methodik der Strukturationstheorie dient das Klassifikationsschema der Strukturdimensionen. Hiernach sind Signifikation (verstanden als Konstitution von Sinn) und Legitimation (verstanden als Rechte und Verpflichtungen) Strukturdimensionen, die als Regeln bezeichnet werden. Sie manifestieren sich in der Interaktion als Kommunikation und Sanktion. Die Strukturdimension der Herrschaft bezeichnet Giddens als Ressource, welche durch die Handlungen der Akteure die Struktur der Macht erzeugt. Die so kontinuierlich reproduzierten Beziehungen zwischen Akteuren oder Kollektiven, die sich in kontextgebundenen sozialen Praktiken manifestieren, bezeichnet Giddens als soziales System. Handlung und Struktur sind nur analytisch voneinander zu trennen und werden in der Strukturationstheorie mit der Analyse des strategisch-intentionalen Verhaltens und der institutionellen Analyse untersucht, welche ebenso in Wechselwirkung stehen wie ihre Untersuchungsgegenstände. Hier führt die theoretische Vermittlung von Handlung und Struktur zur methodischen Vereinigung von Verstehen und Erklären.
Die Strukturationstheorie nach Anthony Giddens grenzt sich somit klar von rein objektivistischen (Strukturalismus, Funktionalismus, Situativer Ansatz) und auch von subjektivistischen (interpretative Ansätze, Hermeneutik, Organisationskulturansatz) Ansätzen ab, indem dem Handelnden eine aktive Rolle eingeräumt und die eingrenzende Wirkung von Strukturen beachtet wird. Dieser Aspekt ist auch der Ausgangspunkt für eine Kritik an der Strukturationstheorie. Um beiden Seiten der Argumentation gerecht zu werden, bleiben Begriffseingrenzungen bei Giddens unklar. Der Einbezug der Rationalität der Akteure ohne der Abwägung ihrer Folgen kann als objektivistische Ausrichtung gedeutet werden, der sich Giddens eigentlich zu entziehen versucht. Zudem bleiben zentrale Fragen unbeantwortet, die durch die Argumentation Giddens entstehen. Folgenschwer ist weiterhin, dass der Autor zentrale Begrifflichkeiten (wie bspw. Rationalisierung des Handelns) unterschiedlich definiert und das Konzept der Dualität von Struktur dadurch ausgehebelt zu sein scheint.
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