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In Seite Erik IX.:

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Der Kult um den heiligen Erik ist im Zusammenhang mit dem Olavskult in Nidaros zu sehen. Das Erzbistum Uppsala war 1164, also 10 Jahre nach dem Erzbistum Nidaros, gegründet worden. Im Gegensatz zum norwegischen Erzbistum blieb das schwedische Erzbistum dem dänischen Erzbistum Lund untergeordnet. Dies hatte Papst Alexander III. ausdrücklich so bestimmt. Das schwächte die Autorität des Erzbischofs in Uppsala, und so kam es im Mittelalter zu einem dauernden Bestreben, sich von der Vorherrschaft von Lund zu lösen. Für dieses Ziel sollte auch ein eigener Heiligenkult eingesetzt werden, der auch zu eigenen Einnahmen aus dem Pilgerwesen führen würde. Die früheste schriftliche Überlieferung, dass Erik zu Ehren ein Heiligenfest stattfand, ist in einem liturgischen Kalender aus dem Jahre 1198 enthalten, dem Vallentunakalender. Dort wird das Fest des Hl. Erik für den 18. Mai notiert. Vorher kann der Kult nur sehr lokal gewesen sein. Das schriftliche Material über die Domkirche in Alt-Uppsala erwähnt Erik in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts überhaupt nicht. Statt seiner tritt der Hl. Lars (= Laurentius) hervor. In einem Brief von 1232 nennt der Papst die Domkirche „titulo beati Laurentii Martiris insignita“. Eine Ursache dafür wird darin gesehen, dass dem Dom zu Uppsala lange Zeit ein eigens Domkapitel fehlte, das sich um einen Heiligenkult hätte bemühen können. Es wird zwar für das Ende des 12. Jahrhunderts von einem Domkapitel gesprochen, doch man weiß nicht, wie groß es war und wie es organisiert war. Es muss bald aufgelöst worden sein, denn der Papst stellt in einem Brief von 1224 fest, dass in Uppsala ein Domkapitel fehle. Erst in der Mitte des 13. Jahrhunderts werden energische Anstalten für einen Erikskult unternommen.[1] 1256 schrieb der Erzbischof Lars von Uppsala an den Papst und bat um die Gewährung des Ablasses für den Besuch des Grabes des Hl. Erik. Nun wurde Erik auch zum Kirchenpatron des Domes gemacht. Dies geschah im Zusammenhang mit der Verlegung des Erzbischofssitzes von Alt-Uppsala nach Östra Aros, wie das heutige Uppsala damals hieß. Alt-Uppsala war zu abgelegen, und der dortige Dom hatte daher zu wenige Besucher. Erst anlässlich dieser Umsiedlung kam Östra Aros als Todesort von Erik ins Gespräch. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass Östra Aros vor der Umsiedlung des Bischofssitzes irgendeine Bedeutung im Zusammenhang mit Eriks Tod hatte. Vielmehr ist davon auszugehen, dass der historische Todesort längst in Vergessenheit geraten war und die Geistlichkeit der Domkirche damit freie Hand hatte, den Todesort selbst zu bestimmen. Treibende Kraft war der Erzdiakon und spätere Erzbischof Folke Johansson aus dem mächtigen Ängel-Geschlecht, ein Verwandter der Königsfamilie. 1273 fand die feierliche Translation der Reliquien von Gamla Uppsala nach Ostra Aros statt. So ähnlich war bereits beim heiligen König Edmund von East-Anglia verfahren worden. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die heilige Quelle entdeckt; denn in Nordeuropa waren heilige Quellen für die Kultetablierung notwendig. Man findet sie bis nach Island verbreitet. Allerdings gelang es nicht, die Quelle im Kult zu verankern. Sie wird in keinem Mirakelbericht über Erik erwähnt und hatte auch sonst keine Bedeutung.

Treibende Kräfte in der Etablierung des Erikskultes waren besonders die Dominikaner und Franziskaner. Erzbischof Lars, in dessen Amtszeit erstmals der Erikskult erwähnt wird, war selbst Franziskaner. Der Verfasser der Erikslegenden war Prior des Dominikanerklosters in Sigtuna. Auch Erzbischof Johannes, der als Erster Erik in seinem Siegel führte, war vorher Prior in Sigtuna gewesen, und in vielen Wunderberichten treten Personen der beiden Bettelorden auf. Neben der Geistlichkeit war auch die Königsmacht an dem Erikskult interessiert. Der Anspruch Birger Jarls auf den Königsthron für seinen Sohn Valdemar wurde auf dessen über die Mutter hergeleitete Verwandtschaft mit dem Heiligen Erik gestützt. Die neue Dynastie stattete den Dom und das Kapitel mit Donationen großzügig aus. Eine Wundergeschichte im Zusammenhang mit Birger Jarl zeigt die Konkurrenz zu Olav dem Heiligen: Birger Jarl war Anfang 1290 schwer erkrankt. Sein engster Vertrauter Karl Tyske ging den heiligen Erik um Hilfe an, nachdem er durch das Los hatte bestimmen lassen, welchen Heiligen er anrufen sollte, Olav oder Erik oder St. Nikolaus. Natürlich fiel das Los auf Erik, und nach einem Gelübde für eine Wallfahrt genas Birger. Dieser Karl war der Bruder des späteren Erzbischofs in Uppsala Nils Kettilsson. Die Geistlichkeit, die Königsmacht und die Aristokratie von Uppland bildeten ein Netz um den Dom zu Uppsala und den dortigen Erikskult. Die Upplands-Aristokratie legte besonderen Wert auf eine irgendwie geartete Verwandtschaft mit Erik dem Heiligen, und die Heiligenlegenden um ihn erwähnen viele Aristokraten aus diesen Familien.

Trotz dieser Bemühungen konnte sich der Erikskult nicht über das Kernland in Uppland hinaus ausbreiten. Die nördlichen Gebiete des Erzbistums blieben vom Kult nahezu unbeeinflusst. Die Überrepräsentation der Geistlichen und der Aristokraten bei den überlieferten Pilgern lässt vermuten, dass der Eriks-Kult ein Elitekult blieb, der nie eine Verwurzelung im einfachen Volk fand.